Allgemeines:
Die Wilde Malve (auch Käsepappel) gehört zu den Malvengewächsen. Die meist zweijährige bis ausdauernde Pflanze kann eine Höhe von bis zu 140 cm erreichen. Die gekerbten, etwa herzförmigen und gelappten, ober- und unterseits zart behaarten, intensiv grünen Blätter sind wechselständig am Stängel angeordnet. Der rau behaarte Blattstiel erreicht eine Länge von 2–6 cm. Auffällig sind die zwittrigen Blüten mit einem Durchmesser von ca. 3–5 cm. Die Blüten bestehen aus 5 radiärsymmetrisch angeordneten rosa bis violetten Kronblättern, die zarte, dunkle Längsnerven erkennen lassen. Selbstbestäubung findet bei diesen Pflanzen in der Regel nicht statt. Insekten, wie Bienen tragen den Pollen zu anderen Malvenpflanzen. Verwendet werden die Blüten und Blätter. Die Wilde Malve wächst bevorzugt auf stickstoff- und nährstoffreichen, trockenen Böden. Man findet sie auf Schuttplätzen, an Wegrändern, Zäunen und in sehr lichten Wäldern. Wahrscheinlich war sie ursprünglich im südlichen Europa und mittleren Asien beheimatet. Heute ist ein sehr großes Verbreitungsgebiet, d.h. fast ganz Europa, Südafrika, Amerika und Australien bekannt. In Indien wird die Wilde Malve schon lange kultiviert.
Besonderes:
Blüten und Blätter finden heute gleichermaßen Verwendung. An erster Stelle stehen sicher mit 5–12% die Schleimstoffe, die die Pflanze für den Menschen interessant erscheinen lassen. Hauptsubstanzen des Schleims sind Galactose und Glucose (Zucker), Glucuronsäure, Sulfate (Flavonoide) und das zu den Anthozyanen zählende Malvin (nur bei den Kronblättern). Die Schleimstoffe können sich filmartig als wirksamer Schutz über Schleimhäute des Mund- und Rachenraumes, des Magen-Darm-Kanals und des Genitaltrakts legen und so reizlindernde Wirkung entfalten. Die antientzündliche Wirkung gilt ebenfalls als positiver Effekt, woran auch die enthaltenen ätherischen Öle und Gerbstoffe beteiligt sind. Hinweise gibt es außerdem zu geschwürerweichender und –auflösender Wirkung.
Anwendung:
Aufgrund des Schleimgehaltes lassen sich Malvenblätter und ‑blüten bei folgenden Krankheitsbildern gut innerlich (Tee, Fertigpräparate) nutzen:
- Entzündungen des Mund- und Rachenraumes, Reizhusten
- Schleimhautentzündungen des Magen-Darm-Kanals, Geschwüre
- Leichte Durchfälle
- Gastritis und Sodbrennen
In der Kinderheilkunde werden Malvenpräparate bevorzugt eingesetzt.
Historisches:
In ihrem umfangreichen Verbreitungsgebiet wurden Malven schon seit früher Zeit genutzt. Im Christentum galt sie als Symbol für die Bitte um Vergebung der Sünde einer harten Seele. Wahrscheinlich stammt diese Symbolik von der aufweichenden Wirkung auf hartnäckige Geschwüre. Der Legende nach erbrachte der Test mit Wilder Malve Aussagen zur Fruchtbarkeit einer Frau. Zeigten sich drei Tage nach dem Begießen der Pflanzen mit dem Urin der Frau keine Welkerscheinungen der Blätter, durfte mit Nachwuchs gerechnet werden. Volkstümlich ist die Malve z.B. auch unter Käs(e)pappel bekannt. Die kleinen Früchte (sogenannte Spaltfrüchte), die aus Nüsschen zusammengesetzt sind, sehen Käseleibern nicht unähnlich. Da sie sehr nahrhaft sind, stellte man aus ihnen Brei für Kinder her („Bapp“).
Anmerkung
In der Küche stellen Blätter, Blüten und Samen der Wilden Malve eine Bereicherung dar. Die nussig schmeckenden, unreifen Samen können roh verzehrt werden, Blüten werten dekorativ z.B. Salate auf. In Eintöpfen wirken die schleimhaltigen Blätter verdickend. Auch roh können die mild schmeckenden Blätter konsumiert werden. Vielen Insekten dient die Wilde Malve als Futterpflanze, vor allem für Ihre Raupen. Manche Käferart nutzt die Malve als Brutpflanze oder Schlafort. Aktuell wird der Einsatz von Wildpflanzen zur Biogasgewinnung anstelle des Maisanbaus diskutiert. Mit an vorderster Stelle steht die Wilde Malve.
Hinweise:
Die Aufnahmefähigkeit des Körpers für andere Arzneimittel kann durch Malvenextrakte herabgesetzt werden, weshalb zwischen der Einnahme beider mindestens eine Stunde Zeit liegen sollte. Schwangeren wird empfohlen, auf Malventee zu verzichten, da Kontraktionen der Gebärmutter begünstigt werden könnten.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium