Allgemeines:
Der Bittersüße Nachtschatten ist ein mehrjähriger, niederliegender oder andere Gewächse umschlingender Halbstrauch, der eine Höhe von bis zu 2 m erreicht und zu den Nachtschattengewächsen gehört. An der Basis zeigt sich der Stängel holzig, im oberen Bereich krautig verzweigt. Etwas variabel in der Form, zum Ende hin spitz zulaufend, sind die matt grünen, ganzrandigen Blätter wechselständig angeordnet. Arzneilich verwendet werden Triebspitzen und junge Zweige. Im Zentrum der hängenden, in lockeren Blütenständen stehenden Blüten, fallen die leuchtend gelben, zu einer Röhre verwachsenen, Staubblätter auf. Die Kronblätter, an ihrer Basis verwachsen, weisen eine Dunkelviolett‑, selten Weiß- oder Rosafärbung auf. Nach der Blüte entwickeln sich die zunächst bitter‑, später süßschmeckenden Beerenfrüchte. Diese hängenden, scharlachrot glänzenden und eiförmigen Beeren tragen viele Samen. Alle Pflanzenteile sind giftig (siehe Anmerkung).
Der Bittersüße Nachtschatten bevorzugt feuchte, fruchtbare Böden und wächst an Waldrändern und Ufern, in Auen und Büschen. Man findet ihn in Europa, Nordafrika, Westasien, Indien, Japan und China.
Besonderes:
Der Bittersüße Nachtschatten enthält bis zu 0,4% Steroidalkaloidglykoside (z.B. Solasodin, Soladulcidin) und Steroidsaponine. Hervorzuheben sind Eigenschaften, wie: entzündungshemmend, entkrampfend, blutreinigend, antimikrobiell (besonders pilzhemmend), und leicht narkotisierend. Die Durchlässigkeit der feinsten Blutgefäße, der Kapillaren wird eingeschränkt. Bekannt ist die Verringerung der Produktivität der Talg- und Schweißdrüsen, außerdem die Verdichtung des Gewebes. Dies ist bei Hautproblemen hilfreich. Speziell die Steroidsaponine stärken die Anpassungsfähigkeit des Immunsystems und aktivieren den Stoffwechsel. Gerbstoffe unterstützen durch die antibakteriellen Effekte. Die im Bittersüßen Nachtschatten enthaltenen Pektine können einen Beitrag zur Hemmung giftiger Keime leisten.
Anwendung:
Innerlich (Fertigpräparate, Tee) und äußerlich (Salben, Aufguss) bei:
- Chronischen Ekzemen, Allergien, Neurodermitis
- Milchschorf (Säuglinge)
- Rheuma, Gicht, Arthritis (Gelenkentzündung)
In Salben ist die Kombination mit Pfennigkraut hilfreich.
Historisches:
Bittersüßer Nachtschatten auch bekannt unter: Hundbeere, Mäuseholz, Stinkteufel, Pissranken und Bittersüß. Der wissenschaftliche Name der Pflanze leitet sich vom Lateinischen ab. „Solari“ bedeutet trösten oder lindern, „dulcis“-süß und „amara“-bitter. Solanum dulcamara. Die Bezeichnung bezieht sich auf den ersten Geschmackseindruck des Stängels (bitter), später schmeckt dieser eher süßlich. Mitte des 16. Jahrhunderts wird die medizinische Verwendung des Bittersüßen Nachtschattens erstmals erwähnt. Man glaubte auch, am Eingang von Viehställen das Kraut angebracht, stellt Schutz vor Unglück, verursacht durch Hexengewalt, dar. Der Botaniker und Heilmittelforscher Wilhelm Pelikan (1893−1981) empfahl die Nutzung des Bittersüßen Nachtschattens in einem Grundlagenbuch bei Katarrh und Verkrampfung.
Anmerkung:
Der Bittersüße Nachtschatten ist giftig, kein Pflanzenteil direkt zum Verzehr geeignet. Hochgiftig sind die grünen oder teilweise gelben Beerenfrüchte (Unreifezustand). Den scharlachrot glänzenden Früchten fehlen fast vollständig die Alkaloide, weshalb die Giftigkeit nicht mehr gegeben ist. Der Bittersüße Nachtschatten ist eine der ganz wenigen Pflanzen (wie auch Lärche, hier Taxifolin), die bei chronischen Hauterkrankungen innerlich angewendet werden können. Das Steroidalkaloidglykosid Solasodin wirkt sehr ähnlich wie Kortison. Es sollte möglichst auf Fertigpräparate zurückgegriffen werden.
Hinweis:
Nebenwirkungen durch Fertigpräparate des Bittersüßen Nachtschattens sind nicht bekannt. Eine längerfristige Anwendung empfiehlt sich.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium