Allgemeines:
Die Kapuzinerkresse (Große Kapuzinerkresse) gehört zur Familie der Kapuzinerkressengewächse. Es handelt sich um eine einjährige Kletter- oder Kriechpflanze, die eine Länge von 50–200 cm erreicht. Die sich windenden Stängel tragen intensivgrüne bis bläulichgrüne Blätter, die eine schildartige und ganzrandige Form aufweisen. Die langgestielten Blüten sind auffallend gelb bis feuerrot, oft tragen sie dunkle Farbzeichen in der Mitte. Eins der 5 Kelchblätter ist zu einem Nektarsporn umgebildet. Die in drei einsamige Schließfrüchte zerfallende Frucht enthält wirksame Antibiotika. Die Pflanze besitzt keine verholzten Teile, ist insgesamt sehr saftig. Verwendet werden die frischen oder getrockneten Blüten und das Kraut (scharfer Geschmack), aber auch die Früchte. Die Pflanze bevorzugt feuchte und nährstoffreiche Böden, verträgt keinen Frost und keine Staunässe. Als Ursprungsgebiet gilt Südamerika (besonders Peru und Kolumbien). Seit dem 17. Jahrhundert wird die Kapuzinerkresse kultiviert. Heute wird sie für die arzneiliche Nutzung oder als Zierpflanze auch in Europa angebaut.
Besonderes:
Erwähnenswerte Inhaltsstoffe sind die scharf schmeckenden Senfölglykoside (sekundäre Pflanzenstoffe), die zu Benzylsenföl reagieren können. Diese Substanz gilt als antibiotisch wirksam und hemmt das Bakterien- und Virenwachstum. Bekannt sind ebenfalls antimykotische Eigenschaften (Wirkung gegen Pilze). Benzylsenföl hilft z.B. gegen Entero- und Staphylokokken und E.coli. In der Großen Kapuzinerkresse enthaltene Isothiocyanate hemmen die Vermehrung von Influenzaviren. Unterstützt werden die genannten Wirkstoffe durch Ascorbinsäure, Flavonoide und Carotinoide. Das Immunsystem wird aktiviert. Die Ausscheidung der wichtigen Inhaltsstoffe erfolgt über die Atemwege und die Nieren. Galle und Nieren erfahren Stärkung. Andere Stoffe (teilweise ätherisches Öl, Carotinoide, Vitamine) werden bereits im Zwölffingerdarm aufgenommen, wodurch die bakteriostatische Wirkung im Dünn- und Dickdarm entfällt. Das Mikrobiom wird hier nicht verändert. Das hat z.B. Bedeutung für die wichtigen Lactobacillen. Die Große Kapuzinerkresse enthält viel Vitamin C, welches z.B. antioxidatives Potenzial aufweist. Ebenfalls sind durchblutungsfördernde und Cholesterin (LDL) senkende Eigenschaften der Pflanze bekannt. Da die Große Kapuzinerkresse nur wenige Kalorien hat und den Hunger dämpft (besonders durch das Spurenelement Chrom), kann sie auch bei Gewichtsreduktion hilfreich sein. Vitamin B, Kalzium, Kalium und Phosphor sind als Spurenelemente ebenfalls nützlich.
Anwendung:
Die gesamte Pflanze kann innerlich genutzt werden. Wirkungsvoller sind speziell hergestellte Präparate (z.B. Tinkturen), bei:
- Bronchitis
- Akne
- Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
- Tonsillitis (Mandelentzündung)
- Harnwegsinfektionen
Historisches:
Im Ursprungsland wird die Pflanze noch heute bei Vergiftungen, Husten und Bronchitis eingesetzt, nachdem bereits die Inkas (Bevölkerungsgruppe Südamerikas seit dem 12. Jahrhundert) sie als schmerz- und Wunderheilmittel ansahen. Der deutsche Name stammt wohl von den auffallend leuchtenden Blüten, bei denen ein Kelchblatt zu einem langen sogenannten Nektarsporn – einer Kapuze ähnlich – umgebildet ist. Sie erinnert an die Kapuzen der Mönche, die die Pflanze in Klostergärten anbauten, nachdem Seefahrer sie im 16. Jahrhundert mitbrachten. Seit 1684 ist die Kultivierung der Großen Kapuzinerkresse in Europa nachgewiesen.
Anmerkung
Die Große Kapuzinerkresse wurde 2013 von der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Möglicherweise kann die Pflanze den Einsatz von synthetisch hergestellten Antibiotika teilweise ersetzen. In der Kombination mit Meerrettichwurzel soll das Kraut genauso bei Nasennebenhöhlen- und Blasenentzündung, auch bei Bronchitis helfen. Die frischen Blüten und Blätter stellen eine Bereicherung in der Küche z.B. für Salate oder als Butterbrotbelag dar. Blütenknospen und unreife Samen können in Essig oder Salzwasser eingelegt und wie Kapern verwendet werden („falsche Kapern“).
Auf den Blättern der Kapuzinerkresse kann man den bekannten Lotuseffekt beobachten. Auf der rauen Blattoberfläche befinden sich feinste Wachskristalle, die durch ihre Anordnung und Struktur merklich schmutzabweisend sind.
Hinweise:
Die Pflanzeninhaltsstoffe lösen keine Allergien aus. Eventuell kann die Alkoholtoleranz des Körpers eingeschränkt werden. Sonst sind Neben- und Wechselwirkungen nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium