Allgemeines:
Die Echte Pfingstrose (auch Gemeine Pfingstrose) ist eine ausdauernde, krautig-strauchartige, etwa 50 cm hohe Pflanze, die zu den Pfingstrosengewächsen und Hahnenfußgewächsen gehört. Sie überwintert mit rübenartiger Wurzelknolle. Aus den bitter-sauer schmeckenden Wurzeln entwickeln sich im Frühling derbe, aufrechte Stängel. Daran, wechselständig angeordnet, findet man die meist gestielten, geteilten lanzettlichen Blätter. Dabei erscheint die Oberseite dunkelgrün glänzend, dagegen die zart behaarte Unterseite hellgrün bis grau gefärbt. Am Stängelende entfaltet sich je eine zwittrige, große, schalenförmige Blüte. Die Einzelblüten mit den vielen weißen oder gelben oder roten, meist aber intensiv rosafarbenen Kronblättern verströmen einen leicht honigähnlichen Geruch und haben herbsüßen Geschmack. Nach der Blüte entwickeln sich dicht behaarte Balgfrüchte mit schwarz glänzenden und rot öligen Samen. Medizinisch verwendet werden vorwiegend Blüten und Wurzeln.
Ursprünglich stammt die Echte Pfingstrose aus China, Japan und Indien. Sie bevorzugt trockene, kalkhaltige und sonnige Gebiete, wächst z.B. auf Trockenrasen im Hochgebirge, an steinigen Hängen und in Bergwäldern. Die Pflanze findet man heute besonders in Ostasien, Kleinasien und Südeuropa. Wenige Wildbestände sind in Deutschland (Thüringen, Bayern, Franken) bekannt. Rund 3000 Kultursorten gibt es.
Besonderes:
Die wesentlichen Inhaltsstoffe der echten Pfingstrose sind Gerbstoffe (viel Gallotannine), Flavonoide (z.B. Kaempferolverbindungen), ätherisches Öl, Alkaloide (Peregrinin – auch als Paeonin bezeichnet), Harzsäuren. Daraus resultieren vor allem entzündungshemmende, antiallergische, krampflösende, fiebersenkende und gefäßerweiternde Effekte. Die zusammenziehenden und keimhemmenden Eigenschaften beruhen auf der Abdichtung der Oberfläche der Darmschleimhaut, wodurch die Aufnahme giftiger Stoffe und krankmachender Keime wesentlich erschwert oder verhindert wird. Laut ayurvedischer Pflanzenheilkunde gehört die Echte Pfingstrose zu den die Menstruation fördernden und regulierenden Mitteln (Emmenagoga), welche insgesamt zusammenziehend und bezogen auf das weibliche Genitalsystem verjüngend wirken können. Eiweiße und Zucker unterstützen die allgemeine Körperfunktion.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Tinktur, Fertigpräparate) und äußerlich (Salben, Kompressen)
Blüten:
- Hämorrhoiden
- Gicht, Rheuma
- Atemwegsbeschwerden, Magen- und Herzproblemen
- Hauterkrankungen wie z.B. Akne
- Die Blütenblätter werden auch zur optischen Verschönerung von Tee und zum Färben von Hustensäften genutzt.
Wurzeln:
- Krämpfen
- Magen-Darm-Beschwerden, Herzproblemen
- Migräne, Allergien, Neuralgien
Die Wirksamkeit für die genannten Anwendungen ist wissenschaftlich kaum belegt, beruht auf Erfahrungen.
Historisches:
Die Pfingstrose gilt als Symbol des Frühlings, des Reichtums und des Glücks. In der europäischen Antike war die Echte Pfingstrose als Gartenpflanze bekannt. Gemeinsam mit der Korallenpfingstrose (Paeonia mascula) galt sie ebenso als Heilpflanze. Vor allem die Benediktinermönche kultivierten die Echte Pfingstrose in den Klöstern als Heilpflanze, weshalb sie auch Benediktinerrose hieß. Bald nutzten auch die Bauern die Heilkräfte und bauten die Pflanze selbst an. Der Arzt Pedanius Dioskuridis (um 40 – um 90 u.Z.) empfahl die Pfingstrose bei Frauenleiden, Blasen- und Nierenschmerzen und Gicht. 1860 wurde die Pfingstrose aus den Arzneibüchern nach offizieller Anweisung gestrichen. Der Ruf als Heilpflanze hat sich aus der Antike bis heute gehalten.
Anmerkung:
Die verschiedenen Pfingstrosenarten werden besonders in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) angewendet. Heute wird die Pfingstrose vorwiegend aufgrund der in Samen und Wurzel enthaltenen Alkaloide als schwach giftig eingestuft. Botanisch gesehen ist die Pfingstrose keine Rose.
Hinweis:
Da die Pflanze schwachgiftige Alkaloide enthält, müssen Therapien unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Mögliche Vergiftungsanzeichen: Erbrechen, Durchfall, Magen- und Darmbeschwerden
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium