1. Ri­si­ko­grup­pen für SARS-CoV‑2 / Covid-19

Für das Ri­si­ko ei­ner In­fek­ti­on mit dem Vi­rus SARS-CoV‑2 bzw. den Ver­lauf der Er­kran­kung Covid-19 wird das hö­he­re Al­ter der be­trof­fe­nen Men­schen vor­der­grün­dig be­nannt. Dies ist nur be­dingt rich­tig. Be­deu­ten­der sind Vor- bzw. Be­gleit­erkran­kun­gen der Be­trof­fe­nen. Heu­te wer­den zu­vor­derst Blut­hoch­druck, Dia­be­tes, Herz-Kreislauferkrankungen, Rauchen/Dampfen so­wie star­kes Über­ge­wicht diskutiert.

Bei Men­schen mit ho­hem Kör­per­ge­wicht drückt das um­fäng­lich vor­han­de­ne wei­ße Fett­ge­we­be im Bauch­raum un­ter­seits auf das Zwerch­fell, senkt da­mit sei­ne Be­we­gung. Die Aus­deh­nung der Lun­ge wird ver­rin­gert. Fol­gen sind ver­min­der­te Lun­gen­be­lüf­tung, At­mung. Dar­aus er­ge­ben sich eine hö­he­re An­fäl­lig­keit für In­fek­tio­nen und Pro­ble­me bei der In­fekt­hei­lung. Das Fett­ge­we­be weist ge­nau­so wie z.B. die Schleim­haut der Lun­ge Re­zep­to­ren für ACE-2-Enzyme auf. Aus­ge­rech­net an die­se Re­zep­to­ren la­gern sich nicht nur die En­zy­me son­dern auch Co­ro­na­vi­ren an. Die­se Re­zep­to­ren er­mög­li­chen es den Co­ro­na­vi­ren in die Zel­len zu ge­lan­gen und sich dort zu ver­viel­fäl­ti­gen. Ist beim Men­schen sehr viel Fett­ge­we­be im Bauch­be­reich vor­han­den, gibt es auch sehr vie­le die­ser Re­zep­to­ren. So­mit kön­nen auch ver­mehrt Co­ro­na­vi­ren an­do­cken und in die Zel­len ein­drin­gen. Als Fol­ge wer­den Ent­zün­dungs­bo­ten­stof­fe frei, Ent­zün­dungs­pro­zes­se in ver­schie­de­nen Ge­we­ben schlie­ßen sich an. Im Fett­ge­we­be wer­den die Blut­ge­rin­nung för­dern­den Stof­fe ge­bil­det, Blut­ge­rinn­sel (Throm­ben) kön­nen ent­ste­hen und wich­ti­ge Ge­fä­ße in der Lun­ge verstopfen.

Pa­ti­en­ten mit den ein­gangs ge­nann­ten Vor­er­kran­kun­gen lei­den oft un­ter Ent­zün­dun­gen der in­ners­ten Schicht (En­do­thel) der Blut­ge­fä­ße. Die­se En­do­the­li­tis führt häu­fig zur Bil­dung von Blut­ge­rinn­seln und Ge­fäß­ver­schlüs­sen. Durch die Covid-19-Erkrankung ver­stärkt sich die­se Pro­ble­ma­tik und es kann zu sehr schwe­ren Krank­heits­ver­läu­fen kommen.

Ent­schei­dend für die kör­per­ei­ge­ne Be­kämp­fung des SARS-CoV‑2 ist das Im­mun­sys­tem. Bei ho­hen Blut­zu­cker­wer­ten wird die Funk­ti­on des Ab­wehr­sys­tems des Kör­pers ge­gen Krank­heits­er­re­ger stark be­ein­träch­tigt. Die wei­ßen Blut­kör­per­chen (Leu­ko­zy­ten), de­ren Auf­ga­be es ist, Er­re­ger zu um­flie­ßen, ein­zu­schlie­ßen und zu ver­dau­en wer­den in­ak­ti­viert, weil durch den ho­hen Blut­zu­cker­spie­gel in be­stimm­ten Pro­te­in­bau­stei­nen Struk­tur­ver­än­de­run­gen er­fol­gen. Ist das Im­mun­sys­tem der­art ge­schwächt, kön­nen sich die Vi­ren leicht ver­brei­ten. D.h., Dia­be­tes­pa­ti­en­ten und Men­schen mit star­kem Über­ge­wicht sind be­son­ders gefährdet.

Die SARS-CoV-2-Viren be­fal­len vor­wie­gend die Lun­ge. Das Im­mun­sys­tem muss des­halb be­son­ders dort die Ak­ti­vi­tät stei­gern. Das Herz und die Ge­fä­ße ha­ben also da­für zu sor­gen, dass die kör­per­ei­ge­nen Ab­wehr­zel­len ver­stärkt und lan­ge zur Lun­ge trans­por­tiert wer­den. Lie­gen Vor­er­kran­kun­gen des Her­zen und des Kreis­lau­fes vor, kön­nen sie die­ser Auf­ga­be nur schwer ent­spre­chen. Letzt­lich ist Herz-Kreislaufversagen mög­lich. Soll­te man zu den ge­nann­ten Ri­si­ko­grup­pen ge­hö­ren, ist ärzt­li­che Be­ra­tung an­ge­zeigt. Si­cher­lich ist es hilf­reich, sich be­son­ders jetzt ge­sund zu ernähren:

  • zu viel Sü­ßes, Sal­zi­ges, Fet­tes meiden,
  • Obst, Ge­mü­se bevorzugen
  • Was­ser, un­ge­süß­ten Tee trinken.

Mo­de­ra­te sport­li­che Be­tä­ti­gung senkt eben­falls den Blut­zu­cker­spie­gel, stärkt Herz, Ge­fä­ße und das Im­mun­sys­tem. Letz­te­res lässt sich gut durch pflanz­li­che Prä­pa­ra­te un­ter­stüt­zen. Bei­spiels­wei­se das wis­sen­schaft­lich sehr gut un­ter­such­te Lär­chen­ex­trakt Ta­xi­fo­lin und Ara­bi­no­ga­lac­tan. Als ein­zi­ger na­tür­li­cher Pflan­zen­wirk­stoff wur­de Ta­xi­fo­lin in ei­ner ver­öf­fent­lich­ten Stu­die der Uni­ver­si­tät Ba­sel aus 687 Mil­lio­nen Ver­bin­dun­gen zur Hem­mung der Haupt­pro­tease von SARS-CoV‑2 identifiziert.

Eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Mar­burg und der Me­di­zi­ni­sche Hoch­schu­le Han­no­ver be­legt, dass durch re­gel­mä­ßi­ge Be­we­gung und die Be­hand­lung mit Ta­xi­fo­lin Lär­chen­ex­trakt, ins­be­son­de­re bei äl­te­ren Män­nern mit über­wie­gend sit­zen­dem Le­bens­stil das Ri­si­ko sinkt, schwe­re Covid-19-Krankheitsverläufe zu erleiden.

2. Ge­sund­heit­li­che Fol­gen von Covid-19 sind vielfältig

Die Co­ro­na­vi­ren ver­ur­sa­chen Covid-19 in un­ter­schied­lich star­ker Aus­prä­gung, so dass die me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung ent­spre­chend an­ge­passt wer­den muss. Zu den Haupt­fol­gen der Er­kran­kung zäh­len aku­te Lun­gen­schä­den, wo­bei sich die Lun­ge mit Flüs­sig­keit füllt. Da­durch wird der Gas­aus­tausch über die Lun­gen­bläs­chen stark be­ein­träch­tigt. Die not­wen­di­ge Sau­er­stoff­ver­sor­gung des Kör­pers kann nicht mehr aus­rei­chend ge­währ­leis­tet wer­den. Häu­fig kommt es eben­falls bei die­ser krank­haft ver­än­der­ten Lun­gen­si­tua­ti­on zur Ver­meh­rung schäd­li­cher Bak­te­ri­en, die zu schwe­rer Lun­gen­ent­zün­dung und Blut­ver­gif­tung (Sep­sis) füh­ren können.

Nicht sel­ten tre­ten Stö­run­gen bei der Blut­ge­rin­nung auf, d.h. es bil­den sich ver­mehrt Blut­ge­rinn­sel, die durch die ver­stop­fen­de Wir­kung in den Blut­ge­fä­ßen zu aku­tem Herz-Kreislauf-Versagen und schwe­ren Schlag­an­fäl­len füh­ren kön­nen. In den zar­ten Or­gan­ge­fä­ßen be­hin­dern oft klei­ne­re Blut­ge­rinn­sel die Durch­blu­tung, was ein Ab­ster­ben von Ge­we­be (Ne­kro­sen) be­güns­tigt und so­mit die nor­ma­le Funk­ti­on der Or­ga­ne behindert.

Zum viel­fäl­ti­gen Er­schei­nungs­bild der Krank­heit zäh­len eben­so neu­ro­lo­gi­sche Aus­fäl­le wie halb­sei­ti­ge Läh­mun­gen im Ge­sicht, un­kla­re Spra­che, Ge­ruchs­stö­run­gen, Miss­emp­fin­dun­gen in den Ar­men bis zur Ent­zün­dung von Hirn­ge­we­be (En­ze­pha­li­tis). Mög­li­cher­wei­se schä­digt das Vi­rus auch Ner­ven di­rekt. Der ex­ak­te Nach­weis da­für steht noch aus.

Bis­her weiß man, dass der mensch­li­che Kör­per meist mit ei­ner über­stei­ger­ten Ant­wort auf die In­fek­ti­on mit SARS-CoV‑2 re­agiert. In der Lun­ge kommt es zu ei­ner un­ge­wöhn­lich ho­hen Pro­duk­ti­on von Ent­zün­dungs­bo­ten­stof­fen, den Zy­to­ki­nen. Die­se ver­an­las­sen Ent­zün­dungs­pro­zes­se. Das Vi­rus ver­ur­sacht nicht nur Ent­zün­dun­gen in der Lun­ge. Häu­fig sind bei Schwer­erkrank­ten auch z.B. Nie­ren, Le­ber und Darm be­trof­fen. Schwei­zer For­scher be­rich­ten im Fach­jour­nal The Lan­cet über die Rol­le der in­ners­ten Zell­schicht (das En­do­thel) der Blut­ge­fä­ße, die alle Or­ga­ne ver­sor­gen. Ist das En­do­thel ent­zün­det, er­höht sich auch die Ak­ti­vi­tät der Blut­ge­rin­nung mit sich an­schlie­ßen­den Ge­fäß­ver­schlüs­sen und Schä­den an ver­schie­de­nen Or­ga­nen. Mög­li­cher­wei­se spie­len ne­ben den ver­schie­de­nen Vor­er­kran­kun­gen auch die ge­ne­ti­sche Ver­an­la­gung (ge­ne­ti­sche Prä­dis­po­si­ti­on), die hor­mo­nel­le Si­tua­ti­on und an­de­re, noch nicht be­kann­te Fak­to­ren eine Rol­le, ob und wie stark ein Mensch an Covid-19 erkrankt.

3. Spät­fol­gen von Covid-19 noch unklar

Aus­sa­gen zu län­ger­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen auf Covid-19-Patienten sind schwie­rig, da die Krank­heit die Men­schen erst we­ni­ge Mo­na­te be­schäf­tigt. Die Me­di­zi­ner re­gis­trie­ren bei über der Hälf­te der schwe­ren Covid-Verläufe und je­dem Zehn­ten der leich­ten Er­kran­kun­gen Spät­fol­gen wie Atem­not, Bauch­krämp­fe, Durch­fall und Er­schöp­fung. Ab­hän­gig sind die Spät­fol­gen si­cher auch von der Schwe­re der Er­kran­kung. Zu er­war­ten ist bei In­ten­siv­pa­ti­en­ten mög­li­cher­wei­se die Aus­bil­dung von Nar­ben­ge­we­be (Fi­bro­se) in der Lun­ge, so dass der Gas­aus­tausch nicht op­ti­mal funk­tio­nie­ren kann. Das heißt, Atem­pro­ble­me und da­mit ver­bun­de­ne Leis­tungs­ein­schrän­kun­gen wer­den even­tu­ell le­bens­lang auftreten.

Bei nicht ganz so schwe­ren Krank­heits­ver­läu­fen könn­ten sich die Pa­ti­en­ten aber auch wie­der gut er­ho­len, was Er­kennt­nis­se zu Pa­ti­en­ten, die 2003 an SARS-CoV‑1 er­krank­ten, na­he­le­gen. Ver­mu­tet wird, dass neu­ro­lo­gi­sche Be­ein­träch­ti­gun­gen län­ger an­hal­ten. Auch see­li­sche Lang­zeit­fol­gen, die die be­son­de­re Si­tua­ti­on auf ei­ner In­ten­siv­sta­ti­on mit sich bringt (z.B. un­ge­wohn­te Ge­räu­sche, Me­di­ka­men­te, Iso­la­ti­on) sind er­wart­bar. Zum heu­ti­gen Zeit­punkt sind noch kei­ne Aus­sa­gen zu Spät­fol­gen mög­lich. Die­se gilt es künf­tig ge­nau zu er­fas­sen, zu ana­ly­sie­ren und aus­zu­wer­ten. Klar ist, dass Covid-19 ins­ge­samt völ­lig an­ders ver­läuft als eine klas­si­sche Grippeerkrankung

Text:
© Ant­je Hr­di­na ● Heil­pflan­zen­kom­pen­di­um

Bei­trags­bild:
mit Dank an Pete Lin­forth auf Pix­a­bay

Quel­len:

  • DIE ZEIT Nr. 192020 vom 29.04.2020, Sei­te 29
  • Ber­li­ner Zei­tung Nr. 992020 vom 28.04.2020, Sei­te 8
  • Ber­li­ner Zei­tung Nr. 942020 vom 22.04.2020, Sei­te 16
  • Ber­li­ner Zei­tung Nr. 1162020 vom 2021.05.2020, Sei­te 19