All­ge­mei­nes:

Der Rote Chi­na­rin­den­baum ist eine bis zu 30 m hohe im­mer­grü­ne Pflan­ze, die zu den Rö­te­ge­wäch­sen ge­hört. Die Zwei­ge tra­gen eine dich­te Be­haa­rung und die Rin­de des Stam­mes geht in die ris­si­ge, rot­brau­ne Bor­ke über. Arz­nei­lich ge­nutzt wird die Bor­ken­rin­de des Stam­mes, die Rin­de der Zwei­ge und eher sel­ten die Wur­zeln. Die gro­ßen breit­lan­zett­lich bis ei­för­mi­gen Blät­ter sind kreuz­ge­gen­stän­dig an­ge­ord­net. Zwitt­ri­ge Blü­ten (rosa, pur­pur­rot, gelb­lich­weiß) ste­hen in end­stän­di­gen Ris­pen, wo­bei die fünf auf­fäl­lig be­haar­ten Kron­blät­ter mit­ein­an­der ver­wach­sen sind. Vie­le fla­che, mit zar­ten Flü­geln aus­ge­stat­te­te Sa­men bil­den sich in den Kapselfrüchten.

Ur­sprüng­lich stammt die tro­pi­sche Ver­hält­nis­se be­vor­zu­gen­de Pflan­ze aus dem nörd­li­chen Teil Süd­ame­ri­kas. Von Cos­ta Rica bis zum west­li­chen Süd­ame­ri­ka er­streckt sich der Verbreitungsraum.

Be­son­de­res:

Die Chi­na­rin­de ist ein Bit­ter­mit­tel, das durch die An­re­gung der Schweiß­drü­sen fie­ber­sen­kend wirkt. Wär­me wird nach au­ßen über die Haut ab­ge­lei­tet. Durch die Un­ter­stüt­zung der Auf­nah­me von Ei­sen und Vit­amin B12 kann die Blut­bil­dung ge­för­dert wer­den. Das ak­ti­vier­te Im­mun­sys­tem wehrt Krank­heits­er­re­ger ab. Be­son­ders in­ter­es­sant sind die bit­ter schme­cken­den Chi­no­linal­ka­lo­ide (etwa 30). Das wohl be­kann­tes­te ist Chi­nin. Es sorgt für die Her­ab­set­zung der Er­reg­bar­keit der Mus­ku­la­tur, was sich di­rekt krampf­lö­send (meist nachts) auf die Wa­den­mus­ku­la­tur aus­wirkt, be­glei­tet von schmerz­stil­len­den und leicht be­täu­ben­den Ef­fek­ten. Chi­nin heißt die wirk­sa­me Sub­stanz des Ro­ten Chi­na­rin­den­baums bei der Be­kämp­fung der Ma­la­ria. Ma­la­ria (Sumpf­fie­ber) ist eine In­fek­ti­ons­krank­heit, die durch die pa­ra­si­tisch le­ben­de weib­li­che An­ophe­les­mü­cke ver­ur­sacht wird. Chi­nin ver­hin­dert die Bil­dung des En­zyms Hä­mo­po­ly­me­ra­se in den mensch­li­chen ro­ten Blut­kör­per­chen. Wenn den Pa­ra­si­ten das En­zym fehlt, kön­nen sie nicht le­ben. Tri­ter­pe­ne und Ca­te­chin­gerb­stof­fe un­ter­stüt­zen die Ef­fek­te der Pflan­ze, wir­ken ins­ge­samt zu­sam­men­zie­hend auf den Organismus.

An­wen­dung:

In­ner­lich (z.B. Tee, Fer­tig­prä­pa­ra­te) bei:

  • Fieb­ri­gen In­fek­ten, Schmerzen
  • An­ämie
  • Krampf­adern, Venenentzündungen
  • Nächt­li­chen Wadenkrämpfen
  • Ma­la­ria Tropica
  • All­ge­mei­ner Rekonvaleszenz

His­to­ri­sches:

Schon um 1600 ver­wen­de­ten die Ur­ein­woh­ner in Süd­ame­ri­ka den Chi­na­rin­den­baum vor­zugs­wei­se als Heil­baum zur Fie­ber­sen­kung. Da­bei hieß „Qui­na“ so­viel wie Rin­de. Da­her wohl der Name Chi­na­rin­de. 1638 fand wahr­schein­lich die ers­te er­folg­rei­che Ma­la­ria­be­hand­lung an der da­ma­li­gen Grä­fin von Chin­chón in Peru statt. 1650 ließ sich der spa­ni­sche Je­su­it Juan de Lugo (1583−1660) Chi­na­rin­de als so­ge­nann­tes Je­sui­ten­pul­ver pa­ten­tie­ren. Dem Apo­the­ker Fried­rich Koch (1786−1865) ge­lang 1823 erst­mals die Iso­la­ti­on von in­dus­tri­ell be­deu­ten­den Men­gen Chinin.

Chinarindenbaum Cinchona_pubescens-Koehlers_Medizinal-Pflanzen-161

Cin­cho­na pu­be­s­cens, Il­lus­tra­ti­on aus Köhler’s Me­di­zi­nal­pflan­zen, Franz Eu­gen Köh­ler, 1897

An­mer­kung:

Heu­te gibt es ca. 23 Ar­ten des Chi­na­rin­den­bau­mes. Da­bei gilt der Rote Chi­na­rin­den­baum als „rote Apo­the­ker­rin­de“ und der Gel­be Chi­na­rin­den­baum als „gel­be Fa­brik­rin­de“. Ver­mut­lich be­ruht die Un­ter­schei­dung vor al­lem dar­auf, dass der Rote Chi­na­rin­den­baum we­sent­lich mehr wirk­sa­me, arz­nei­lich nutz­ba­re Sub­stan­zen ent­hält. Bei­de Ar­ten ha­ben ih­ren Platz im Eu­ro­päi­schen Arz­nei­buch. In der Le­bens­mit­tel­in­dus­trie wird Chi­nin oft Er­fri­schungs­ge­trän­ken zu­ge­setzt (z.B. Bit­ter Tonic).

Hin­weis:

Ent­spre­chen­de Prä­pa­ra­te dür­fen nicht wäh­rend der Schwan­ger­schaft und bei Über­emp­find­lich­keit ge­gen­über Chi­naal­ka­lo­iden ein­ge­setzt wer­den. All­er­gien, er­höh­te Blu­tungs­nei­gung und Kopf­schmer­zen sind even­tu­el­le The­ra­pie­be­gleit­erschei­nun­gen. Ärzt­li­che Kon­sul­ta­ti­on soll­te erfolgen.

© Ant­je Hr­di­na ● Heilpflanzenkompendium

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