Allgemeines:
Die Trauben-Eiche (auch Wintereiche) ist ein bis zu 35 m hoher sommergrüner Baum, der zu den Buchengewächsen und Pfahlwurzlern gehört. Sie wird ca. 800−1.000 Jahre alt. Der starke borkige Stamm reicht bis in die recht regelmäßige Krone hinein. Das Holz ist gelblich braun, wasserfest, sehr hart, schwer und pilzbeständig. Die wechselständig angeordneten, etwa eiförmigen Blätter haben einen 1–2 cm langen Blattstiel und sind buchtig gelappt. Bei diesen ganzrandigen Pflanzenteilen erscheint die Unterseite heller als die Oberseite. Die Trauben-Eiche gehört zu den einhäusigen und getrenntgeschlechtigen Pflanzen, wobei die grünlichgelben Blüten höchstens kurz gestielt sind. Die Früchte (Eicheln) sitzen an kurzen Stielen, eingebettet in den sogenannten Fruchtbecher, die Cupula.
Bevorzugte Standorte sind eher trocken und steinig (silikatreich), hügelig und gebirgig. Bekannt sind besonders die subatlantische und submediterrane Verbreitung. Die südliche Grenze liegt in Nordafrika. Man findet die Trauben-Eiche in Laub- und Nadelwäldern.
Besonderes:
In Bezug auf die Wirkung als Heilbaum sind Trauben- und Stiel-Eiche gleichwertig. Die Eichenrinde enthält zu 8–20% Catechingerbstoffe, wobei dieser Gehalt bei langer Lagerung geringer wird. Eichenrinde zählt zu den effektvollsten Gerbstoffsubstanzen. Diese wirken zusammenziehend und entzündungshemmend. Die Gerbstoffe verfestigen die Schleimhäute, womit Krankheitserregern wie Bakterien die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Im Darm können so auch Gärungserreger bekämpft werden. Der Körper stößt alte Schleimhautanteile einschließlich der Bakterien ab und neues Gewebe kann sich bilden. Die stopfenden, schweißhemmenden und wundheilungsfördernden Eigenschaften der Gerbstoffe sind ebenfalls hilfreich.
Erwähnenswert scheint der sekundäre Pflanzenstoff Quercetin. Dies ist ein Flavonoid, welches als Antioxidans gilt, d.h. die Substanz kann freie Radikale reduzieren. Der antientzündliche und antimikrobielle Charakter ist ebenfalls nützlich. Allerdings kann Quercetin dosisabhängig gleichzeitig auch mutagen (erbgutverändernd) und toxisch (giftig) wirken. Ohne diese negativen Folgen ist das – in seiner chemischen Struktur sehr ähnliche – Flavonoid Taxifolin (Dihydroquercetin) möglicherweise besser anwendbar.
Anwendung:
Innerlich (Tee) und äußerlich (z.B. Spülungen, Gurgeln, Badezusätze) bei:
- Infektionen in Mund- und Rachenraum, Genital- und Analbereich
- Entzündungen der Haut und Schleimhaut
- Durchfall, Hämorrhoiden
- Erfrierungen und Verbrennungen der Haut
- Schweißfüße
Historisches:
Im Altertum war ein Kranz aus Eichenlaub für den Sieger gedacht (gleich dem Lorbeer). In fast allen Völkern stand (steht) die Eiche symbolisch für Dauerhaftigkeit, Zähigkeit, Kraft und Treue. In den verschiedenen Zeitströmen galt Eiche stets als positives Zeichen. Bis ins 18. Jahrhundert wurde in Hungerszeiten Brot aus Eicheln hergestellt. Als Kaffeeersatz diente Eicheltee, aus reifen und gerösteten Früchten hergestellt. Noch heute dienen manchmal Eicheln der Mästung von Schweinen.
Anmerkung:
Die medizinische Qualität der Eichenrinde ist im Europäischen Arzneibuch (Ph.Eur.) festgelegt.
Hinweis:
Vom Einsatz bei Schwangeren, Kindern und Jugendlichen wird abgeraten.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium