Allgemeines:
Die Bittere Schleifenblume ist eine ein- bis zweijährige, krautige, bis 40 cm hohe, zu den Kreuzblütengewächsen gehörende Pflanze. Vereinfachend wird weiter nur von Schleifenblume geschrieben. Der verzweigte Stängel weist eine zarte Behaarung auf. Die länglich und etwa keilförmig erscheinenden Blätter haben einen gezähnten Blattrand. In einem verlängerten, eher traubigen, süßlich riechenden Blütenstand stehen vier 3–10 mm große, in der Regel weiße Kronblätter. Als gestielte Schötchen bezeichnet man die runden Früchte, wobei die Samen den höchsten Cucurbitacingehalt der Pflanze aufweisen. Die Pflanze allgemein gilt allerdings als schwach giftig.
Kalkhaltiger und trockener Lehmboden fördert das Wachstum dieses Kreuzblütlers. Häufig findet man die Schleifenblume auf verwilderten Schuttplätzen oder als Zierpflanze in Gärten. Verbreitungsgebiete sind Spanien, Frankreich, Italien, Belgien und die Schweiz. Als Neophyten sieht man sie in Nord- und Südamerika, Südost- und Osteuropa. Ursprünglich sehr in Deutschland verbreitet (Rhein-Main-Raum), gilt die Schleifenblume heute als vom Aussterben bedrohte Art.
Besonderes:
Charakteristisch für die Schleifenblume sind ihre Myrosinzellen, die das Enzym Myrosinase produzieren, welches Senfölglykoside spalten hilft. Die entstehenden Senföle wirken antibakteriell und entzündungshemmend. Die Cucurbitacine gehören zu den wirkungsvollsten Inhaltsstoffen. Sie beeinflussen die Tätigkeit der glatten Muskulatur. D.h., sie haben anspannenden (auf Magen, Dünndarm) und entspannenden (auf den Dickdarm) Effekt, was abführende und blähungshemmende Folgen mit sich bringt. Die sehr bitter schmeckenden Cucurbitacine haben sekretionsfördernden Einfluss auf Magen und Galle. Der Magensaftübertritt in die Speiseröhre wird gehemmt. Flavonoide (Quercetin, Kämpferol) zeigen antioxidative und antibakterielle Eigenschaften. Allerdings wirkt Quercetin mutagen (erbgutverändernd) und toxisch (giftig).
Anwendung:
Innerlich (Fertigpräparate) bei:
- Reflux, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Reizmagen, Reizdarm, Geschwüre im Magen-Darm-Bereich, Gastritis
- Blähungen, Völlegefühl
Historisches:
Der griechische Arzt Hippokrates (460 v.Chr.-370 v.Chr.), „Vater der Heilkunde“, behandelte bereits Wunden mit der Schleifenblume. Im späten Mittelalter setzte man in der Volksmedizin in alkoholischen Getränken die Pflanze zu, um Krämpfe, Entzündungen, Gicht und Herzleiden zu mildern. Die Pflanze hieß auch Bitterer Bauernsenf. In der 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gelang es durch moderne Analyseverfahren erstmals die Inhaltsstoffe der Heilpflanze genau zu ermitteln.
Anmerkung:
Die Bittere Schleifenblume wird heute nicht mehr als Einzelpflanze für arzneiliche Mittel genutzt. In Kombination z.B. mit Mariendistel, Kümmel, Angelika, Pfefferminze und echter Kamille können gewünschte Effekte optimiert werden.
Hinweis:
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind nicht bekannt. Im Zweifel ist die ärztliche Konsultation angeraten.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium