All­ge­mei­nes:

Die Myr­rhe ist ein bis zu 3m ho­her Strauch oder knor­ri­ger Baum, der zu den Bal­sam­baum­ge­wäch­sen ge­hört. Be­kannt ist die Myr­rhe auch un­ter Myr­rhen­baum, Ech­te Myr­rhe oder So­ma­li­myr­rhe. Spit­ze Dor­nen an den Sei­ten­äs­ten und ein kur­zer Stamm fal­len auf. Aus so­ge­nann­ten Se­kret­gän­gen der Rin­de tritt spon­tan oder nach Ver­let­zung Milch­saft aus, ein­ge­trock­net als graubraune-dunkelorangefarbene-gelbbraune un­re­gel­mä­ßig ge­form­te Klum­pen er­kenn­bar – das Myr­rhen­harz. Die­ses wird arz­nei­lich ge­nutzt. Ge­kenn­zeich­net ist es durch her­ba­ro­ma­ti­schen Duft und bit­te­ren Ge­schmack. Die Pflan­ze schützt sich da­durch ge­gen Pa­ra­si­ten, Wun­den wer­den ver­schlos­sen. Nach der Re­gen­zeit wach­sen klei­ne, häu­fig ver­dreht er­schei­nen­de wech­sel­stän­dig an­ge­ord­ne­te Blät­ter. Die­se un­be­haar­ten, un­paa­rig ge­fie­der­ten, led­ri­gen, meist grau­grü­nen Pflan­zen­tei­le ha­ben ver­kehrt lan­zett­li­che Form, wo­bei sich nur an der Spit­ze eine leich­te Zäh­nung des Ran­des er­ken­nen lässt. Bei der zwei­häu­si­gen, ge­trennt­ge­schlecht­li­chen Pflan­ze rei­fen die männ­li­chen grün­gel­ben Blü­ten zu­erst. Die gelb­oran­ge­nen weib­li­chen Blü­ten ste­hen end­stän­dig in Ris­pen an­ge­ord­net. Nach der Blü­te ent­wi­ckeln sich grü­ne bis röt­li­che ei­för­mi­ge, ei­nen Sa­men ein­schlie­ßen­de Stein­früch­te, die leicht zerfallen.

Die Myr­rhe be­vor­zugt tro­cke­nes, wüs­ten­ar­ti­ges Kli­ma, wächst in of­fe­nem Busch­land z.B. in So­ma­lia, Äthio­pi­en, Dschi­bu­ti, Su­dan und im Jemen.

Be­son­de­res:

Das Myr­rhen­harz (Gum­mi­harz) ent­hält ins­ge­samt äthe­ri­sches Öl (2–10%) mit z.B. Pi­nen, Li­mo­nen, Eu­ge­nol und Ses­qui­ter­penen, Harz (25–40%) mit den Harz­säu­ren, Schleim­stof­fe mit Ara­bi­no­se und Ga­lac­to­se, Pek­ti­ne und Bit­ter­stof­fe. Ge­nutzt wer­den die des­in­fi­zie­ren­den, blut­stil­len­den, zu­sam­men­zie­hen­den, krampf­lö­sen­den, die Nar­ben­bil­dung för­dern­den und all­ge­mein die Wund­hei­lung ak­ti­vie­ren­den Ei­gen­schaf­ten. Die Ent­span­nung der glat­ten Mus­ku­la­tur des Darms ver­rin­gert ent­zün­dungs­för­dern­de Pro­zes­se, wo­bei eben­falls in die­sem Be­reich die Bil­dung frei­er Sau­er­stoff­ra­di­ka­le ein­ge­schränkt wird und da­mit ent­spre­chend an­ti­oxi­da­tive Ef­fek­te zur Ge­sund­heit bei­tra­gen. Be­kannt ist die Be­ru­hi­gung der Darm­schleim­haut. Bei der Be­hand­lung von Ei­ter­pi­ckeln und Wun­den der Haut kann vom schmerz­stil­len­den und hei­len­den Cha­rak­ter der Myr­rhe pro­fi­tiert wer­den. Gug­gul der In­di­schen Myr­rhe (Com­mi­pho­ra mu­kul) ist das wich­tigs­te Harz, das im Ayur­ve­da ver­wen­det wird.

An­wen­dung:

In­ner­lich (Zer­kau­en, Fer­tig­prä­pa­ra­te, Tink­tur, Rauch) und äu­ßer­lich (Mund­spü­lun­gen, Öl­ein­rei­bung, Pin­se­lung, Zahn­pas­ta) bei:

  • Ent­zün­dun­gen der Mund­schleim­haut und des Ra­chens, Zahnfleischbluten
  • Bron­chi­tis
  • Ent­zünd­li­chen Darm­be­schwer­den (Co­li­tis ul­ce­ro­sa, Mor­bus Crohn, Reiz­darm­syn­drom), Durch­fall, Blähungen
  • Mus­kel­schmer­zen, Durchblutungsstörungen
  • Haut­pro­ble­men, Ei­ter­pi­ckeln, Wun­den, Entzündungen
Historische Abbildung: Myrrhe

llus­tra­ti­on aus Köhler’s Medizinal-Pflanzen (1883−1914) – Myr­rhe – Com­mi­pho­ra myr­rha: A) Teil ei­nes be­blät­ter­ten As­tes in na­tür­li­cher Grö­ße; B) Zweig­ende mit Früch­ten, desgl.; 1 Blatt, ver­grö­ßert; 2 männ­li­che Blü­te von Bals. Eh­ren­ber­gi­a­num, nach Berg, desgl.; 3 weib­li­che Blü­te der­sel­ben Art, gleich­falls nach Berg, desgl.; 4 und 5 Frucht, na­türl. Größe.

His­to­ri­sches:

Im al­ten Ägyp­ten (vor un­ge­fähr 3000 Jah­ren) wur­de Myr­rhe für Ein­bal­sa­mie­run­gen, kul­ti­sche Sal­bun­gen und Räu­che­run­gen ge­nutzt. In der An­ti­ke war der Ein­satz zur Ein­bal­sa­mie­rung be­deu­ten­der To­ter aber auch als Aphro­di­sia­kum be­kannt. Sehr früh fand man her­aus, dass die äthe­ri­schen Öle ähn­lich wie Opi­um wir­ken. Im Al­ten Tes­ta­ment fin­den sich be­reits Be­schrei­bun­gen für die An­fer­ti­gung von Sal­ben­öl mit Myr­rhe. In der al­ten ayur­ve­di­schen Me­di­zin In­di­ens gilt Myr­rhe schon lan­ge als pro­ba­tes Mit­tel ge­gen Rheu­ma, ho­hen Cho­le­ste­rin­spie­gel, eit­ri­ge Ge­schwü­re und Wunden.

An­mer­kung:

Eine Pflan­zen­the­ra­pie bei Co­li­tis ul­ce­ro­sa ist ähn­lich wirk­sam wie mit Mesa­la­zin (zur Sta­bi­li­sie­rung schub­frei­er Pha­sen). Tink­tu­ren mit Myr­rhe, di­rekt auf Ei­ter­pi­ckel ge­ge­ben, füh­ren sehr schnell zu schmerz­stil­len­den und wund­hei­len­den Er­geb­nis­sen. Myr­rhen­harz mit Oli­ven­öl ver­mischt gilt als gu­tes Ein­rei­bungs­mit­tel. Myr­rhe fin­det An­wen­dung in der Kosmetik- und Par­füm­her­stel­lung. Der leicht süß­wür­zi­ge Duft, die bal­sa­mi­sche Kon­sis­tenz und der fi­xie­ren­de Ef­fekt auf an­de­re Düf­te be­grün­den den Einsatz. 

Hin­weis:

Es ist auf eine ge­rin­ge Do­sis zu ach­ten, bei sehr ho­her Kon­zen­tra­ti­on kön­nen Hal­lu­zi­na­tio­nen auf­tre­ten. Die dau­er­haf­te Ein­nah­me ver­bie­tet sich. Bei Kin­dern darf Myr­rhe nicht an­ge­wen­det wer­den. Al­ler­dings sind bei äu­ßer­li­cher An­wen­dung we­der Neben- noch Wech­sel­wir­kun­gen zu erwarten.

© Ant­je Hr­di­na ● Heilpflanzenkompendium

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