Allgemeines:
Der Gemeine Odermennig (auch Kleiner Odermennig) ist ein ausdauerndes, 30–100 cm hohes Kraut, das zu den Rosengewächsen gehört. Mit ihrem kriechenden Wurzelstock überwintert die Pflanze. An der Basis des aufrechten, kaum verzweigten und behaarten Stängels stehen Blätter rosettenartig dicht. In Richtung Stängelspitze zeigt sich eine wechselständige Anordnung der unpaarigen und gefiederten Blätter, deren Rand als gesägt bezeichnet wird. Im Gegensatz zur dunkelgrünen, zart behaarten Oberseite erscheint die Unterseite filzartig und hellgrün. Die goldgelben kleinen Blüten stehen in ährenförmiger Traube am Stängelende. Die Früchte (einsamige Nüsschen) bilden sich zuerst am unteren Ährenbereich. Die kegelförmigen Nüsschen tragen im oberen Teil Häkchen, die der Verbreitung dienen. Verwendet werden meist die getrockneten jüngeren Krautteile.
Der Odermennig bevorzugt lehmigen, lockeren Boden und wächst eher an sonnigen, trockenen Standorten, wie Wegrändern oder in lichten Wäldern. Man findet ihn z.B. in Nord- und Mitteleuropa, Russland und den Balkanländern.
Besonderes:
Die Komplexität der Inhaltsstoffe ist sicherlich Ursache für die heilenden Effekte des Odermennigs. Catechingerbstoffe (4–10%), Bitterstoffe und ätherisches Öl wirken z.B. zusammenziehend, Gewebe verdichtend, bakterien- und entzündungshemmend. Zusätzlich sorgen Schleimstoffe für einen reizmildernden Schutz der Schleimhäute. Die Gallensaftproduktion wird angeregt. Kieselsäure erweist sich als förderlich für das Bindegewebe, die Haut und das Unterhautzellgewebe. Der Hautstoffwechsel kann aktiviert werden. Sehnen, Bänder, Nägel und Haare profitieren. Kieselsäure regt die Leukocytose (Bildung weißer Blutkörperchen) an. Flavonoide (z.B. Quercetin, Apigenin) haben entzündungswidrige und antioxidative Eigenschaften. Allerdings kann Quercetin dosisabhängig gleichzeitig auch (1) mutagen (erbgutverändernd) und (2) toxisch (giftig) wirken. Ohne diese negativen Folgen ist das – in seiner chemischen Struktur sehr ähnliche – Flavonoid Taxifolin (Dihydroquercetin) möglicherweise besser anwendbar.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Tinkturen) und äußerlich (Gurgeln, Kompressen) bei:
- Leichten Durchfällen,
- Appetitlosigkeit
- Entzündungen des Mund- und Rachenraumes
- Entzündungen und Wunden der Hautoberfläche
Historisches:
Im Mittelalter empfahl der Arzt Pedanius Dioskurides (um 40 u.Z. – um 90 u.Z.) Odermennig z.B. bei Fieber‑, Magen‑, Leber‑, Gallen- und Darmbeschwerden. In der Volksheilkunde gibt es sehr umfängliche Heilhinweise, wie z.B. bei Leberleiden, Schlangenbissen, Bettnässen, Nierenbluten und Furunkeln. Wissenschaftliche Nachweise sind nicht hinreichend gegeben. Früher behandelte man Narben oder schlecht heilende Wunden mit einem Schmalz-Odermennigkraut-Aufstrich.
Anmerkung:
Die Qualität des Gemeinen Odermennig ist im Europäischen Arzneibuch (Ph.Eur.) festgehalten. Sinnvoll ist bei Anwendung von Tees die Kombination mit Salbei und Kamille. Schon lange pflegen Menschen mit sogenannten Stimmberufen (Sänger, Redner, Lehrer) ihre Stimme erfolgreich mit Odermennigtee. Man spricht deshalb auch vom Sängerkraut
Hinweis:
Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium