Allgemeines:
Der Ysop ist ein ca. 20–60 cm hoher Halbstrauch (Zwergstrauch), der zu den Lippenblütengewächsen und Pfahlwurzlern gehört. Aus einer solchen Wurzel wachsen zunächst auf der Erdoberfläche liegende, verholzte braune Pflanzenteile, aus denen sich viele Stängel entwickeln. Aus den oft verzweigten Stängeln sind die länglich schmalen, ganzrandigen Blätter gegenständig entwachsen. Man spricht auch von scheinquirliger Anordnung als Sonderform. Auf ihrer Ober- und Unterseite befinden sich Öldrüsen. In den sogenannten Achseln der Blätter stehen 3–7 blauviolette (selten rosafarbene) Blüten, die übereinander betrachtet Ähren bilden. Grannen an Vorblättern sind möglich. Die braunen, glatten Nüsschen (Früchte) bilden auf ihrer Oberfläche bei hoher Feuchtigkeit Schleim. Arzneilich genutzt wird das gesamte Kraut.
Der Ysop bevorzugt kalkhaltigen, eher lockeren und trockenen Boden, warmes Klima und Sonne. Er wächst gut auf Hügeln, an Hängen und Wegrändern, zwischen Fels- und Mauerspalten. Verbreitet ist die Pflanze in Europa, Westasien und Nordafrika.
Besonderes:
Zu den Lamiaceengerbstoffen (Gerbstoffe der Lippenblütengewächse), die zu 5–8% im Ysop enthalten sind, zählt z.B. die Rosmarinsäure. Ihre antiviralen Eigenschaften gründen auf der Fähigkeit, Viren an der, für ihre Vermehrung notwendigen, Anheftung an Wirtszellen zu hindern. Zur zusammenziehenden, entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkung tragen die Gerbstoffe ebenfalls bei. Das ätherische Öl (Ysop-Öl), welches u.a. Pinen und Kampfer enthält, hat z.B. krampflösende und entzündungshemmende Effekte. Sekundäre Pflanzenstoffe, wie die Flavonoidglykoside (z.B. Diosmin, Hesperidin), sind an erster Stelle für den blähungs‑, entzündungs- und schweißhemmenden Charakter von Ysoppräparaten verantwortlich. Die allgemeine Kreislauffunktion kann durch Bitterstoffe, wie Marubiin, verbessert werden.
Anwendung:
Äußerlich (Gurgeln, Waschungen) und innerlich (Fertigpräparate) bei:
- Halsentzündungen, Heiserkeit
- Chronischer Bronchitis, Bronchialasthma
- Starker Schweißbildung
- Verdauungsbeschwerden
Historisches:
„Ysop“ stammt aus dem Hebräischen und bedeutet „Heiliges Kraut“. Andere, weniger gebräuchliche Namen für die Pflanze sind: Eisenkraut, Josefskraut oder Zischbe. Im 9./10. Jahrhundert wurde die Heilpflanze in Klostergärten kultiviert. Die Benediktiner brachten sie aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. Das Ysop-Öl wurde schon 1574 in der Arzneitaxe von Berlin gelistet.
Anmerkung:
In der Heilwirkung ähnelt Ysop dem Salbei. Ysop gilt auch als Gewürzkraut, wobei in dieser Form speziell die jungen Blätter verwendet werden. Sogar bei der Herstellung von Kräuterlikör und Parfum ist der Einsatz möglich.
Hinweis:
Bei sehr hoher Dosierung können Krämpfe ausgelöst werden, leichte Vergiftungen ebenso
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium