Allgemeines:
Die Sommer-Linde (auch Großblättrige Linde) ist ein sommergrüner, bis zu 40 m hoher und bis zu 1,000 Jahre alt werdender Laubbaum, der zu den Malvengewächsen gehört. Eine kräftige, verzweigte Pfahlwurzel stabilisiert und versorgt den Baum mit Wasser und Nährsalzen. Die Rinde des bis zu 3 m dicken Stammes erscheint dunkelgrau und längsrissig, die kugelige Baumkrone breit ausladend. Zart behaart zeigen sich die sehr jungen Zweige. Recht große herzförmige, gestielte und gesägte Laubblätter zeichnen sich durch eine dunkelgrüne, behaarte Oberseite und eine hellgrüne, weiß behaarte Unterseite aus. Im Alter von 20–30 Jahren beginnt die Blütezeit. Aus den dunkelroten Knospen entwickeln sich im Juni etwa 2–8blütige, duftende, einhäusige Blütenstände, hängend in Trugdolden. Jeder gelbweiße Blütenstand ist mit einem weißgrünen flügelartigen Tragblatt teilweise verwachsen. Nach der Blüte bilden sich kugelige, behaarte, dunkelbraune, eher weiche, mit Längsrippen versehene Kapselfrüchte, die den Samen einschließen.
Medizinisch verwendet werden getrocknete Blütenstände mit den Tragblättern, eher selten Rinde und Laubblätter. Die Sommer-Linde bevorzugt nährstoffreichen und kalkhaltigen Boden, mag keinen Spätfrost, wächst z.B. auf Bauernhöfen, an Straßenrändern und in Parks. Man findet sie in mittleren Gebirgslagen in Mittel- und Südeuropa.
Besonderes:
Die Sommer-Linde ist in Bezug auf die Wirkung als Heilbaum mit der Winter-Linde gleichwertig. Die enthaltenen Schleimstoffe (10%, besonders Arabinogalactane), Flavonoide (2%, besonders Hyperosid), ätherische Öle (z.B. Geraniol, Linalool, Cineol, Farnesol), Gerbstoffe, Kaffeesäurederivate und Glykoside haben schweißtreibende, fiebersenkende, krampflösende, auswurffördernde, entzündungswidrige, beruhigende und schlaffördernde Effekte. Durch die Anregung der Schweißabsonderung aktiviert der Körper gleichzeitig seine Entgiftungskräfte über die Haut. Die sensiblen Schweißdrüsen reagieren bereits auf äußerst geringe Wärmeimpulse, ausgelöst durch Lindenblüten im Tee. Allerdings trägt auch das heiße Wasser zur erhöhten Schweißbildung bei. Positiv ist ebenfalls die Schmerzlinderung durch die Schleime bei hartnäckigem Husten. Leicht antivirale und antibakterielle Eigenschaften von Inhaltsstoffen sind ebenfalls hilfreich, wobei die Gerbstoffe durch ihren zusammenziehenden Charakter den Keimen das Eindringen und die Verbreitung im Körper erschweren.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Fertigarzneimittel) und äußerlich (Bäder) bei:
- Fiebriger Erkältung, Reizhusten, Infektionskrankheiten
- Krämpfen im Verdauungstrakt
Lindenblütentee kann auch gut vorbeugend eingesetzt werden.
Historisches:
In der Antike und im Mittelalter wurde die Linde als Heilpflanze nicht verwendet. In der Volksmedizin galt die Pflanze als wassertreibendes, entkrampfendes, appetitt- und verdauungsförderndes und beruhigendes Mittel. Lindenholzkohle wurde bei Durchfällen, Fäulniserregern und Vergiftungen im Darm angewendet. Erst im 17. Jahrhundert wurde die schweißtreibende Wirkung entdeckt. In allen Zeiten galt die Linde als Baum des Volkes, Rechtsbaum oder Gerichtslinde. Unter diesem Baum fanden Gerichtsverhandlungen statt. Die Linde steht symbolisch für: Eheliche Liebe, Zärtlichkeit, Sehnsucht, Gerechtigkeit und Heimat.
Anmerkung:
In Frankreich gilt Lindenblütentee inzwischen als Klassiker generell nach dem Essen. Den höchsten Wirkstoffgehalt haben die Blüten 1–4 Tage nach dem Aufblühen. Die Trocknung der empfindlichen Blütenstände sollte bei maximal 45°C erfolgen, die Aufbewahrung in luftdicht verschlossenen Behältnissen. Junge Lindenblätter sind aufgrund des feinsäuerlichen Aromas gut für Salate geeignet. Die Blüten lassen sich auch zum Aromatisieren von Limonaden, Sirup oder Gelee verwenden. Die Sommer-Linde gilt als sogenannte Bienenweide wegen des hohen Gehalts an Zucker im Nektar.
Hinweis:
Neben- und Wechselwirkungen sind nicht bekannt, sehr gute Eignung auch für Kinder.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium