Allgemeines:
Der Echte Thymian ist ein meist einjähriger, bis zu 30 cm hoher Zwerg- bzw. Halbstrauch, der zu den Lippenblütengewächsen gehört. Die starke Pfahlwurzel ist mit zunehmender Tiefe zart verzweigt. Kurz behaart im oberen Teil sind die kaum verholzten, vierkantigen, verästelten, aufrechten oder liegenden Stängel. Kurz gestielte, 4–10 cm lange, elliptische, silbrig-grüne, gegenständig angeordnete Blätter weisen auf ihrer Unterseite eine graue, filzige Behaarung auf, wobei die Blätter am Rand leicht nach unten eingerollt erscheinen. Der ährenartige Blütenstand besteht aus Scheinquirlen, die in den Blattachseln stehen. Meist zart rosa bis violett zeigt sich die Blütenkrone. Charakteristisch ist der behaarte Kelch. Arzneilich genutzt wird das getrocknete, blühende Kraut. Nach der Blüte entwickeln sich die Nussfrüchte mit den Samen. Die gesamte Pflanze verströmt einen aromatischen Duft, schmeckt würzig bitter.
Der Echte Thymian wächst bevorzugt in den dauerhaft grünen Buschwäldern des Mittelmeergebietes, wird heute in fast ganz Europa kultiviert. Er kommt auch in Algerien, Mittelamerika und Neuseeland vor. Man findet ihn in sonnigen trocknen, sehr warmen Gebieten und auf eher nährstoffarmen, kalkhaltigen Böden.
Besonderes:
Echter Thymian enthält ca. 1,2% ätherisches Öl (z.B. 3–10% Carvacrol, ca. 20% Thymol, Geraniol, Cineol und Borneol), welches antientzündliche, keimhemmende, entkrampfende und die Schleimabgabe fördernde Eigenschaften aufweist. Besonders Thymol und Carvacrol hemmen die Entwicklung von Pilzen, Bakterien und Viren. Speziell Thymol sorgt für die Aktivierung der Flimmerhärchen im Bronchialtrakt, fördert die Schleimverflüssigung und den Auswurf bei zähem Husten. Lamiaceengerbstoffe bilden mit Eiweißen Komplexe auf der Schleimhaut, die mit dem Schleim abtransportiert werden. Angesiedelten Bakterien wird die Nahrungsgrundlage entzogen. Begleitend zeigen sich zusammenziehende Effekte. Bitterstoffe aktivieren die Magensaftbildung, regen die Verdauung an und kräftigen allgemein, wodurch sich der Appetit anregende Charakter entfaltet. Gärungserscheinungen im Darm werden von Echtem Thymian gemildert. Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe) sind an der Gesamtwirkung beteiligt, können auch bei auffälliger Gefäßbrüchigkeit hilfreich sein. Kaffeesäure hat antioxidativen und entzündungshemmenden Charakter. Rosmarinsäure trägt zur Hemmung von Bakterien, Pilzen und Viren bei. Saponine lösen festsitzenden Schleim.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Fertigpräparate, Sirup, Säfte) und äußerlich (Inhalat, Badezusatz) bei:
- Erkältungen der oberen Luftwege (Katarrh)
- Keuchhusten und Asthma (Begleittherapie)
- Sodbrennen, Magen-Darm-Beschwerden
- Rheuma
- Emphysemen (übermäßigem Luftvorkommen in Organen)
Historisches:
Bereits die alten Ägypter kultivierten den Thymian. Aufgrund der stark desinfizierenden Wirkung war die Pflanze ein probates Mittel bei der Wundheilung, fand ebenso bei der Mumifizierung ihren Einsatz. Thymian war im Mittelalter als Antibiotikum der armen Leute bekannt, wurde als wichtigstes Räucherkraut verwendet. 1543 beschrieb der Arzt und Botaniker Leonhart Fuchs (1501−1566) die Anwendung bei Atemnot in seinem Kräuterbuch.
Anmerkung:
Der Echte Thymian wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2006 gekürt. Aufgrund der zunehmenden aktuellen Probleme mit der Resistenz gegenüber Antibiotika, steht auch der Echte Thymian, genauso wie andere Pflanzen, die ätherische Öle und Flavonoide enthalten (z.B. der verwandte Quendel und die Sibirische Lärche), verstärkt im Fokus der Wissenschaftler. Beim Thymian sind es speziell die Wirkstoffe Thymol und Carvacrol mit ihren antimikrobiellen Eigenschaften. In Teemischungen gegen Magenleiden ist die Kombination mit Kümmelfrüchten, Pfefferminzblättern und Tausendgüldenkraut zu empfehlen.
Hinweis:
Neben- und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Wegen des enthaltenen ätherischen Öls sollte die Trocknungstemperatur des Krautes 35°C nicht übersteigen.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium