All­ge­mei­nes:

Ing­wer (auch Im­mer­wur­zel oder Ing­wer­wur­zel) ge­hört zur Fa­mi­lie der Ing­wer­ge­wäch­se. Die aus­dau­ern­de, krau­ti­ge Pflan­ze kann bis zu 150 cm hoch wer­den. Am re­la­tiv di­cken Stän­gel sind lan­zett­lich ge­form­te un­ge­stiel­te Blät­ter er­kenn­bar, die eine Län­ge von ca. 20 cm er­rei­chen kön­nen. Meist sind die­se par­al­lel­ner­vi­gen, dem Schilf sehr ähn­li­chen Pflan­zen­or­ga­ne zwei­zei­lig an­ge­ord­net. Die zwitt­ri­ge Pflan­ze weist Blü­ten auf, bei de­nen die Kron­blät­ter (3) zu je­weils ei­ner Röh­re ver­wach­sen sind. Die Län­ge die­ser gelb bis grü­nen Röh­re be­trägt etwa 2,5 cm. Nach der Blü­te ent­wi­ckeln sich Kap­sel­früch­te, die die schwar­zen Sa­men ein­schlie­ßen, wo­bei die­se von ei­ner flei­schi­gen Hül­le (Aril­lus) um­ge­ben sind. Knol­len­ar­ti­ge Ver­di­ckun­gen des in­nen gelb­li­chen Wur­zel­sto­ckes wer­den frisch ge­nutzt oder zu Prä­pa­ra­ten ver­ar­bei­tet. Der aro­ma­tisch rie­chen­de Ing­wer be­vor­zugt war­me und leicht feuch­te Ge­bie­te. Wahr­schein­lich stammt die Pflan­ze von den pa­zi­fi­schen In­seln. Ing­wer ist heu­te in tro­pi­schen und sub­tro­pi­schen Ge­bie­ten be­hei­ma­tet, kul­ti­viert vor al­lem in In­di­en, Ni­ge­ria, Sri Lan­ka, Chi­na, Ja­pan, Viet­nam, Frank­reich und Tei­len Südamerikas.

Be­son­de­res: 

Ent­schei­dend ist der zäh­flüs­si­ge Schleim des Wur­zel­sto­ckes. Als Haupt­be­stand­tei­le sind das so­ge­nann­te Ama­ra acria, äthe­ri­sche Öle, Vit­amin C und Mi­ne­ra­li­en (z.B. Ei­sen, Ka­li­um, Ma­gne­si­um, Phos­phor). Das Ama­ra acria setzt sich aus den Bitter- und Scharf­stof­fen (Gin­ge­ro­le und Sho­gao­le) zu­sam­men. Die­se Stof­fe ak­ti­vie­ren das Im­mun­sys­tem, spe­zi­ell den Magen-Darm-Bereich be­tref­fend. Die Darm­pe­ris­tal­tik wird an­ge­regt. Ge­schätzt wird die all­ge­mein er­wär­men­de, schweiß­trei­ben­de, blä­hungs­hem­men­de und keim­ab­tö­ten­de Wir­kung. Ur­säch­lich ist die ver­stärk­te Ar­beit der Thermo- und Schmerz­re­zep­to­ren der Schleim­häu­te. Im Zu­sam­men­spiel mit äthe­ri­schen Ölen (Zin­gi­beren, Zin­gi­be­rol) und Vit­amin C er­gibt sich die an­ti­oxi­da­tive, ent­zün­dungs­hem­men­de, an­ti­bak­te­ri­el­le und vor Er­bre­chen schüt­zen­de Wir­kung. Die An­re­gung der Pro­duk­ti­on von Spei­chel, Magen- und Gal­len­saft ist merklich.

An­wen­dung:

Ing­wer wird vor­zugs­wei­se als Tee, Tink­tur, Pul­ver oder frisch ge­nutzt. Schon lan­ge hat Ing­wer nicht mehr nur gro­ße Be­deu­tung in der tra­di­tio­nel­len chi­ne­si­schen Me­di­zin (TCM). Auch bei uns ist die Ge­sund­heits­pflan­ze auf dem Vor­marsch, ein­ge­setzt bei fol­gen­den Indikationen:

  • All­ge­mei­ne In­fek­te, wie Erkältungskrankheiten
  • Fie­ber, Schüt­tel­frost, Hals- und Gliederschmerzen
  • Brech­reiz, Übel­keit, Schwindel
  • Magen- und Darm­be­schwer­den, Geschwüre
  • Rheu­ma, Arthrose
historische Zeichnung Ingwer

His­to­ri­sche Zeich­nung: Köh­lers Medizinal-Pflanzen in na­tur­ge­treu­en Ab­bil­dun­gen und kurz er­läu­tern­dem Tex­te (1893)

His­to­ri­sches:

Die Be­zeich­nung Ing­wer ist dem La­tei­ni­schen Gin­gi­ber, auch Zin­gi­ber ent­lehnt. Der Ing­wer wird in den Mär­chen aus 1001 und Nacht als Aphro­di­sia­kum er­wähnt. Er soll im Gar­ten Eden vor­ge­kom­men sein und ma­gi­sche Kräf­te frei­ge­setzt ha­ben. Der Arzt Pe­da­ni­us Dio­s­ku­r­i­des (um 40 – um 90 u.Z.) emp­fahl Ing­wer z.B. als die Ver­dau­ung för­dern­des Ge­würz und als Mit­tel ge­gen dro­hen­de Er­blin­dung. Im deutsch­spra­chi­gen Raum wur­de die Pflan­ze im 9. Jahr­hun­dert be­kannt. Im Mit­tel­al­ter wur­den die al­ten Heil­an­ga­ben in Nord­eu­ro­pa über­nom­men. Bei der Be­kämp­fung der See­krank­heit nutz­ten be­reits vor tau­sen­den von Jah­ren See­leu­te und Fi­scher das Kau­en ei­nes Stück­chens Ing­wer­knol­le als pro­ba­tes Mittel.

An­mer­kung

Ing­wer wird 2018 als Heil­pflan­ze des Jah­res ge­fei­ert. Prä­pa­ra­te aus Ing­wer (Pul­ver, Tink­tu­ren) kön­nen gleich­wer­ti­ge Wir­kun­gen wie z.B. Trip­ta­ne (bei auf­kom­men­der Mi­grä­ne) oder Ibu­profen (bei Ar­thro­se) auf­wei­sen. Als ent­gif­tend, schmerz­lin­dernd und ent­zün­dungs­hem­mend gilt die so­ge­nann­te „Gol­de­ne Milch“, wo­bei Ing­wer­wur­zel, Kur­ku­ma­wur­zel, Kar­da­mom, Zimt, Ahorn­si­ruo und Pflan­zen­milch die we­sent­li­chen In­halts­stof­fe dar­stel­len. In der Kü­che fin­det Ing­wer viel­fäl­ti­ge Ver­wen­dung z.B. für Ge­bäck, Kon­fi­tü­re, Ein­töp­fe, Ge­mü­se­bei­la­gen, als Ge­würz für ver­schie­de­ne Spei­sen. Bei Ge­trän­ken sind u.a. Ing­wer­li­mo­na­de, Ing­wer­bier und Gin­ger Ale be­kannt. In der Tier­heil­kun­de wird Ing­wer­zu­satz im Fut­ter bei Ar­thro­se, Rheu­ma und all­ge­mei­nen Ent­zün­dun­gen eben­falls als po­si­tiv bewertet.

Hin­wei­se:

Die An­wen­dung bei Schwan­ger­schafts­er­bre­chen und dia­gnos­ti­zier­ten Gal­len­lei­den soll­te nur nach ärzt­li­cher Kon­sul­ta­ti­on erfolgen.

© Ant­je Hr­di­na ● Heilpflanzenkompendium

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