Allgemeines:
Die Schwarze Johannisbeere ist ein 1–2 m hoher, immergrüner, stachelfreier Strauch, der zu den Stachelbeergewächsen gehört. Die stark verzweigte Pflanze kann eine stammähnliche Basis entwickeln, wobei die jungen Zweige durch die helle, behaarte Rinde gekennzeichnet sind. Die 3–5lappigen, gestielten, grob gesägten Blätter weisen eine wechselständige Anordnung auf, die zunächst gelb behaarte Unterseite verkahlt zunehmend. Hier befinden sich die Öldrüsen. Ein aromatischer Geruch und herb säuerlicher Geschmack sind typisch. Arzneilich genutzt werden die Blätter. In reichblütig hängenden Trauben wachsend, findet man die unscheinbaren, weiß-gelblich-grünen Blüten, dabei ist der Rand oft braunrot eingefärbt. Nach der Blüte entwickeln sich die mehrsamigen, braunschwarzen, später intensiv schwarzen, etwa erbsengroßen Beeren. Charakteristisch ist der sehr würzige Geschmack.
Die Schwarze Johannisbeere bevorzugt feuchten, tonhaltigen und nährstoffreichen Boden, wobei Zuchtformen heute auch auf trockneren Böden wachsen. Wilde Pflanzen findet man in feuchten Wäldern, Erlenbrüchen oder an Flachmooren. Ursprünglich ist die Schwarze Johannisbeere wohl im nördlichen Mitteleuropa beheimatet. Heute, meist in Gärten und Kulturen gezogen, gibt es Anbaugebiete in Mittel- und Südeuropa, im Kaukasus und Himalaya, in Sibirien und in der Mandschurei.
Besonderes:
Die Blätter enthalten etwas ätherisches Öl, das leicht entzündungshemmend und vor allem wassertreibend wirkt. Hervorzuheben sind die Catechingerbstoffe, welche zu den effektvollsten Gerbstoffen gehören. Diese wirken zusammenziehend und entzündungshemmend. Die Gerbstoffe verfestigen die Schleimhäute, womit Krankheitserregern wie Bakterien die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Im Darm können so auch Gärungserreger bekämpft werden. Der Körper stößt alte Schleimhautanteile einschließlich der Bakterien ab und neues Gewebe kann sich bilden. Die wundheilungsfördernden Eigenschaften der Gerbstoffe erweisen sich ebenfalls als hilfreich. Flavonoide haben z.B. blutdrucksenkende, antioxidative, antimikrobielle und zellschützende Eigenschaften. Die Blätter weisen Vitamin C (Ascorbinsäure) auf, welches ebenfalls vor freien Sauerstoffradikalen schützt und das Immunsystem stärkt. Mangelerkrankungen kann vorgebeugt werden. Obwohl arzneilich nicht genutzt, hier ein Hinweis auf die Beeren, die viel Vitamin C, B, E aufweisen. Vitamine sind die entscheidende Kraft bei der Regelung von Stoffwechselreaktionen. Sie sorgen für den Ablauf vieler Lebensvorgänge und ermöglichen erst die Wirksamkeit von Enzymen. Mikronährstoffe, wie z.B. Zink, Eisen, Kalium, Kalzium und Magnesium unterstützen die Funktionsfähigkeit des Körpers. Die Beeren enthalten wenig Catechingerbstoffe, aber Pektine, die für den Darm positive Effekte zeigen können.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Fertigpräparate) bei:
- Rheuma, Gicht, leichten Gliederschmerzen
- Keuchhusten, Erkältungskrankheiten (vorbeugend)
- Magen-Darmbeschwerden
- Harnwegsbeschwerden
Historisches:
Der Name Johannisbeere weist darauf hin, dass die Beeren am Johannistag (21. Juni) ihre volle Reife erreichen. Andere altbekannte Namen sind: Wanzenbeere, Adebarskasbern, schwarze Träuble und Gichtbeere. In der Antike war die Johannisbeere noch nicht als Heilpflanze bekannt. Seit dem 16. Jahrhundert erlangte zuerst die Rote Johannisbeere Beachtung. Die Schwarze Johannisbeere fand ab dem 18. Jahrhundert ihren Platz in der Heilkunde. Der Pfarrer und Naturheilkundler Sebastian Kneipp (1821−1897) verwendete die Pflanze bei seinen berühmten Kuren. In dieser Zeit begann auch die breite Kultivierung des schwarzen Helfers.
Anmerkung:
Oft werden heute im deutschsprachigen Gebiet die französische Bezeichnung Cassis, in Österreich auch Schwarze Ribisel gebraucht. Die Früchte der Schwarzen Johannisbeere weisen neben Hagebutte und Sanddornbeeren den höchsten Vitamin-C-Gehalt auf (bis zu 180 mg pro 100 g frischer Früchte). Allerdings werden die Beeren aufgrund des herben Geschmacks selten roh verzehrt. Verarbeitete Klassiker sind: Nektar, Limonaden, Konfitüre und Liköre. Extrakte der Blütenknospen werden wegen ihrer fruchtigen Note auch in der Parfümerie genutzt. In einer Kräuterteemischung bietet sich die Kombination der Johannisbeerblätter mit den Blättern der Birke, der Brennnessel und dem Goldrutenkraut an.
Hinweis:
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Bei einer Durchspülungstherapie sollte viel Flüssigkeit zusätzlich aufgenommen werden.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium