All­ge­mei­nes:

Die Ge­mei­ne oder Ge­wöhn­li­che Nacht­ker­ze ist eine zwei­jäh­ri­ge, krau­ti­ge Pflan­ze, die zu den Nacht­ker­zen­ge­wäch­sen ge­hört. Fort­füh­rend wird nur von Nacht­ker­ze die Rede sein. Aus ei­ner Blatt­ro­set­te im erd­na­hen Be­reich er­wächst im zwei­ten Jahr ein oft röt­li­cher Stän­gel. Die klei­nen schma­len, zart ge­zahnt bis glatt­ran­di­gen Blät­ter wei­sen röt­li­che Haupt­ner­ven auf. Die trau­big an­ge­ord­ne­ten Blü­ten zei­gen vier gel­be, sel­ten röt­li­che, ra­di­är­sym­me­trisch ste­hen­de Kron­blät­ter, die etwa 25–30 mm lang wer­den. Die zwitt­ri­gen Blü­ten (weib­li­che und männ­li­che Or­ga­ne) ver­strö­men ei­nen süß­li­chen Ge­ruch, er­strah­len al­ler­dings nur eine Nacht. Am Fol­ge­tag sind sie be­reits ver­blüht. Die läng­lich vier­kan­ti­gen Kap­sel­früch­te sind ca. 2–3 cm lang und ent­hal­ten rund­li­che dun­kel­brau­ne Sa­men. Die­se wer­den vor­ran­gig arz­nei­lich ge­nutzt. Die Nacht­ker­ze ist ein Pfahl­wurz­ler mit star­kem Wur­zel­stock und kaum Seitenwurzeln.

Die we­nig an­spruchs­vol­le Pflan­ze fin­det man auf tro­cke­nen, san­di­gen und nähr­stoff­ar­men Bö­den. An halb­schat­ti­gen bis son­ni­gen Weg­rän­dern, auf kar­gen Wie­sen und auf Öd­land ge­deiht sie gut. Aus Nord­ame­ri­ka stam­mend sind heu­ti­ge Ver­brei­tungs­ge­bie­te z.B. Eu­ro­pa und Vorderasien.

Be­son­de­res:

Das Nacht­ker­zen­öl aus den Sa­men ent­hält ei­nen au­ßer­ge­wöhn­lich ho­hen An­teil an Omega-6-Fettsäuren (z.B. 8–14% Gamma-Linolensäure, 60–80% Lin­ol­säu­re), die­se sind es­sen­zi­ell, d.h. sie müs­sen mit der Nah­rung auf­ge­nom­men wer­den. Der Kör­per pro­du­ziert die­se Stof­fe nicht selbst. Letzt­end­lich in die Haut in­te­griert, stär­ken die Sub­stan­zen die Ab­wehr­funk­ti­on, hel­fen Feuch­tig­keit län­ger zu spei­chern und die Elas­ti­zi­tät zu er­hö­hen, was sich deut­lich po­si­tiv auf ju­cken­de und tro­cke­ne Haut aus­wirkt. Spe­zi­ell Gamma-Linolensäure un­ter­stützt die Pro­duk­ti­on von Pro­sta­glan­di­nen, wel­che die Re­ge­ne­ra­ti­on von Ge­we­be und die Bil­dung von Leu­ko­zy­ten (wei­ße Blut­kör­per­chen) un­ter­stüt­zen. Er­wähnt wer­den soll­ten un­be­dingt die Ver­bes­se­rung der Durch­blu­tung, die Schleim­haut schüt­zen­de und die Fett­stoff­wech­sel re­gu­lie­ren­de Wir­kung. Nacht­ker­zen­öl hilft beim Aus­gleich des Delta-6-Desaturase-Defektes bei Neu­ro­der­mi­tis. Wei­te­re In­halts­stof­fe der Nacht­ker­ze sind z.B. Gerb­stof­fe, Fla­vo­no­ide, die entzündungs- und bak­te­ri­en­hem­mend wir­ken. Das fett­lös­li­che und zell­schüt­zen­de Vit­amin E fin­det sich eben­falls in der Pflanze.

An­wen­dung:

Äu­ßer­lich (z.B. Cremes, Kräu­ter­bä­der) und in­ner­lich (Fer­tig­prä­pa­ra­te, Ge­mü­se) bei:

  • Haut­pro­ble­men z.B. Ek­ze­men, All­er­gien, Be­gleit­the­ra­pie Neurodermitis
  • Rheu­ma, Arthritis
  • Stär­kung des Immunsystems
  • Durch­fall

His­to­ri­sches:

Der Stamm der Al­gon­kin, Ur­ein­woh­ner Nord­ame­ri­kas, aßen die Sa­men der Nacht­ker­ze zur Stär­kung des Kör­pers. An­fang des 17. Jahr­hun­derts ge­lang­te die Pflan­ze nach Eu­ro­pa und wur­de dank der Be­son­der­heit des nächt­li­chen Blü­hens vor­erst zur be­lieb­ten Zier­pflan­ze in Gär­ten, man nann­te sie auch „Abend­blu­me“. Die Heil­wir­kung bei Haut­pro­ble­men wur­de nach und nach be­kannt. Heu­te wird die Pflan­ze in Deutsch­land auch in Kos­me­ti­ka sehr ge­schätzt, da wohl wahr­schein­lich kei­ne Pflan­ze mehr wert­vol­le Gamma-Linolensäure enthält.

historische Abbildung Nachtkerze

Oeno­the­ra bi­en­nis, Prof. Dr. Otto Wil­helm Tho­mé, Flo­ra von Deutsch­land, Ös­ter­reich und der Schweiz 1885, Gera, Ger­ma­ny, Quel­le: www.biolib.de

An­mer­kung:

Neu ist die hel­fen­de Wir­kung der Nacht­ker­ze bei prä­men­struel­lem Syn­drom (PMS). Die Be­gleit­erschei­nun­gen bei PMS wie Schleim­haut­rei­zun­gen, Durch­fall und Un­ter­leibs­be­schwer­den las­sen sich deut­lich lin­dern. Die Nacht­ker­ze zählt zu den ess­ba­ren Wild­kräu­tern. Al­ler­dings soll­ten die Blät­ter vor dem Blü­hen der Pflan­ze ge­ern­tet wer­den, da­nach wei­sen sie ei­nen bit­te­ren Ge­schmack auf. Die Blü­ten schme­cken leicht süß­lich. Die röt­li­chen Wur­zeln (auch Schin­ken­wur­zeln ge­nannt) eig­nen sich als fri­sches oder ge­koch­tes Gemüse.

Hin­weis:

Bei län­ge­rer in­ner­li­cher An­wen­dung und/oder Über­do­sie­rung tre­ten mög­li­cher­wei­se Magen- und Darm­be­schwer­den oder Kopf­schmer­zen auf. Im Zwei­fel emp­fiehlt sich die ärzt­li­che Kon­sul­ta­ti­on be­son­ders wäh­rend der Schwan­ger­schaft. Kräu­ter­bä­der in Kom­bi­na­ti­on mit Rin­gel­blu­men­ex­trakt loh­nen sich.

© Ant­je Hr­di­na ● Heilpflanzenkompendium

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