Allgemeines:
Der Gemeine oder Gewöhnliche Frauenmantel gehört zu den mehrjährigen, krautigen bis strauchförmigen Rosengewächsen. Vereinfachend wird im Folgenden nur von Frauenmantel geschrieben. Standortbedingt erreicht das Kraut eine Höhe von 10–50 cm. Der häufig teilweise verholzte Hauptstängel liegt oft auf dem Boden und trägt an der Spitze eine sogenannte Grundblattrosette. Die Blätter sind in der Regel gelappt und am Rande gezahnt. An den Spitzen der kleinen Blattzähne sammeln sich Tropfen des reinen Pflanzensaftes (Guttationstropfen). Durch mehrfache Faltung der Blätter entsteht der Eindruck einer Fächerform. Blattähnliche verwachsene Auswüchse am Stängel heißen Nebenblätter.
Arzneilich genutzt wird das Kraut der geruchlosen, etwas bitter schmeckenden Pflanze. Die zahlreichen kleinen gelblich grünen Blüten stehen in doldigen Rispen. Die Früchte sind einsamige Nüsschen. Aus der Hauptwurzel entstehen während der Pflanzenentwicklung Adventivwurzeln. Die Pflanze bevorzugt fette Wiesen, Weiden, Felder und lichte Wälder. Als hauptsächliche Verbreitungsgebiete sind Europa, Asien und Nordamerika bekannt.
Besonderes:
Zu den wesentlichen Inhaltsstoffen zählen die Gerbstoffe (z.B. Agrimoniin) mit 6–8 %. Sie wirken Fäulnis einschränkend, zusammenziehend, Wunden abdichtend und Bakterien abweisend. Durch das Eingreifen in die Übertragung von Schmerzinformationen zwischen Nervenzellen ist Juckreizlinderung möglich. Bitterstoffe und ätherisches Öl haben verdauungs- und gallenflussfördernden Effekt. Flavonoide (bis zu 2%) und ätherisches Öl zeigen z.B. antibakterielle, durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Eigenschaften. Die wirksame Krampflösung ist besonders hervorzuheben. Die Unterstützung der Schmerzlinderung und Fiebersenkung durch Salizylsäure ist bekannt.
Anwendung:
Äußerlich (Spülungen, Waschungen) und innerlich (Tee, Fertigpräparate) bei:
- Angina
- Hautunreinheiten, Akne
- Augenentzündungen
- Magen- und Darmbeschwerden
- Menstruationsstörungen, Wechseljahrbeschwerden.
Historisches:
Die Blätter erinnern auffallend an den wehenden Mantel einer Frau – daher wohl der Name. Im Mittelalter entdeckten Heilkundler das Kraut als wirksame Möglichkeit bei Geschwüren und Frauenleiden. Den Guttationstropfen an den Blattspitzen, auch goldener Tau genannt, schrieb man wundersame Eigenschaften zu. Die Alchimisten versuchten, aus ihnen den „Stein der Weisen“ herzustellen.
Anmerkung:
Der Frauenmantel wird wohl am häufigsten in der Frauennaturheilkunde aufgrund der positiven, den ganzen weiblichen Organismus regulierenden Effekten, eingesetzt. In der Geburtsheilkunde steht die Kräftigung vor und nach einer Geburt (z.B. Stärkung des Bindegewebes, rasche Rückbildung der Gebärmutter und rasche Wundheilung der Geburtswege) im Vordergrund. Als Begleittherapie in den Wechseljahren zeigt sich das Kraut erfolgreich. Die Haut straffende Wirkung wird sogar für Kosmetika genutzt.
Hinweis:
Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Bei Unsicherheiten ist die ärztliche Konsultation zu empfehlen.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium