Allgemeines:
Die Pfefferminze gehört zu den Lippenblütengewächsen. Selten kommt sie wild wachsend auf feuchten Wiesen, tonhaltigen Böden und an Wasser vor. Bei den zu arzneilichen Zwecken gebräuchlichen Kulturen findet man mehrere Unterarten, die sich in Form und Farbe der Blätter unterscheiden. Der vierkantige, häufig rötlich eingefärbte Stängel kann bis zu 80 cm hoch werden. Auffallend gestielte, sitzende Blätter mit gesägtem Blattrand sind kreuzgegenständig angeordnet. Die rosa bis violettfarbenen Blüten stehen in Scheinähren. Verwendet wird frisches oder getrocknetes Kraut, vor der Blüte geerntet. Die Pflanze verströmt einen würzigen Geruch. Deshalb wird sie u.a. auch als Teeminze, Balsam oder Katzenkraut bezeichnet. Durch ihre kriechenden Ausläufer vermehrt sich das Gewächs rasch. Der Anbau der Pfefferminze erfolgt vorwiegend in Europa aber auch in Nord- und Südamerika.
Besonderes:
Die Blätter der Pfefferminze enthalten ein bis drei Prozent ätherisches Öl (Oleum Menthae piperitae), das bis zu 60% aus Menthol besteht. Menthylester und Jasmon sorgen für den typischen Geschmack und Geruch des Öles. Weiterhin enthält das Öl Cineol und Menthon. Die kühlende und schmerzlindernde Wirkung (bis zu örtlicher Betäubung) kommt durch die Aktivierung spezieller Thermorezeptoren, die Kälterezeptoren der Haut, zustande. Durch die bevorzugte Weiterleitung der Information „Kälte“ über die Nervenzellen wird die Schmerzleitung blockiert. Ebenfalls werden die Transmitter (informationsübertragende Stoffe) zwischen Schmerzrezeptoren und Nervenzellen stark gehemmt. Die Schmerzempfindung geht merklich zurück. Der Blutfluss in den Kapillaren (feinste Blutgefäße) erhöht sich durch das Öl, wodurch sich Verkrampfungen und Verspannungen der am Schädel ansetzenden Muskeln lösen können.
Als ebenfalls hilfreich erweist sich die krampflösende Wirkung auf die Magen-Darm-Muskulatur. Durch ihre aktivierende Wirkung auf die Galle und den Gallenfluss ist ein blähungstreibender Effekt zu erreichen. Das Öl kann gut die Magensaftsekretion regulieren, desinfizierend und das Abhusten erleichternd wirken. Weitere Inhaltsstoffe der Blätter der Pfefferminze sind Gerbstoffe, Bitterstoffe und Flavonoide. Die Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe) sind z.B. an der die Gallensekretion fördernder Wirkung beteiligt. Die Gerbstoffe, sogenannte Anthranoide, wirken anregend auf die Darmperistaltik (Darmbewegung) und sorgen für zusätzlichen Wassereinstrom, was abführende Wirkung zur Folge hat. Bitterstoffe fördern die Abgabe von Gallensäuren, senken dadurch den Cholesterinspiegel im Blutserum. Gallensäuren sind an der Fettverdauung beteiligt, indem sie die Nahrungsfette durch Emulgieren auf die eigentliche Verdauung vorbereiten.
Anwendung:
Bewährt hat sich der Einsatz der Pfefferminze innerlich und äußerlich. Schwerpunkte sind:
- Mundschleimhautentzündungen, Erkältungskrankheiten, Schnupfen
- Gallenleiden
- Magen-Darm-Krämpfe, verdorbener Magen
- Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz
- Reizdarm, Blähungen
- Spannungskopfschmerz
Übliche Darreichungsformen sind Tee, Tinkturen und Fertigpräparate.
Historisches:
Die bei uns kultivierte Pfefferminze ist eine Züchtung aus Grüner Minze und Wasserminze. Bereits im Jahr 1696 wurde sie in England in einem Feld als Mentha spicata L. entdeckt. Aufgrund ihrer schnell erkannten positiven Wirkung für die arzneiliche Nutzung fand sie Eingang in die Naturheilkunde. Heute wird Pfefferminze auch als Gewürz verwendet.
Anmerkung
Ergebnis einer Studie der Kieler Universitätsklinik für Neurologie war, dass das synthetisch hergestellte Paracetamol (oft Hauptwirksubstanz von Schmerzmitteln) und zehn prozentiges Minzöl in ihrer Wirksamkeit gleichwertig sind. Das Team um Prof. Dr. H. Göbel wies dabei nach, dass das Auftragen von Minzöl auf Stirn oder Schläfen bei Spannungskopfschmerzen keine Nebenwirkungen hat.
Hinweise:
- Minzöl sollte stets verdünnt Anwendung finden, sonst sind leichte Reizungen der Haut möglich.
- Das Öl darf nicht in die Nähe von Mund und Nase von Kleinkindern und Menschen mit Asthma gelangen, weil die Gefahr der Atemnot gegeben ist.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium