Allgemeines:
Der Granatapfel, ein sommergrüner Strauch oder Baum gehört zu den Weiderichgewächsen. Der Baum kann bis zu 5 m hoch werden. Die vierkantigen Zweige enden oft dornig. Die gestielten Blätter erscheinen auf der Oberseite dunkelgrün ledrig glänzend und wachsartig überzogen. Sie sind gegenständig und des Öfteren in Wirteln angeordnet. Es überwiegt ihre lanzettliche Form. Die geruchlosen, zwittrigen Einzelblüten (enthalten weibliche und männliche Organe) bilden zartgelbe bis orangerote Blätter aus. Interessant sind die ca. 150–200 g schweren apfelähnlichen Früchte, die als ledrige Beeren (Balausta) bezeichnet werden. Die Samen sind, umgeben von einer saftigen, herbsüßen Schale, in Kammern gelagert. Eine Frucht enthält ca. 200‑1000 Samen. Der Granatapfel bevorzugt sandigen und fruchtbaren Boden, hohe Temperaturen und wenig Niederschlag, ist kurzzeitig frostresistent. Die seit Jahrtausenden kultivierte Pflanze findet man heute z.B. in folgenden Gebieten: Türkei, Kaukasus, Iran, Afghanistan, Pakistan, China, Mittelmeerraum, Südafrika, Chile, Naher Osten.
Besonderes:
Granatapfelsamenöl enthält Punicinsäure (bis zu 60%). Diese mehrfach ungesättigte Omega-5-Fettsäure zeigt hohe antioxidative Kraft und fördert z.B. die Regeneration der Haut. Stoffe, die die Haut altern lassen können gebunden werden. Weitere bioaktive Substanzen, die antioxidativ, entzündungshemmend, antibakteriell und zellschützend wirken, sind die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehörenden Flavonoide, Anthozyane und Gallotannine (Gerbstoffe). Diese Gallotannine sind in der Lage, eine beachtliche Vielzahl von Viren zu inaktivieren. In der Schale befinden sich die meisten Antioxidantien. Sekundäre Pflanzenstoffe, speziell die Polyphenole des Granatapfels vermindern die Fettablagerungen in den Blutgefäßen und können das Wachstum von Krebszellen hemmen. Mineralien, wie Magnesium, Kalium, Eisen und die B‑Vitamine unterstützen ebenfalls sie Funktionsfähigkeit des Körpers.
Anwendung:
Äußerlich (z.B. diverse Kosmetika) und innerlich (z.B. Saft, Fertigpräparate) bei:
- Durchfall
- Geschwüren, Arthritis, Rheuma
- Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Begleittherapien bei Krebs
Historisches:
Der wissenschaftliche Name Punica granatum bezieht sich auf die lateinische Bezeichnung punicus (punisch) und granata (Kern, Korn). „Punisch“ stellt wohl den Bezug zu den Phöniziern her, die den Römern diese Früchte empfahlen. Seit über 5.000 Jahren gelten Granatäpfel als Symbole für die Fruchtbarkeit von Mensch, Tier und Pflanze. Später, im Staat Judäa wurde auch die geistige Fruchtbarkeit mit einbezogen. In der griechischen Klassik galt die Frucht als heilig. Der Granatapfel spielt in vielen Religionen eine beachtliche Rolle, d.h. meist im Sinne von Gesetzestreue, Wiedergeburt, Liebe und Schönheit. Der Niedergang der Symbolik begann im Jahr 1520, als in Frankreich die Kanonenkugeln nach der Form der Frucht „Granaten“ genannt wurden. Der Granatapfel ist wohl die älteste Heilfrucht des Menschen. Seit Jahrhunderten werden die Früchte auch als Nahrungs- und Genussmittel genutzt. In Deutschland fanden sich archäologische Nachweise in Konstanz, für die Zeit des Mittelalters.
Anmerkung
Gegenstand intensiver, aktueller Forschungen ist die therapeutische Wirkung der Granatapfelstoffe bei Prostatakrebs. Dabei liegt der Focus nicht nur auf der Frucht, sondern auch auf der Wurzel und der Rinde der Pflanze. In der Naturkosmetik gilt der Granatapfel aufgrund der positiven Wirkung auf körpereigene Zellerneuerungsprozesse inzwischen meist als unverzichtbarer Produktbestandteil gegen die Zeichen der Hautalterung. In der Küche begeistern Granatapfelkerne heute als Powerfrucht unter den Superfoods. Nur die kleinen Kerne kann man komplett verzehren, das Äußere, bitter schmeckende Fruchtfleisch erweist sich als ungenießbar. Die Früchte öffnen sich bei vollem Reifegrad selbst, die Kernkammern platzen unter leichtem Druck auf.
Hinweise:
Da Granatapfelextrakte aufgrund von pflanzlichen Hormonen (Phytoöstrogene) in den weiblichen Hormonhaushalt eingreifen können, wird ihr Einsatz oft bei Wechseljahresbeschwerden besprochen. Hierzu sind weitere Studien zu erwarten. Nebenwirkungen und Wechselwirkungen nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium