Allgemeines:
Der Echte Ginseng (auch Asiatischer oder Koreanischer Ginseng) ist eine ausdauernde, krautige, etwa 30–60 cm hohe Pflanze, die zu den Araliengewächsen gehört. Der Wurzelstock setzt sich aus 1–2 Bündeln zylindrischer oder spindelartiger Wurzeln zusammen. Nach etwa 6 Jahren Wachstumszeit haben die Wurzeln, welche 8–12 cm Länge und einen Durchmesser von 2 cm erreichen können, die gewünschte hohe Konzentration an Wirkstoffen, wobei die höchste in den zarten Haarwurzeln zu finden ist. In der gleichen Zeit der Wachstumsphase entwickelt der Echte Ginseng pro Jahr nur ein Blatt, insgesamt also bis zu 6 Blätter. Die arzneilich genutzten Wurzeln sind bitter, mit süßlichem Nachgeschmack. Am Stängel stehen die gestielten, handförmig geteilten, stark gesägten Blätter in einem Wirtel zusammen. Im Gegensatz zur kahlen Oberseite weist die Unterseite kurze Härchen auf, die Trichome. Die unscheinbaren, weiß-grünen fünfzähligen Blüten wachsen in Dolden mit 30–50 Einzelblüten. Nach der Blüte entwickeln sich kuglige Früchte, die die weißen, etwa nierenförmigen Samen einschließen.
Der Echte Ginseng ist vor allem in den Misch- und Laubwäldern Koreas, Chinas und in Südrussland beheimatet. Heute wird die sehr langsam wachsende Pflanze weltweit angebaut, wobei Südkorea als die Nr. 1 gilt.
Besonderes:
Bis heute sind ungefähr 150 verschiedene im Echten Ginseng enthaltene Substanzen bekannt, die sich positiv in ihrer Gesamtheit auf den Körper auswirken. Als entscheidend darf man die etwa 30 Ginsenoside, die zu den Saponinen gehören, betrachten. Durch diese können Reaktions- und Leistungsfähigkeit generell gesteigert, Konzentration, Koordination und Gedächtnisleistungen verbessert sowie geistige Ermüdung verringert werden. Die roten Blutkörperchen erhöhen die Sauerstoffbindung, wodurch der Sauerstoffgehalt des Blutes insgesamt steigt und sich ebenfalls die Arbeitskapazität der Muskeln durch bessere Sauerstoffausnutzung verstärkt. Regenerationszeiten von z.B. Leistungssportlern können sich verkürzen.
Bekannt sind antioxidative, blutdrucksenkende und das Immunsystem stärkende Eigenschaften der Wurzel. Den Ginsenosiden hat die Wurzel krampflösende und entzündungshemmende Eigenschaften zu verdanken. Ginseng enthält ätherisches Öl mit Polyazetylenen, welche die Fließfähigkeit des Blutes unterstützen. Die Verklebung von Blutplättchen und damit die Pfropfbildung kann verhindert werden. Verschluss von Gefäßen ist ursächlich für Schlaganfall und Herzinfarkt. Phenole (Vanellin und Salizylsäure) schützen die Leber und gelten als stressmildernd, wogegen Peptide (Eiweiße) den Insulinspiegel regulieren helfen. Mikronährstoffe, z.B. Natrium, Kalium, Magnesium, Kalzium, Selen und Eisen unterstützen die Körperfunktionen. Ginseng wirkt bei jedem Menschen etwas anders, kann sich den körperlichen Gegebenheiten als sogenanntes Adaptogen anpassen.
Anwendung:
Innerlich (Fertigpräparate, Suppen‑, Kaffee‑, Tee‑, Gebäckzusatz, Gemüse, Sirup) bei:
- Konzentrationsschwäche, Erschöpfung, Müdigkeit, Burn-out-Syndrom
- Regeneration nach langwierigen Erkrankungen, Sport, nachlassender Leistungsfähigkeit
- Vorbeugend: Leberleiden, Asthma, Diabetes, Arteriosklerose, Krebs
In der Küche finden auch gedünstete, frittierte, gekochte oder gebratene Wurzeln Anwendung.
Historisches:
Seit über 2000 Jahren kennt man Ginseng in der chinesischen und koreanischen Heilpflanzenkunde als Universalmittel, Lebenselixier und Aphrodisiakum. Der wissenschaftliche Name „Panax“ bedeutet „allheilende Göttin“. Aufgrund der menschenähnlichen Form der Wurzel wird beim Ginseng auch von der Menschenwurzel gesprochen. Die Wurzeln waren immer schon kostbar und teuer, wurden früher mit Gold und Silber aufgewogen. Etwa 1610 gelangte die Pflanze nach Europa, wobei ihre Heilkraft erst im 18. Jahrhundert erkannt wurde.
Anmerkung:
Neben dem Koreanischen Ginseng werden noch andere Ginsengarten (z.B. Amerikanischer, Japanischer, Chinesischer Ginseng) zu Heilzwecken verwendet. Alle Arten stammen von der koreanischen Urform ab und enthalten wesentlich weniger Ginsenoside als diese. Die Taigawurzel wird manchmal auch als Sibirischer Ginseng bezeichnet, ist aber eine völlig andere Pflanze. Es gibt lediglich optische Ähnlichkeiten im verarbeiteten Zustand. Vom Koreanischen Ginseng werden zwei Handelsformen genutzt, der rote und der weiße Ginseng. Die rote Ginsengwurzel entsteht durch Wasserdampfbehandlung aus der weißen Form, kann dadurch nicht mehr schimmeln und ist für sehr lange Zeit konserviert. Allerdings geht diese Behandlung zulasten des Ginsenosidgehaltes.
Hinweis:
Neben- und Wechselwirkungen sind nicht bekannt, nach 3 Monaten sollte eine Behandlungspause erfolgen.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium