Allgemeines:
Die Kartoffel ist eine ausdauernde, aufrecht oder kletternd wachsende, krautige, 50–100 cm hohe Staude, die zu den Nachtschattengewächsen gehört. Neben langfaserigen Wurzeln treiben zahlreiche Ausläufer aus, an denen sich die Kartoffelknollen entwickeln, welche arzneilich genutzt werden. Die meist vierkantigen, behaarten Stängel sind grün bis rotbraun gefärbt. Die etwa eiförmigen, unpaarig gefiederten, am Ende zugespitzten Blätter zeigen wechselständige Anordnung. Sogenannte Teilblätter, in Form und Größe recht unterschiedlich weisen Härchen auf. Zwittrige Blüten stehen in endständigen Trugdolden. Die weiße, rötliche oder blaue Krone setzt sich aus fünf verwachsenen Kronblättern zusammen. Gelbe, aufrecht stehende Staubbeutel fallen auf. Nach der Blüte entwickeln sich grüne, zweikammerige, fleischige Früchte – die Beeren. Diese vielsamigen Beeren sind ungenießbar. In der Regel bildet eine in die Erde gebrachte Saatkartoffel, je nach Sorte, 5–60 neue kleine Knollen.
Ursprünglich in Peru, Bolivien und Chile beheimatet, wird die Kartoffel mit vielen Sorten heute weltweit angebaut. Sie bevorzugt durchlässige, sandig-lehmige Böden, kühl gemäßigtes Klima mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit und mäßigen Niederschlägen.
Besonderes:
Mehr als 60 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamine wie Polyphenole, Folsäure, Flavonoide, Vitamin B und C sowie Kukoamine sind in der Kartoffel enthalten. Diese wirken u.a. antioxidativ, gerinnungs- und entzündungshemmend und immunfördernd. Die Gruppe der Kukoamine, erst 2005 in Kartoffeln nachgewiesen, wirken blutdrucksenkend. Bekanntermaßen enthält die Kartoffelknolle viel Stärke (über 20%), insbesondere Amylose und Amylopektin. Stärke ist ein Polysaccharid (Vielfachzucker). Auf die Magenschleimhaut wirkt dieser Stoff entzündungshemmend und wundheilend. Die Bildung der Magensäure wird eingeschränkt, die Magenschleimhaut geschützt. Kalium, Phosphor und Magnesium unterstützen die Körperfunktionen insgesamt. Im oberirdischen, grünen, nicht genutzten Teil der Pflanze, sind giftige Alkaloide enthalten, wie das Solanin.
Anwendung:
Innerlich (roher Saft, rohe Kartoffelknolle) und äußerlich (Puder, Salben) bei:
- Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüren
- Sodbrennen, sehr starker Produktion von Magensäure
- Hautreizungen
Historisches:
Kartoffel (zunächst Tartuffel) leitet sich aus dem italienischen tartufo ab. Ursächlich für die Namensgebung ist wohl die Ähnlichkeit mit Trüffeln. Das Alter der Kartoffel wird auf etwa 13.000 Jahre geschätzt, die ersten Spuren führen nach Chile, auf die Insel Chiloé. Die chilenischen Landsorten stammen von peruanischen Andensorten ab. 1562 wurde die Katoffel auf den Kanaren eingebürgert. Nach Europa kam die Pflanze zunächst als dekorative Zierpflanze. In Deutschland sollen 1647 die ersten Kartoffeln in Oberfranken angebaut worden sein. 1753 finden die „Erdtuffelln“ als Früchte (biologisch falsch) Erwähnung. Zahllose Regionalnamen zeigen die weite Verbreitung an: z.B. Erdapfel, Erdbirne, Tüfte oder Erpfel.
Anmerkung:
Die Kartoffel zählt zu den Stärkepflanzen als wichtiger Bestandteil der tierischen und menschlichen Ernährung. Wesentliche Bedeutung hat sie als Industrierohstoff und bei der Alkoholherstellung. Kartoffeln, nicht lichtgeschützt gelagert, werden grün und enthalten dann das giftige Solanin. Somit können sie nicht mehr verzehrt werden. Weltweit gibt es ca. 5000 Kartoffelsorten. 2017 erfolgte die Zulassung von 47 gentechnisch veränderten Sorten.
Hinweis:
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Durch das Kauen einer frischen geschälten Knolle bildet sich viel basischer Speichel, der im Magenbereich leicht neutralisierende Effekte nach sich zieht.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium