All­ge­mei­nes:

Der Yo­him­be (auch Lie­bes­baum oder Po­tenz­holz) ist ein im­mer­grü­ner, ge­ruch­lo­ser, etwa 10–30 m ho­her Baum, der zu den Rö­te­ge­wäch­sen ge­hört. Der Stamm, mit ei­nem Durch­mes­ser von etwa 1 m, weist röt­lich­brau­ne bis grau­brau­ne, stark quer- und längs­ris­si­ge Rin­de auf, wo­bei das Stamm­in­ne­re eher hell­braun er­scheint. Das Holz der Yo­him­be wird dem Hart­holz zu­ge­ord­net. Oft zeigt sich der Stamm von Flech­ten, sym­bio­tisch zu­sam­men­le­ben­den Or­ga­nis­men aus Al­gen und Pil­zen, be­wach­sen. Sym­bio­se stellt eine Form des Zu­sam­men­le­bens zum ge­gen­sei­ti­gen Vor­teil dar. In­ten­siv grü­ne un­ge­teil­te, meist ganz­ran­di­ge, lan­zett­li­che, spitz aus­lau­fen­de Blät­ter sind ge­gen­stän­dig an­ge­ord­net. Als ty­pisch für die Rö­te­ge­wäch­se er­wei­sen sich Ne­ben­blät­ter. Zwitt­ri­ge, ra­di­är­sym­me­tri­sche, meist 4–5zählige Blü­ten zei­gen wei­ße Kron­blät­ter. Die Ver­meh­rung der Pflan­ze er­folgt über Sa­men und Stecklinge.

Me­di­zi­nisch ge­nutzt wer­den die Rin­de von Stamm und Äs­ten, sel­te­ner die Blät­ter. Yo­him­be ge­deiht gut in hei­ßem, tro­pi­schem Kli­ma. Man fin­det ihn in den Re­gen­wald­ge­bie­ten, vor al­lem Ka­me­runs, Ni­ge­ri­as, Ga­buns und im Kongo.

Be­son­de­res:

Zu den wich­tigs­ten In­halts­stof­fen ge­hö­ren die Al­ka­lo­ide der Rin­de und Blät­ter. Aus der Grup­pe der In­dolal­ka­lo­ide ist das Yo­him­bin be­son­ders in­ter­es­sant. Wei­te­re Al­ka­lo­ide, Gerb- und Farb­stof­fe spie­len wohl eher eine un­ter­ge­ord­ne­te Rol­le. Yo­him­bin wer­den aphro­di­sie­ren­de Ef­fek­te zu­ge­schrie­ben. Die Sub­stanz soll spe­zi­el­le Re­zep­to­ren in den äu­ße­ren Blut­ge­fä­ßen und im Zen­tral­ner­ven­sys­tem be­ein­flus­sen, der Ner­ven­bo­ten­stoff (Neu­ro­trans­mit­ter) Noad­re­na­lin wird ver­mehrt frei­ge­setzt. Aus­ge­schüt­te­tes Noad­re­na­lin er­wei­tert die Ar­te­ri­en im ge­ni­talen Be­reich. Als Fol­ge kann er­höh­ter Blut­zu­fluss in den Pe­nis re­sul­tie­ren. Der Wirk­stoff Yo­him­bin ist wahr­schein­lich gleich­zei­tig in der Lage, Ve­nen im Pe­nis so zu ver­en­gen, dass der vor­zei­ti­ge Ab­fluss des Blu­tes aus den Schwell­kör­pern ver­hin­dert wird, die Erek­ti­on wird so­mit ge­för­dert. Im Wir­bel­säu­len­be­reich wird das Wär­me­emp­fin­den stär­ker, leich­te Wahr­neh­mungs­ver­än­de­run­gen, Pu­pil­len­er­wei­te­rung, rau­sch­ähn­li­che Ef­fek­te sind mög­lich. Ins­ge­samt er­fol­gen eine ver­stärk­te Re­ak­ti­ons­fä­hig­keit und er­höh­tes Wach­heits­ge­fühl. Für hö­he­re, nicht ge­fähr­li­che Do­sen sind psy­cho­ak­ti­ve Ei­gen­schaf­ten von Yo­him­bin bekannt.

An­wen­dung:

In­ner­lich (Tee, Fer­tig­prä­pa­ra­te) bei:

  • Erek­ti­ons­stö­run­gen (erek­ti­ler Dysfunktion)
  • Schwä­che, Erschöpfung

His­to­ri­sches:

Die eth­no­me­di­zi­ni­sche Be­deu­tung von Yo­him­be scheint we­nig er­forscht zu sein. Ziem­lich si­cher ist, dass die Bantu-Stämme Ka­me­runs schon sehr lan­ge die Rin­de nutz­ten, um den ver­rin­ger­ten Ge­schlechts­trieb auf­grund der herr­schen­den Hit­ze wie­der zu er­hö­hen. Afri­ka­ni­sche Zau­be­rer und Hei­ler reich­ten vor al­lem Häupt­lin­gen den Zau­ber­trank aus Yo­him­be, so­dass die­se in die Lage ver­setzt wur­den, ihre Po­tenz auch in der Öf­fent­lich­keit nach­zu­wei­sen. Ge­ne­rell fan­den Mit­tel aus der Pflan­ze als Aphro­di­sia­kum bei Hoch­zeits­ri­tua­len An­wen­dung. Ver­mut­lich um 1895 ge­lang­te Yo­him­be nach Eu­ro­pa, nach­weis­lich zur Che­mi­schen Fa­brik Güs­trow (Meck­len­burg). Dem Che­mi­ker Leo­pold Spie­gel (1865−1927) ge­lang erst­mals in Ber­lin das Iso­lie­ren von Yo­him­bin aus der Rin­de. Frü­her wur­de die Rin­de auch ge­gen ho­hen Blut­druck ein­ge­setzt. Heu­te nutzt man eher als pflanz­li­chen Blut­druck­sen­ker Lär­chen­ex­trakt Ta­xi­fo­lin, da hier­bei kei­ne Ne­ben­wir­kun­gen zu er­war­ten sind. In West­afri­ka gilt Yo­him­be heu­te auch als so­ge­nann­ter Wachhalter.

Illustration Yohimbe

Paus­i­nys­ta­lia jo­him­be 1, base of bole; 2, flowe­ring twig; 3, leaf; 4, fruit; 5, seed. Re­drawn and ad­apt­ed by J.M. de Vries

An­mer­kung:

Der sehr bit­ter schme­cken­de Tee hat in der Re­gel eine Wir­kungs­dau­er von 2–4 Stun­den. Die Wirk­sam­keit ist nicht aus­rei­chend nach­ge­wie­sen, das Nutzen-Risiko-Verhältnis schwer ab­schätz­bar. In der Bo­dy­buil­ding­sze­ne gilt Yo­him­be als ul­ti­ma­ti­ver fat bur­ner (Fett­ver­bren­ner). Yo­him­be ge­hört zur glei­chen Pflan­zen­fa­mi­lie (Rö­te­ge­wäch­se) wie der Chi­na­rin­den­baum und Ipe­cacu­an­ha.

Hin­weis:

Ri­si­ko­frei­en Ge­brauch von Yo­him­be gibt es nicht. Gleich­zei­ti­ger Kof­fe­in­ge­nuss kann die Wir­kung von Yo­him­be ver­stär­ken. Bei Über­do­sie­rung sind u.a. star­ker Spei­chel­fluss, Übel­keit, Schwin­del, Herz­ra­sen, Zit­tern, Un­ru­he, Er­bre­chen, Blut­druck­pro­ble­me, Angst, Kopf­schmer­zen, Durch­fall, star­ker Harn­drang und ge­le­gent­lich all­er­gi­sche Re­ak­tio­nen mög­lich. Au­ßer­ge­wöhn­lich hohe Do­sen kön­nen Atem­läh­mung und Herz­ver­sa­gen be­deu­ten. Die Ein­nah­me­emp­feh­lun­gen soll­ten ex­akt be­ach­tet werden.

© Ant­je Hr­di­na ● Heilpflanzenkompendium

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