Allgemeines:
Die Heidelbeere ist ein sommergrüner, buschiger, leicht verholzter Zwerg- und Halbstrauch, der eine Höhe von 50 cm erreicht und zu den Heidekrautgewächsen gehört. Weit kriechende, unterirdische Ausläufer führen in der Regel zu ausgedehnten Beständen. Die grünen Stängel erscheinen unbehaart, scharfkantig und aufsteigend. Derbe, kurz gestielte, eiförmige Blätter mit zart gesägtem Rand sind wechselständig am Stängel angeordnet. Im Herbst zeigen die zunächst hellgrünen Blätter eine tiefrote Färbung. In den Blattachseln stehen einzeln oder paarig die gestielten grünlich-rötlichen Blüten, mit leicht umgeschlagenen 4–5 Spitzen (Zipfeln). Die Form der Blütenkrone ähnelt der eines Kruges oder einer Glocke. Nach der Blüte entwickeln sich die blauschwarzen, oft weiß bereiften, ca. 1 cm großen, 4–5fächrigen Beerenfrüchte. Die vielsamigen Beeren zeichnen sich durch das dunkelrote, saftige Fruchtfleisch und den aromatisch süß-säuerlichen Geschmack aus. Arzneilich verwendet werden aus den Wildbeständen reife, frische oder getrocknete Früchte und Blätter.
Die Heidelbeere bevorzugt schattige und bodensaure Gebiete, wächst meist als Unterwuchs in Wäldern, Torfmooren, Heiden und anderen Zwergstrauchgesellschaften. Verbreitung findet die Pflanze in fast ganz Europa, Westsibirien, Asien, der Mongolei und Nordamerika.
Besonderes:
Die Beeren (5–12%) und die Blätter enthalten Catechingerbstoffe. Diese wirken zusammenziehend und entzündungshemmend. Die Gerbstoffe verfestigen die Schleimhäute, womit Krankheitserregern wie Bakterien die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Im Darm können so auch Gärungserreger bekämpft werden. Der Körper stößt alte Schleimhautanteile einschließlich der Bakterien ab und neues Gewebe kann sich bilden. Die Beeren enthalten Anthocyanidine, rot-blau-violette Farbstoffe, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören. Bekannt sind besonders die zellschützenden, gefäßabdichtenden, antioxidativen, antientzündlichen und hautregenerativen Eigenschaften. Hervorzuheben ist die positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System und die Netzhaut des Auges. Die Pektine (ca. 30%) der Früchte zeigen stopfende und keimhemmende Effekte. Mikronährstoffe wie Magnesium, Natrium, Kalium und Phosphor, die Vitamine A und B tragen zur Funktionsfähigkeit des Körpers bei, wobei Kalium und Natrium besonders förderlich für das Nervensystem sind. Bei den Vitaminen E und C ist der antientzündliche und antioxidative Charakter hervorzuheben. Der Invertzucker liefert viel Energie. Die Blätter enthalten Arbutin und Hydrochinon, welche antibakteriell wirken, unterstützt von Flavonoiden mit ihren antientzündlichen, antioxidativen und ebenfalls antimikrobiellen Eigenschaften.
Anwendung:
Innerlich (Fertigpräparate, Tee, frische oder getrocknete Beeren) und äußerlich (Waschungen, Spülungen) bei:
- Nachtblindheit
- Entzündungen des Mund- und Rachenraumes
- Durchfall
- Krampfadern, Durchblutungsstörungen, schweren Beinen, Gefäßproblemen (Besenreiser)
- Oberflächlichen Wunden
- Rheuma

Heidelbeere, Vaccinium myrtillus, 1796, Deutschlands Flora in Abbildungen, Autor Johann Georg Sturm (Painter: Jacob Sturm), (http://www.biolib.de)
Historisches:
Die Heidelbeere ist auch unter Blaubeere, Krähenauge, Schwarzbeere, Bickbeere oder Griffelbeere bekannt. Der wissenschaftliche Name leitet sich aus dem Lateinischen ab. Vaccinium von „bacca“ – die Beere, myrtillus von „myrtus“ – Myrte (Blattähnlichkeit beider Pflanzen). Erstmals beschrieb die Heilkundlerin Hildegard von Bingen (1098−1179) die Heidelbeere als Heilpflanze bei Durchfallerkrankungen. Im 2. Weltkrieg nutzten englische Bomberpiloten Heidelbeerpräparate, um ihr nächtliches Sehvermögen zu optimieren.
Anmerkung:
Die Heidelbeere profitiert offenbar vom Klimawandel, d.h., sie breitet sich aus und besiedelt zunehmend auch höhere Lagen. Als Wildobst gesammelt oder aus kultivierten Beständen werden die Beeren auch im Lebensmittelbereich, z.B. in Konfitüren, Kompott, Saft, Likör oder Wein verarbeitet. Bei den Kultursorten handelt es sich meist um Abkömmlinge der Amerikanischen Blaubeere (Vaccinium corymbosum) aufgrund ihrer besonders großen Beeren.
Hinweis:
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Zur Verbesserung der nächtlichen Sehleistung werden standardisierte Fertigpräparate angeraten.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium