Allgemeines:
Der Olivenbaum (auch Echter Olivenbaum) ist ein immergrüner, bis zu 20 m hoher, über 1000 Jahre alt werdender Baum, der zu den Ölbaumgewächsen gehört. In lockerer Erde kann die Hauptwurzel bis zu 7 m lang werden, sonst sind eher flache Wurzeln verbreitet. Der zunehmend knorrige, oft gedrehte, weit verzweigte Stamm endet mit einer lichten, ausladenden Krone. Die Rinde geht im Alter in eine rissige Borke über. Ledrige, länglich lanzettliche, ganzrandige Blätter ordnen sich gegenständig an den leicht kantigen Zweigen an. Auf der silbrig weißen Blattunterseite wachsen Stern- oder Schuppenhaare, die die Wasserdampfabgabe bei extremer Trockenheit herabsetzen. Die graugrüne Oberseite bleibt unbehaart. Zwittrige, kleine, gelbweiße, duftende Blüten stehen in den Blattachseln der Kurztriebe traubig angeordnet, wobei die 4 verwachsenen Blütenblätter eine zipflige Krone bilden. Nach der Blüte entwickeln sich dunkelblau-rötlich-violette Steinfrüchte, die Oliven. Diese weisen ölhaltiges Fruchtfleisch auf, das den großen, harten, dunkelbraunen Samen einschließt. Arzneilich verwendet werden die getrockneten Blätter und das Öl der Früchte.
Der Olivenbaum zeichnet sich durch große Trockenresistenz und geringe Standortansprüche aus. Beheimatet ist die charakteristisch mediterrane, frostempfindliche Pflanze im östlichen Mittelmeergebiet, Südafrika und im Nahen Osten. In zahlreichen Varietäten wird der Olivenbaum z.B. in Italien, Tunesien, Spanien, Albanien, Portugal, der Türkei und in Nordafrika kultiviert.
Besonderes:
Die Olive enthält grünlich-gelbes, fettes Öl (mit z.B. Glyceriden der Ölsäure, Palmetinsäure, Linolsäure, Arachinsäure). Der hohe Anteil an ungesättigten Fettsäuren hat einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System und den Fettstoffwechsel. Speziell für entzündungshemmende, antioxidative und leicht schmerzhemmende Effekte sorgt Oleocanthal, chemisch ein aromatischer Ester. Der bittere Geschmack der Oliven beruht auf Gallen- und Tanninsäure (Gerbstoffe), die zusammenziehend und antimikrobiell wirken. In allen Pflanzenteilen ist Oleuropein (Bitterstoff) enthalten, besonders viel aber in den Blättern, welches als blutdrucknormalisierend gilt. In den Blättern findet man ebenfalls die Phenolverbindungen Hydoxytyrosol, Kaffeesäure, organische Säuren, freies Tyrosol, wie weitere sekundäre Pflanzenstoffe, die Flavonoide (Olivin, Rutin, Hesperidin). Das antioxidative Potenzial von Flavonoiden ist bekannt. Das Zusammenwirken der verschiedenen Substanzen der Blätter ermöglicht z.B. den Blutfluss optimierenden, die Elastizität der Gefäße verbessernden, den Blutzucker stabilisierenden, Cholesterin reduzierenden und die Energie ankurbelnden Charakter. Das Immunsystem kann gestärkt werden.
Anwendung:
Innerlich (Früchte, Öl, Tee, Fertigpräparate) und äußerlich (Salben, Emulsionen, Lotionen) bei:
- Herz-Kreislauferkrankungen
- instabilem Blutdruck
- hohem Cholesterinspiegel
- Arteriosklerose (vorbeugend)
- Infektionskrankheiten
- Atemwegserkrankungen
- Herpes
Historisches:
Schon im Alten Testament findet der Olivenbaum Erwähnung. Wegen der ölreichen Früchte ist er schon Jahrtausende lang Begleiter der mediterranen und nahöstlichen Kulturen. Seit dem 3./4. Jahrtausend v.Chr. wird der Olivenbaum wohl auf Kreta und in Syrien angebaut. In Ägypten kultivierte man die Pflanze zuerst an der Mittelmeerküste. Die alten Ägypter nutzten einen Extrakt aus Olivenblättern bei der Mumifizierung der verstorbenen Herrscher zum Schutz vor Parasiten, Bakterien und Pilzen. Der Bibel nach war die Olive ein Zeichen des Wohlstandes. Im Christentum wurde die Taube mit dem Olivenzweig zum Symbol des Friedens.
Anmerkung:
Regel: „Je krummer und knorriger ein Olivenbaum, desto höher die Ernte“. Der beste Ertrag wird nach etwa 20 Jahren erreicht. Der Wirkmechanismus von Oleocanthal ist ähnlich dem von Ibuprofen und Aspirin, wirkt aber schwächer. In der mediterranen Küche und in Kosmetik wird die Olive vielseitig verwendet. Das hellgelblich-braune, fein strukturierte, unregelmäßig gemaserte Holz erfährt aufgrund seiner Härte häufig als Nutzholz umfangreichen Einsatz.
Hinweis:
Bei schweren Nieren- oder Herzerkrankungen ist die Anwendung von Olivenbaumblättern nicht erlaubt, leichte allergische Reaktionen sind möglich.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium