Allgemeines:
Dinkel ist eine einjährige, 120–150 cm hohe, uralte Getreideart, die zu den Süßgräsern gehört. Mit reich verzweigten Wurzeln verankert sich die Pflanze fest im Boden. Der hohle, kahle und feste Stängel (Halm) wird als Scheinstängel bezeichnet, da er sich aus ineinander steckenden Blattscheiden zusammensetzt. Dieser klar gegliederte, dünnwandige Halm weist regelmäßige Verdickungen, die Knoten, auf. In Höhe der Knoten befinden sich Wachstumsstellen, die schnelles Höhenwachstum gleichzeitig an mehreren Positionen ermöglichen. Kommt eine Pflanze z.B. durch starken Wind zum Erliegen, kann einseitiges Wachstum an diesen Stellen helfen, Dinkel wieder aufzurichten. Die Knoten gehören bereits zum Blatt. Zweizeilige, grasartige Blätter lassen parallele Blattnerven erkennen. Die zwittrigen, unscheinbaren Blüten besitzen Hochblätter, die Spelzen. Ein Ährchen ist drei- bis vierblütig. Mehrere Ährchen bilden eine aufrechte Ähre. Die Ährchen entwickeln je 2–3 rötlich schimmernde Körner. Diese und auch die Blätter werden verwendet.
Dinkel bevorzugt tiefgründigen Boden, ist sonst recht anspruchslos und gegenüber verschiedenen Umwelteinflüssen sehr stabil. Möglicherweise stammt die Pflanze aus Südeuropa. Heute findet ein verstärkter Anbau in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz statt.
Besonderes:
Zu den wertvollen Inhaltsstoffen gehören hochwertige Eiweiße (bis zu 20%), Kohlenhydrate (bis 65%), Fette (ca. 2%), Ballaststoffe (bis 8%), Vitamine (A, B1, B2, D, E) und Spurenelemente (Natrium, Kalium, Kupfer, Eisen, Kalzium, Magnesium und Phosphor). Ungesättigte Fettsäuren und Vitamine A und E wirken z.B. antioxidativ, das lebensnotwendige Thiocyanat ist ein Wirkstoff mit entzündungshemmendem, das Wachstum förderndem, immunstimulierendem, antiallergischem und krebshemmendem Potenzial. Reich an Tryptophan (Aminosäure), wirkt Dinkel vitalisierend und die Nerven beruhigend, durch Aktivierung des Glückshormons Serotonin. Verschiedene Spurenelemente helfen, den ph-Wert des Blutes konstant zu halten, d.h. vor Übersäuerung zu schützen. Gallensäure kann neutralisiert, Sodbrennen und Magenbeschwerden gelindert werden. Ballaststoffe unterstützen die für den Menschen positiven Darmbakterien, fördern die Verdauung insgesamt. Dinkel sorgt für gute Durchblutung und schränkt Verklumpung von Blutkörperchen merklich ein, was der Thrombosevorbeugung dient. Der hohe Nährwert und besonders die Aminosäuren lassen zu, Dinkel als Aufbaunahrung einzustufen. Die Blätter enthalten viel Kieselsäure, welche positiv das Denkvermögen, die Konzentration und die Gesundheit von Haut und Haaren beeinflussen kann.
Anwendung:
Innerlich (Mehl, Körner, Dinkelblattpresssaft) bei:
- Sodbrennen, Magen-Darm-Beschwerden, Gastritis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Verstopfung
- Stärkung nach langen Erkrankungen, Aufbaukost für Schwerkranke
- Allergien, Rheuma
- Haut- und Haarproblemen
- Thrombose, Schlaganfall, Herzinfarkt (jeweils vorbeugend)
Historisches:
Älteste Funde (6. bis 5. Jahrtausend v.Chr.) stammen aus Westarmenien und Bulgarien (3700 v.Chr.). In Mittel- und Nordeuropa während der Jungsteinzeit, als Jäger und Sammler sesshaft wurden, baute man Dinkel speziell an. Die Äbtissin und Heilkundige Hildegard von Bingen (1098−1179) empfahl Dinkel als Basisdiät bei verschiedenen Krankheiten. Tradition hat die Sonderform des Dinkels: Grünkern. Dies stammt wahrscheinlich aus dem 16./17. Jahrhundert, als die Menschen nach Sturm und Regenfällen einen Teil der Ernte zu retten suchten. Die unreifen Körner wurden nicht wie üblich gemahlen sondern gekocht. Die nahrhafte Speise verhinderte manche Hungersnot. Im 18. Jahrhundert stellte reifer Dinkel ein entscheidendes Handelsgetreide dar. Der Naturheilkundler Sebastian Kneipp (1821−1897) nutzte gerösteten Dinkel aufgrund der wertvollen Eigenschaften als Kaffeeersatz.
Anmerkung:
Dinkel ging aus den Urweizenarten Emmer und Einkorn hervor, ist ein Verwandter des Weichweizens. Verschiedene Sorten sind bekannt: z.B. Oberkulmer Rotkorn, Franckenkorn, Schwabenkorn und Steiners Roter Tiroler. Unreifes Getreide (Grünkorn) ist nicht lagerfähig und nicht zum Backen, aber gut für Suppen geeignet. Das ausgereifte Getreide wird zur Herstellung von z.B. Gebäck, Nudeln, Brot, Dinkelkaffee und Dinkelbier genutzt. Kissenfüllungen mit den Körnern sorgen für Entspannung und Schmerzlinderung.
Hinweis:
Neben- und Wechselwirkungen sind nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium