All­ge­mei­nes:

Die Kre­ti­sche Zist­ro­se (auch Grau­be­haar­te Zist­ro­se), ist ein har­zi­ger, stark ver­zweig­ter, etwa 30–100 cm ho­her Strauch, der zu den Zist­ro­sen­ge­wäch­sen ge­hört. Zwei­ge, Blät­ter und Blü­ten­stie­le wei­sen weiß­graue Be­haa­rung auf. Die grau­grü­nen, leicht kleb­ri­gen Blät­ter ver­strö­men ei­nen aro­ma­tisch wür­zi­gen Ge­ruch. Sie sind ge­gen­stän­dig an­ge­ord­net, ge­stielt, eiförmig-lanzettlich und fie­der­ner­vig. Bei sehr ho­hen Tem­pe­ra­tu­ren wer­den die Blät­ter ein­ge­klappt, um die Ver­duns­tung (Was­ser­dampf­ab­ga­be) ein­zu­schrän­ken. Der Strauch gilt als viel­blü­tig, wo­bei die nicht duf­ten­den Blü­ten ein­zeln oder in Dol­den ste­hen. Schon in der Knos­pe er­schei­nen die 5 Kron­blät­ter run­ze­lig. Spä­ter ent­wi­ckeln sich 4–6 cm gro­ße rosa bis pur­pur­far­be­ne wei­ter­hin knitt­ri­ge Blü­ten. Nach der Blü­te bil­den sich ver­holz­te Kap­sel­früch­te, die zahl­rei­che mehr­kan­ti­ge Sa­men einschließen.

Me­di­zi­nisch ver­wen­det wer­den ge­trock­ne­te Blät­ter und ein­jäh­ri­ge ge­trock­ne­te Trie­be der Kre­ti­schen Zist­ro­se. Sie wächst be­vor­zugt in tro­cke­nen und son­ni­gen Ge­bie­ten, auf kar­gen, kalk­ar­men, stei­ni­gen Bö­den. Ver­brei­tet ist die Pflan­ze im Mit­tel­meer­ge­biet (auf Kre­ta bis in Hö­hen von 1200 m), nicht auf der Ibe­ri­schen Halbinsel.

Be­son­de­res:

Die Har­ze (Lab­da­num) der Blät­ter, äthe­ri­sches Öl (z.B. Ter­pe­ne, Kar­va­crol, Ses­qui­ter­pe­ne) und vor al­lem die zahl­reich ent­hal­te­nen Po­ly­phe­no­le (Gerb­stof­fe, Fla­vo­no­ide) er­mög­li­chen die er­folg­rei­che Be­kämp­fung von Vi­ren, Bak­te­ri­en und Pil­zen. Be­legt ist, dass Grip­pe­vi­ren (In­flu­en­za­vi­ren) dar­an ge­hin­dert wer­den, sich an/in der Schleim­haut des At­mungs­trak­tes an­zu­la­gern und aus­zu­brei­ten. Ex­trak­te der Zist­ro­se kön­nen ge­gen mensch­li­che Grip­pe­vi­ren­stäm­me und die ge­fähr­li­chen Vogel- und Schwei­negrip­pe­vi­ren sehr wirk­sam sein. Gerb­stof­fe ent­fal­ten zu­sam­men­zie­hen­de Wir­kung auf Schleim­häu­te, er­schwe­ren so Kei­men das Ein­drin­gen in den mensch­li­chen Kör­per. Der hohe Phe­nol­ge­halt ist ur­säch­lich für den ent­gif­ten­den, aus­lei­ten­den Cha­rak­ter, spe­zi­ell ge­gen­über des Schwer­me­talls Cad­mi­um. In­ter­es­sant sind eben­falls die an­ti­oxi­da­tiv­en, ge­fäß­schüt­zen­den, ent­zün­dungs­hem­men­den und das Im­mun­sys­tem stär­ken­den Ei­gen­schaf­ten, be­son­ders der Fla­vo­no­ide (Pro­an­tho­cya­ni­di­ne, Gal­lo­ca­te­chin). Das Zu­sam­men­spiel der In­halts­stof­fe der Zist­ro­se för­dert die Re­gu­la­ti­on des Darm­mi­kro­bi­oms und die Lin­de­rung von Schmer­zen bei Juck­reiz. Auf­grund der blut­zu­cker­sen­ken­den Ka­pa­zi­tät ist Zist­ro­se auch für Dia­be­ti­ker interessant.

An­wen­dung:

In­ner­lich (Tee, Fer­tig­prä­pa­ra­te) und äu­ßer­lich (Creme, Tee zum Gur­geln und für Auf­la­gen, Bä­der, Spray) bei:

  • Grip­pe, grip­pa­len Infekten
  • Ent­zün­dun­gen des Mund- und Rachenbereichs
  • Haut­er­kran­kun­gen, wie Neu­ro­der­mi­tis, Akne, Schup­pen­flech­te, Aph­ten, Hä­mor­rhoi­den, Win­del­der­ma­ti­tis, De­ku­bi­tus (Druck­ge­schwür)
  • Par­odon­to­se und Ka­ri­es (vor­beu­gend)
  • Durch­fall
Kretische Zistrose historische Abbildung

Cis­tus cre­ti­cus L., Nees von Esen­beck, T.F.L., Plan­tae of­fi­ci­na­les, vol. 1 (1828−1833), Zeich­nung: A. Henry

His­to­ri­sches:

Die Zist­ro­se wur­de be­reits im 4. Jahr­hun­dert v. Chr. an­ge­wen­det, wo­bei ihr Harz wohl zu­nächst nach Ägyp­ten und in den Su­dan ge­lang­te als wirk­sa­me Mög­lich­keit ge­gen Pil­ze und Bak­te­ri­en. Der Arzt Pe­da­ni­us Dio­s­ku­r­i­des (um 40 – um 90 u.Z.) be­schrieb das Harz und nutz­te es als Lab­da­num. In der An­ti­ke galt das Harz als pro­ba­tes Mit­tel zur schnel­len Wund­hei­lung un­ter­schied­li­cher Haut­krank­hei­ten. Der Gat­tungs­na­me Cis­tus ent­stammt dem grie­chi­schen „kist­hos“, was für un­be­kann­te Her­kunft steht. Cre­ti­cus weist auf Kre­ta hin, wo die Pflan­ze sehr ver­brei­tet ist. 

An­mer­kung:

Die Zist­ro­se ge­hört zu den phe­nol­reichs­ten Pflan­zen Eu­ro­pas. Bei In­fek­tio­nen wer­den Grip­pe­vi­ren ge­häuft in den Mund- und Ra­chen­raum frei­ge­setzt, wo sie durch Gur­geln mit Zist­ro­sen­tee (Po­ly­phe­no­le!) an Ak­ti­vi­tät ein­bü­ßen und die Grip­pe so­mit ein­däm­men. Mög­li­cher­wei­se hilft Zist­ro­se auch ge­gen Ar­te­rio­skle­ro­se, Herz-Kreislauferkrankungen und Bor­re­lio­se. Al­ler­dings sind noch wei­te­re For­schun­gen not­wen­dig. Es sind etwa 24 Zist­ro­sen­ar­ten be­kannt, wie z.B. auch die Weiß­li­che, Krau­se und Ver­schie­den­blätt­ri­ge Zist­ro­se, die für Heil­zwe­cke ge­eig­net sind.

Hin­weis:

Ne­ben­wir­kun­gen und Wech­sel­wir­kun­gen sind nicht be­kannt. Die dau­er­haf­te Ein­nah­me ist nicht an­zu­ra­ten, da Ver­dau­ungs­pro­ble­me auf­tre­ten können.

© Ant­je Hr­di­na ● Heilpflanzenkompendium

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