Allgemeines:
Die Gemeine (oder Echte/ Gewöhnliche) Goldrute, nachfolgend vereinfachend nur Goldrute genannt, gehört zur Familie der Korbblütengewächse. Sie ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Höhe von ca. 100 cm erreicht. Am einfachen, aufrechten Stängel sind die ungeteilten gezähnten Blätter locker wechselständig angeordnet. Die zwittrige Pflanze bildet zahlreiche gelbe Blütenköpfchen in rispigem Blütenstand, wobei sich randständig je 8–12 Zungenblüten zählen lassen. Die Blüten riechen zart aromatisch. Nach der Blüte entwickeln sich einsamige Schließfrüchte (Achänen) mit den schirmchenartigen Haarkronen, die die Verbreitung effektiv unterstützen. Mit dem walzenförmigen Wurzelstock überdauert die Pflanze. Vom starken Wurzelansatz gehen viele Verzweigungen ab. Arzneilich genutzt werden das Kraut, vor allem die Blüten. Goldrute wächst bevorzugt in lichten, krautreichen Laub- und Mischwäldern, Heiden und Magerwiesen. Sie gedeiht auf kalkreichen und sauren Böden. Das Verbreitungsgebiet umfasst fast ganz Europa, Nord- und Westasien, Nordamerika und Nordafrika.
Besonderes:
Die Goldrute bildet Flavonoide (Rutin, Quercetin), die als Gefäßwand aktivierende Stoffe gelten. Neben der Förderung der Elastizität wird die Mikrozirkulation in den Kapillaren (feinste Blutgefäße) erhöht. Antientzündliche und antioxidative Effekte sind bekannt. Zu beachten ist allerdings, dass für Quercetin mutagene und toxische Wirkungen nachgewiesen sind. Die Saponine und ätherischen Öle sorgen für die Ausleitung von Wasser und wasserlöslichen Giften wie Quecksilber. Im Zusammenhang mit den Flavonoiden und Mineralsalzen wird ein harntreibendes und stoffwechselförderndes Ergebnis erzielt. Speziell die Triterpensaponine führen zu einem pilzhemmenden Effekt bei Candida albicans. Phenylglykoside zeichnen sich durch ihre schmerz- und entzündungshemmenden Eigenschaften aus. Gerb- und Bitterstoffe wirken zusammenziehend, austrocknend und bakteriostatisch. Unter Beteiligung der Flavonoide ist z.B. die erfolgreiche Bekämpfung von Staphylococcus aureus nachgewiesen worden. Die Goldrute hat einen entkrampfenden und schmerzlindernden Einfluss auf die glatte Muskulatur.
Anwendung:
Innerlich, für Tee und Tinkturen, werden die oberen Pflanzenteile genutzt bei:
- Harnwegsentzündungen, Harnsteinen, Nierengrieß und Nierensteinen
- Reizblase und zur Blasenpflege
- Entgiftung des Körpers
- Rheuma-Gicht-Begleittherapien
Fertigpräparate sind im Handel erhältlich. Äußerlich (Gurgeln, Auflagen) kann Goldrute bei Entzündungen der Mundhöhle und der Haut helfen.
Historisches:
Schon im Mittelalter spielte die Goldrute bereits die Rolle in der Behandlung von Blasen- und Nierenleiden. Für Pietro Andrea Mattioli (auch Matthiolus 1501–1577), italienischer Apotheker und Arzt, galt die Pflanze als Harntreiber und Nieren- und Blasensteinbrecher. Der Reformator Martin Luther (1483−1546) trank Goldrutentee, um seine Blasenprobleme zu mindern. Der Naturheilarzt Johann Gottfried Rademacher (1772−1850) erklärte die Goldrute zum Nierenkraut. Die früh erkannte Heilwirkung des Krautes führte zu Bezeichnungen wie Heilwundkraut, Machtheilkraut oder Gülden Wundkraut.
Anmerkung
Neben der bei uns heimischen Goldrute werden auch die Neophyten (pflanzliche Einwanderer) Kanadische und Riesengoldrute, die über 2 m hoch wachsen kann, in der Naturheilkunde genutzt. Sie unterscheiden sich in Quantität und leicht in der Qualität der Inhaltsstoffe. Es kann sich also lohnen z.B. bei Tee auf unterschiedliche Goldrutenarten zu setzen. Als bester Erntezeitpunkt gilt für die herbbitter schmeckende Goldrute der Blütenbeginn (Spätsommer/Herbst). Bei rheumatischen Beschwerden oder Gicht empfiehlt sich eine entsprechende Teekur als unterstützende Maßnahme. Durch den Gehalt an Flavonoiden wird es möglich, Wolle und Baumwolle mit den Goldrutenblüten goldgelb zu färben.
Hinweise:
Bei chronischen Nierenleiden empfiehlt sich die ärztliche Konsultation, da eine eingeschränkte Nierenleistung wahrscheinlich sein kann. Bei der Anwendung von Tinkturen sollte ausreichend Wasser getrunken werden, um die Ausleitung zu unterstützen. Der Pollen der Goldrute kann möglicherweise Heuschnupfen auslösen.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium