Allgemeines:
Der Vogelknöterich ist eine einjährige, bis zu 50 cm hohe, vom Standort abhängig niederliegende oder aufsteigende Pflanze, die zu den Knöterichgewächsen gehört. Aus der im oberen Teil spindelförmigen Wurzel (im unteren eher ästig) treiben mehrere gegliederte, bis zu 1 m lange, bläulich grün gestreifte Stängel aus, an denen viele Nodien (Knoten) erkennbar sind. Aus diesen wachsen wechselständig sehr kurz gestielte, länglich-eliptische, bis zu 5 cm lange ganzrandige Blätter. Manchmal erscheint das Kraut oberflächlich purpurrot überzogen. In den Blattachseln stehen 1–3 grünlich weiße bis rötliche Blüten in sogenannten Trugdolden. Nach der Blüte entwickeln sich die Früchte. Es handelt sich um dreikantige, schwarzpurpurne Nüsse. Arzneilich genutzt wird das frische oder getrocknete Kraut einschließlich der keinen Blüten.
Der Vogelknöterich wächst fast überall auf der Erde, fehlt lediglich z.B. in Afrika, Südamerika und Indien. Man findet ihn auf allen Böden, in Gärten, an Wegrändern, in Pflastersteinfugen, auf Äckern und Magerrasen.
Besonderes:
Das Kraut des Vogelknöterichs wirkt gefäßverengend, kapillarabdichtend und entzündungshemmend. Gallatonin-Catechin-Gerbstoffe (3–4%) sorgen vorrangig für die zusammenziehenden und leicht harntreibenden Effekte. Cumarine sind z.B. für zirkulationsfördernde, gefäßentkrampfende und entzündungshemmende Eigenschaften bekannt. Schleimstoffe sorgen für eine Reizmilderung der Schleimhäute. Kieselsäuren (lösliche und unlösliche) erweisen sich als förderlich für das Bindegewebe, die Haut und das Unterhautzellgewebe. Der Hautstoffwechsel kann aktiviert werden. Sehnen, Bänder, Nägel und Haare profitieren. Kieselsäure regt die Leukocytose (Bildung weißer Blutkörperchen) an und stärkt das Lungengewebe. Ein leichter antioxidativer Effekt kann infolge enthaltener Flavonoide eintreten.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Fertigpräparate) und äußerlich (Gurgeln) bei:
- Atemwegserkrankungen, hartnäckigen Bronchialleiden
- Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut
- Lungentuberkulose (Begleittherapie)
- Blasen- und Nierenerkrankungen,
- Rheuma
Historisches:
Bei den alten Griechen und im Mittelalter galt der Vogelknöterich als probates Mittel gegen Bluthusten und Nierenleiden. Der Vogelknöterich fehlte in keinem Kräuterbuch der Volksmedizin. Schwerpunkte waren Husten, Heiserkeit, Rheuma, Gicht, Blasen- und Nierenleiden und Hämorrhoiden. Im 18. Jahrhundert, beim Einsatz gegen Lungentuberkulose als „Wunderdroge“, wurde die Wirksamkeit von Vogelknöterich allerdings überschätzt. Der lateinische Name der Pflanze leitet sich 1) von den vielen (lat. poly) Knoten (lat. gonum) am Stängel ab. 2) von der Verkleinerungsform für Vogel (lat. avicula). Polygonum aviculare. Vögel bevorzugen die Samen als gehaltvolle Nahrung.
Anmerkung:
Die Qualität des Vogelknöterichs ist im Europäischen Arzneibuch (Ph.Eur.) festgehalten. Reiner Vogelknöterichtee ist weniger stark wirksam als eine Kräutermischung. Das Kraut vom Vogelknöterich kann z.B. gut mit Thymiankraut, Linden- und Primelblüten oder Isländisch Moos kombiniert werden. Bekannt sind aufgrund der Stoffwechselanregung durch das Kraut Teekuren im Frühjahr und Herbst zur inneren Reinigung und Kuren bei Hautunreinheiten. Die das Bindegewebe stärkende, brüchige Nägel festigende und die Haarstruktur verbessernde Kieselsäure lässt sich effektiv aus den Pflanzenzellen lösen, wenn das Pflanzenmaterial etwa 20 Minuten vorsichtig in Wasser gekocht wird. Kieselsäuretee aus Vogelknöterich, Berennnessel und Ackerschachtelhalm unterstützt Haut und Haare.
Hinweis:
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Bei der Behandlung von Harnwegsinfektionen sollte man zusätzlich reichlich Flüssigkeit aufnehmen. Der Vogelknöterich ist bei eingeschränkter Funktion der Nieren und des Herzens, bei Ödemen nicht anzuwenden. Erfahrungsberichte zur Anwendung von Vogelknöterich bei Schwangeren, Stillenden und Kindern unter 12 Jahren liegen noch nicht vor.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium