Allgemeines:
Die Stiel-Eiche (auch Sommereiche) ist ein sommergrüner, bis zu 50 m hoher Baum, der zu den Buchengewächsen gehört und ca. 500−1.000 Jahre alt werden kann. Die zu den Lichtholzarten zählende Pflanze weist einen sich früh verzweigenden Stamm mit starker Borke auf, wobei das Kernholz dunkel (rötlich) erscheint. Es ist besonders pilzbeständig. Arzneilich genutzt wird die Rinde junger Zweige, die im Frühjahr geerntet wird. Das Holz ist insgesamt sehr hart und wasserfest. Die ledrigen, auf der Oberseite glänzenden, kurz gestielten und buchtig gelappten, ganzrandigen Blätter stehen wechselständig angeordnet. Ihre Grundform ist etwa eiförmig. Bei der einhäusigen, getrenntgeschlechtigen Pflanze findet man die hängenden Kätzchen (männliche) Blüten und die langgestielten weiblichen Blüten. Die ebenfalls langgestielte Frucht sitzt in einem sogenannten Fruchtbecher, der Cupula. Die Stieleiche bevorzugt kalkhaltige, eher feuchte Böden. Sie wächst meist in Mischwäldern in ganz Europa, Teilen Asiens und in Nord- und Mittelamerika.
Besonderes:
In Bezug auf die Wirksamkeit als Heilbaum ist die Stiel-Eiche mit der Trauben-Eiche gleichwertig. Die Eichenrinde enthält zu 8–20% Catechingerbstoffe, wobei dieser Gehalt bei langer Lagerung geringer wird. Eichenrinde zählt zu den effektvollsten Gerbstoffsubstanzen. Diese wirken zusammenziehend und entzündungshemmend. Die Gerbstoffe verfestigen die Schleimhäute, womit Krankheitserregern wie Bakterien die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Im Darm können so auch Gärungserreger bekämpft werden. Der Körper stößt alte Schleimhautanteile einschließlich der Bakterien ab und neues Gewebe kann sich bilden. Die stopfenden, schweißhemmenden und wundheilungsfördernden Eigenschaften der Gerbstoffe sind ebenfalls hilfreich.
Erwähnenswert scheint der sekundäre Pflanzenstoff Quercetin. Dies ist ein Flavonoid, welches als Antioxidans gilt, d.h. die Substanz kann freie Radikale reduzieren. Der antientzündliche und antimikrobielle Charakter ist ebenfalls nützlich. Allerdings kann Quercetin dosisabhängig gleichzeitig auch mutagen (erbgutverändernd) und toxisch (giftig) wirken. Ohne diese negativen Folgen ist das – in seiner chemischen Struktur sehr ähnliche – Flavonoid Taxifolin (Dihydroquercetin) möglicherweise besser anwendbar.
Anwendung:
Innerlich (Tee) und äußerlich (z.B. Spülungen, Gurgeln, Badezusätze) bei:
- Infektionen in Mund- und Rachenraum, Genital- und Analbereich
- Entzündungen der Haut und Schleimhaut
- Durchfall, Hämorrhoiden
- Erfrierungen und Verbrennungen der Haut
- Schweißfüße
Historisches:
Im Altertum war ein Kranz aus Eichenlaub für den Sieger gedacht (gleich dem Lorbeer). In fast allen Völkern stand (steht) die Eiche symbolisch für Dauerhaftigkeit, Zähigkeit, Kraft und Treue. In den verschiedenen Zeitströmen galt Eiche stets als positives Zeichen. Bis ins 18. Jahrhundert wurde in Hungerszeiten Brot aus Eicheln hergestellt. Als Kaffeeersatz diente Eicheltee, aus reifen und gerösteten Früchten hergestellt. Noch heute dienen manchmal Eicheln der Mästung von Schweinen.
Anmerkung:
Die medizinische Qualität der Eichenrinde ist im Europäischen Arzneibuch (Ph.Eur.) festgelegt. Die Stiel-Eiche betreffend gibt es eine lückenlose, über 2000 Jahre zurückzuverfolgende Datierungsreihe nach den Jahresringen (Dendrochronologie).
Hinweis:
Vom Einsatz bei Schwangeren, Kindern und Jugendlichen wird abgeraten.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium