Allgemeines:
Rosenwurz ist eine ausdauernde und widerstandsfähige Pflanze, die zu den Dickblattgewächsen gehört. Sie erreicht eine Höhe von 5–30 cm. Der Aufbau weist auf Sukkulenz hin, d.h. die ausgeprägten Wasserspeichergewebe lassen die Pflanze sehr saftig erscheinen. Damit übersteht der Rosenwurz extrem trockene Witterungsperioden gut. Aus einem unterirdischen Stamm wachsen mehrere dicke, saftige Stängel, die bei Verletzung den typischen Rosenduft verströmen. Wechselständige oder quirlartig am Stängel ansetzende blaugrüne Blätter sind ebenfalls sehr safthaltig, 1–4 cm lang, verkehrt lanzettlich oder löffelförmig und meist ganzrandig. Der Rosenwurz ist zweihäusig. Die Kronblätter der weiblichen Blüten sind gelb – später rotorangefarben, dagegen die Kronblätter der männlichen Blüten purpurfarben. Es werden 3–6 behaarte, saftige rote Balgfrüchte gebildet, die sehr kleine Samen enthalten.
Rosenwurz wächst auf feuchten Böden, in Bergschluchten, auf Moorböden ebenso wie auf sehr trockenem und sandigem Untergrund in Hochgebirgslagen. Verbreitungsgebiete sind die nördlichen, arktischen Teile Nordamerikas, Europas und Asiens.
Besonderes:
Mindestens sechs Gruppen von sekundären Pflanzenstoffen führen zu ganz speziellen Wirkungen von Rosenwurzextrakten. Phenolglycoside, wie Rosavin, Salidrosid, Tyrosol und Zimtalkoholderivate wie Rosarin und Rosin sorgen vor allem für die positiven Effekte, unterstützt von Vitamin C. Bekannt sind die antioxidativen, Immunsystem regulierenden und antimikrobiellen Eigenschaften. Dabei spielen ätherische Öle, Tannine, Flavonoide und organische Säuren ebenfalls eine Rolle. Die Pflanze gilt als Adaptogen oder Anti-Stress-Pflanze, d.h. sie hilft die Anpassungsfähigkeit des Körpers an besonders starke und/oder ungewohnte Belastungen zu erhöhen. Das gilt für den geistigen und körperlichen Bereich. Die Vitalität älterer Menschen kann verbessert werden. Der Extrakt beeinflusst Neurotransmitter (Botenstoffe) des Nerven- und Herz-Kreislauf-Systems. Der Botenstofftransport im Gehirn soll vereinfacht werden. Die Reduktion der Ausschüttung von Cortisol (ein Stresshormon) führt zur Beruhigung. Rosenwurzextrakt kann ebenso die ATP-Bereitstellung (=Energie) in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zelle) erhöhen. Die Energie wird zur Leistungs- und Ausdauersteigerung gebraucht.
Anwendung:
Die innerliche Nutzung von Fertigpräparaten und Tee bei:
- Erschöpfung, Müdigkeit, drohendem Burn-out
- Nachlassender Konzentrationsfähigkeit
- Reizbarkeit
- Migräne und Kopfschmerzen
- Höhenkrankheit
- Infektionen
Historisches:
Rosenwurz gehört seit Jahrhunderten traditionell zum festen Bestandteil der russischen und skandinavischen Medizin. Bereits die Wikinger und Lappen sollen mittels Rosenwurz an Kraft und Stärke gewonnen haben. Die Pflanze wurde 1775 in das amtliche Schwedische Arzneibuch aufgenommen. Seit 1969 wurde Rosenwurzextrakt generell in der Medizin der Sowjetunion angewendet. Sowjetische Sportler und Kosmonauten steigerten damit die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit in den 1970er Jahren. In Sibirien spricht man noch heute von der „Goldenen Wurzel“. Nachweislich wurde Rosenwurz schon 1542 auch in Deutschland durch den Mediziner und Botaniker Leonhart Fuchs (1501−1566) kultiviert.
Anmerkung:
Da spezielle Glycoside nur in Rosenwurz zu finden sind, werden sie als sogenannte Phytomarker bei der Standardisierung von Pflanzenextrakten genutzt. In Deutschland wird Rosenwurz immer bekannter, obwohl es keine landestypische Heilpflanze ist.
Hinweis:
Bei Kontakt mit der frischen Wurzel sind selten Hautreizungen möglich. Sonst sind keine Nebenwirkungen bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium