Allgemeines:
Das Große Schöllkraut ist eine mehrjährige, etwa 30–100 cm hohe, gelblichen Milchsaft führende Pflanze, die zu den Mohngewächsen gehört. Sie überwintert mit einem kräftigen, kurzen Wurzelstock, aus dem sich verzweigte, zart behaarte, aufrechte Stängel entwickeln. Die Stängel und die Unterseite der Blätter erscheinen blaugrün. Einige Blätter bilden am Grund des Stängels eine Rosette. Sonst sind die recht zarten, behaarten, fiederteilig buchtigen Blätter wechselständig angeordnet. Die Blüten stehen in 2–8 blütigen Dolden, wobei 4 gelb leuchtende Kronblätter für eine Blüte charakteristisch sind. Aus den Blüten entwickeln sich bis zu etwa 5 cm lange, schotenartige Kapseln, in die eiförmige schwarze Samen eingebettet sind. Verwendet werden das frische oder getrocknete Kraut, eher selten die Wurzel.
Das Große Schöllkraut bevorzugt stickstoffhaltigen, eher feuchten Boden, wächst z.B. an Wegrändern, an Mauern und auf Schutthalden. Verbreitungsgebiete sind vor allem Europa, Asien und Nordamerika.
Besonderes:
Der milchige Saft des Großen Schöllkrautes enthält über 20 Alkaloide, wobei Chelidonin, ein Narkotikum, an erster Stelle steht. Außerdem sind z.B. Berberin, Protopin, Spartein und Sanguinarin zu nennen. Daneben wurden Flavonoide (besonders Carotinoide), etwas ätherisches Öl und Saponine nachgewiesen. Die Gesamtinhaltsstoffe wirken den Gallefluss aktivierend, antibakteriell, das Nervensystem beruhigend und Verkrampfungen lösend. Über das Nervensystem wird die glatte Muskulatur von Bronchien, Galle und Darm positiv beeinflusst. Allgemeines Zittern kann ebenfalls verringert werden. Trägt man den milchigen Saft des Großen Schöllkrautes auf befallene Stellen auf, werden die Viren abgetötet, welche Warzen verursachen. Vorrangig ursächlich dafür ist wahrscheinlich das Chelidonin. Saponine tragen zur Entgiftung über die Haut bei und regen insgesamt den Stoffwechsel an. Die Herzwirksamkeit von Inhaltsstoffen kann den Blutdruck leicht erhöhen. Bekannt sind leicht antientzündliche, antibakterielle und pilzhemmende Eigenschaften des ätherischen Öls und der Flavonoide.
Anwendung:
Innerlich (Fertigpräparate, Tee) und äußerlich (Pinselungen, Tinkturen, Fertigpräparate) bei:
- Warzen
- Innerer Unruhe
- Neuralgien (Nervenschmerzen)
- Krämpfen
- Magen-Darm-Gallebeschwerden
- Leberleiden
Historisches:
Das Große Schöllkraut fand schon in der Antike aufgrund der heilenden Effekte Beachtung. Der griechische Philosoph und „Vater der alten Botanik“ Theophrast (327−287 v.Chr.) empfahl die Pflanze bei Verstopfung, Gelbsucht, angeschwollener Leber und Gallensteinen. Das Große Schöllkraut fehlt in keinem Kräuterbuch des Mittelalters als Möglichkeit zur Linderung von z.B. Augenleiden, blasenartigem Ausschlag, Wunden, Gicht und Nervenschmerzen. Auch die Vögel, Schwalben, sollen ihre Küken mit Schöllkraut versorgt haben, um Erblindung vorzubeugen. Chelidonion, aus dem Griechischen stammend, heißt so viel wie Schwalben. Volksnamen sind: Warzenkraut, Ogenklar, Giftblome oder Wulstkraut.
Anmerkung:
Der gelbe Milchsaft des Großen Schöllkrautes gilt aufgrund der Alkaloide als giftig. Der Hauptinhaltsstoff Chelidonin ist ein Mitosegift (Zellteilungsgift) und gleichzeitig Tumorhemmstoff. Die beruhigenden und entkrampfenden Eigenschaften sind schwächer als die beispielsweise von Papaverin und Morphium. Bei einer Kräuterteemischung ist die Kombination mit Pfefferminze, Wermut und Kümmel zu empfehlen.
Hinweis:
Die ärztliche Konsultation wird angeraten, da die Alkaloide des Großen Schöllkrautes Giftwirkung besitzen. Allerdings ist dieser Effekt aufgrund der geringen Dosis (im Tee) eher unwahrscheinlich. Äußerlich aufgetragen, kann der Milchsaft leichte Verätzungen auf der Haut zur Folge haben, z.B. das Nachbargewebe bei Warzenbehandlung betreffend. Wechselwirkungen mit Medikamenten sind nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium