Allgemeines:
Die Gewöhnliche Vogelmiere (auch Vogel-Sternmiere) ist eine einjährige, wuchsfreudige, sich häufig rasenartig ausbreitende 5–50 cm hohe Pflanze, die zu den Nelkengewächsen gehört. Aus den spindelartigen Flachwurzeln entwickeln sich runde, stark verästelte und häufig niederliegende Stängel, die deutlich durch eine Haarleiste gekennzeichnet sind. Diese unterstützt die Wasserversorgung der Pflanze durch Tautropfenaufnahme. Die gegenständig angeordneten, intensiv grünen Blätter zeigen sich im oberen Stängelbereich langgestielt, im unteren eher kurzstielig. Die ganzrandigen Blätter haben eiartige, zugspitzte Form und zeigen spezielle Tag- und Nachtpositionen. Die zwittrigen sehr kleinen Blüten findet man einzeln wachsend oder in wenigblütigen Trugdolden vor. Auffallend ist die doppelte Blütenhülle mit den tief eingeschnittenen 5 weißen Kronblättern und die purpurfarbenen bis violetten Staubgefäße. Nach der Blüte entwickeln sich 5- oder 6klappige, etwas hängende Kapselfrüchte mit den rötlichbraunen Samen.
Bei nicht allzu extremen Bedingungen wächst die Gewöhnliche Vogelmiere auch im Winter. Verwendet wird das frische oder getrocknete Kraut einschließlich der Blüten. Die sehr anpassungsfähige Heilpflanze bevorzugt nährstoffreichen (besonders Stickstoff) und feuchten Boden, wächst u.a. auf Äckern, in Gärten und an Wegrändern. Sie ist weltweit verbreitet.
Besonderes:
Die Gewöhnliche Vogelmiere weist einen sehr hohen Saponingehalt auf. Die Saponine regen die Funktion der Schweißdrüsen an und tragen so zur Entgiftung über die Haut bei. Die stoffwechselanregenden, appetitsteigernden und abführenden Effekte betreffen vor allem Magen, Leber, Nieren und die Bauchspeicheldrüse. Die Saponine sind in der Lage, Ablagerungen aus Stoffwechselprozessen zu lösen und letztlich zu deren Ausscheidung beizutragen. Vogelmiere unterstützt die Blutreinigung und wirkt schmerzlindernd. Ist der Hämoglobinwert niedrig, sind also die Eisenreserven gering, können diese durch frisches Vogelmierenkraut gesteigert werden. Eisen ist z.B. für die Funktionsfähigkeit der roten Blutkörperchen unerlässlich. Das Eisen kann aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehaltes der Pflanze sehr gut vom Körper aufgenommen werden. Die Vogelmiere enthält auffallend viel Kalium, welches z.B. für die Nerven- und Muskelarbeit wichtig ist. Zink unterstützt das Wachstum und die Reifung des Organismus. Kieselsäure wirkt gewebestärkend, Vitamin C beugt Mangelerscheinungen vor.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Tinktur) und äußerlich (Umschläge mit Pflanzenbrei oder Tee, Salben, Auflagen) bei:
- Hautproblemen
- Augenentzündungen
- Hämorrhoiden
- Erkältungen, Husten
- Rheuma und Gicht (Begleittherapie), Gelenkschmerzen
- Nieren- und Blasenleiden
Historisches:
Die Gewöhnliche Vogelmiere ist eine sehr alte Pflanze und begleitete den Menschen schon in der Steinzeit. Der Name stammt wohl daher, dass Samen und Kraut häufig von Vögeln gefressen werden. Die Heilpflanze, bereits von den Kelten und Germanen geschätzt, wurde besonders als Stärkungsmöglichkeit und nach langwierigen Krankheiten, wie Tuberkulose und Hautentzündungen eingesetzt. Sebastian Kneipp (1821−1897), Pfarrer und Naturheilkundiger, empfahl die Gewöhnliche Vogelmiere bei Husten als schleimlösendes Mittel. Er nannte die Pflanze Hühnerdarm. Andere Namen sind z.B. Mausdarm, Hühnerbiss oder Feldsternmiere.
Anmerkung:
Aufgrund des milden, maiskolbenartigen Geschmacks kann das saftige Kraut gut in Wildkräutersalaten oder als Wildgemüse zubereitet werden. Ältere Pflanzenteile schmecken leicht bitter. Im Frühjahr weist die frische Vogelmiere den höchsten Wirkstoffgehalt auf. Gut lässt sich die Vogelmiere mit Zinnkraut, Spitzwegerich und Isländischem Moos kombinieren. Bei Fleischgerichten kann sie zu dekorativen Zwecken genutzt werden. Bekannt ist die Vogelmiere auch als beliebtes Ziervogelfutter. Zur Artengruppe der Gewöhnlichen Vogelmiere gehören auch die Großblütige und die Bleiche Vogelmiere.
Hinweis:
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium