Allgemeines:
Die Zwiebel (auch Küchenzwiebel) ist eine krautige, ausdauernde Pflanze, die zu den Amaryllisgewächsen gehört. Die Fortpflanzung erfolgt vegetativ (über Seitenknospen) und generativ (über Samen). Im ersten Jahr entwickelt sich aus dem Samen eine Steckzwiebel, aus der sich, nach frostfreier Lagerung im Winter wieder eingepflanzt, sprossbürtige Wurzeln und neue Blätter innerhalb der alten bilden. Auf diese Weise entsteht ein schalenartiger Aufbau, wobei sich die Unterblätter (weiß mit grünen Adern) verdicken und sich fest umgreifen (Zwiebel). Diese Blätter haben Speicher- und Ernährungsfunktion für die Pflanze. Die grünen Oberblätter entwickeln sich zu einer hohlen Röhre mit verschlossener Spitze (Lauch). Die Außenbereiche des Speicherorgans ernähren die angelegten Knospen, werden zu braunen, papierähnlichen Häuten, die weiterhin die Zwiebel schützen.
Arzneilich verwendet werden frische oder getrocknete Zwiebeln. Etwa 20 bis über 100 Einzelblüten bilden als Blütenstand eine kugelartige Scheindolde. Die 2–4 cm langen Kronblätter erscheinen weiß mit grünem Mittelnerv. Die Zwiebel bevorzugt leicht krümeligen, sandigen, lehmigen Boden in sonnigen und warmen Gebieten. Möglicherweise stammt die Zwiebel aus Mittelasien (Afghanistan) und wird heute weltweit in vielen Varietäten angebaut.
Besonderes:
Entscheidend sind die schwefelhaltigen Verbindungen der Zwiebel. Allicin, selbst geruchlos aber durch chemische Umsetzung den typischen Knoblauchgeruch erzeugend, hat antibakterielles, antivirales, antibiotisches und das LDL-Cholesterin senkendes Potenzial. Thiosulfinate mildern allergisch verursachte Verkrampfungen der Bronchien beachtlich, wodurch antiasthmatische Wirkung ermöglicht wird. Der hohe Gehalt an Schwefelverbindungen führt zur Bindung giftiger Schwermetalle, wodurch die Zwiebel entgiftende Kapazität entwickelt. In den Schalen befinden sich hitzestabile Flavonoide, die antioxidative und krebsvorbeugende Eigenschaften besitzen und ebenfalls an der Regulation der Gefäßdurchlässigkeit und Gefäßstabilisierung beteiligt sind. Die Speicherkohlenhydrate (Fruktane) sind dem Inulin ähnlich und damit interessant für Diabetiker, da sie erst im Dickdarm von Bakterien verstoffwechselt werden. Allerdings kann es dadurch häufig zu Flatulenz (Blähungen) kommen. Die Zwiebel zeigt in der Gemeinsamkeit der Wirkstoffe (einschließlich des ätherischen Öls und der Peptide) regenerationsfördernde, antibakterielle, gerinnungshemmende, leicht blutdrucksenkende Eigenschaften. Bei Narbenbildung kann Wucherungen entgegengewirkt werden.
Anwendung:
Innerlich (Sirup, Honig, Tropfen, Pulver, Presssaft, frische Zwiebel) und äußerlich (Gel, Auflagen mit frischer Zwiebelhälfte) bei:
- Erkältung, Husten, Asthma, Halsentzündungen
- Wund- und Narbenheilung
- Insektenstichen, Furunkeln, Abszessen, Hühneraugen, Erfrierungen
- Altersbedingten Gefäßveränderungen, Appetitlosigkeit
Durch Auftragen von frischem Zwiebelsaft auf von Haarausfall betroffene Stellen kann Haarwachstum bei etwa 8‑wöchiger Behandlung angeregt werden.
Historisches:
Bereits vor 5000 Jahren galt die Zwiebel als Heil‑, Gewürz – und Gemüsepflanze. Bekannt war sie z.B. als Opfergabe im alten Ägypten, Zahlungsmittel beim Pyramidenbau und als Wegzehrung für teure Verstorbene ins Totenreich. Ebenfalls war die Zwiebel ein beliebtes und gefürchtetes Aphrodisiakum im Altertum – Symbol erotischer Spiele und der Zeugung. Priestern war der Verzehr streng verboten. Der Reiz, den geschnittene Zwiebel auf die Augen ausübte, sollte stärken und böse Geister sowie Dämonen abwehren. Bei den Römern nutzte man die Zwiebel als Grundnahrungsmittel. Etwa im 15. Jahrhundert begann die Zwiebelzüchtung in den Niederlanden. Die billigen Zwiebeln galten als Arme-Leute-Essen. Weniger Betuchte gebrauchten sie als jederzeit verfügbares und bezahlbares Heilmittel.
Anmerkung:
Beim Schneiden einer Zwiebel werden teilweise die Zwiebelzellen verletzt. Es entsteht dadurch Thiopropanal-S-Oxid, welches eine starke Reizung der Augen (Tränen) und der Nasenschleimhäute bedeutet. Die Zwiebel wurde 2015 als Heilpflanze des Jahres gekürt, allerdings nicht als traditionelles Arzneimittel eingestuft. Je nach Anbaumethode sind Sommer- und Winterzwiebeln bekannt.
Hinweis:
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind nicht bekannt, sehr selten treten sogenannte Kontaktekzeme auf der Haut auf.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium