Allgemeines:
Das Wohlriechende Veilchen (auch Märzveilchen) ist eine ausdauernde, etwa 5–10 cm hohe, bis zu 20 cm lange Ausläufer bildende Pflanze, die zu den Veilchengewächsen gehört. Mit dem kriechenden Wurzelstock (Rhizom) ist sie im Boden verankert. Am Anfang der ersten Blühphase wachsen zarte, sich oft in den Boden zurückziehende Zugwurzeln, die in enger Beziehung zur Mutterpflanze bleiben und so zur polsterartigen Entfaltung der Pflanze führen. Aus dem Wurzelstock bildet sich die bodennahe Blattrosette, wobei die intensiv grünen, zart behaarten Blätter herzartig geformt und am Blattrand gekerbt erscheinen. Ein typischer Stängel fehlt. In den Achseln der grundständigen Blätter entwickeln sich die sehr lang gestielten (bis ca. 7 cm) dunkelvioletten, an der Basis weißen, süßlich riechenden Blüten. Das untere der 5 Kronblätter trägt einen Sporn, in den die am Ende intensiv leuchtend gelben Staubblätter ragen und so den Nektar absondern. In zu Boden geneigten Knospen findet Selbstbefruchtung statt. Nach der Blüte reifen Kapselfrüchte mit kleinen Samen heran. Diese tragen fleischige Anhängsel, Delikatessen für Ameisen, welche als „Gegenleistung“ für die weite Verbreitung des Veilchens sorgen.
Medizinisch verwendet werden das getrocknete Kraut und der Wurzelstock. Das Wohlriechende Veilchen findet man in lichten nicht zu trockenen Gebieten, z.B. an Zäunen, Waldrändern, in Hecken und Gärten. Die Pflanze wächst in ganz Mitteleuropa, selten im atlantischen Teil Europas, Kleinasien und im Mittelmeerraum.
Besonderes:
Zu den wesentlichen Inhaltsstoffen gehören Saponine, Schleim‑, Bitter- und Gerbstoffe, Flavonoide, ätherische Öle und Salicylsäurederivate. Charakteristisch sind die zähen Schleim lösenden und verflüssigenden Eigenschaften im bronchialen Bereich, wodurch das Abhusten merklich erleichtert wird. Ursächlich ist die Aktivierung der Magenschleimhaut, welche wiederum die Drüsenfunktion erhöht. Saponine beeinflussen Nervenendigungen, sodass die Bildung von Sekret im Bronchialbereich einsetzt. Gleichzeitig wird die Bewegung der Flimmerhärchen und der glatten Muskulatur dieses Bereiches erhöht, wodurch der auswurffördernde Effekt erzielt wird. Besonders Saponine regen die Schweißdrüsen an, was speziell bei grippalen Infekten über die Haut entgiftend wirkt. Gemeinsam mit den Flavonoiden (sekundäre Pflanzenstoffe) verfügen die Saponine über bakterien‑, pilz- und virenhemmendes Potenzial.
Die Wurzeln enthalten in geringer Konzentration Salicylsäureglykoside, welche gegen Viren hilfreich sein können. Ebenso ist die entzündungshemmende und schmerzlindernde Kapazität bekannt. In der Wurzel ist das leichten Brechreiz erregende Alkaloid Odoratin enthalten, weshalb früher auch die Pflanzenbezeichnung deutsche Ipecacuanha (Brechwurz) üblich war.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Sirup) und äußerlich (Tee zum Gurgeln und für Waschungen) bei:
- Katarrh der Atemwege, Bronchitis, Keuchhusten (therapiebegleitend)
- Hautproblemen
Historisches:
Veilchen stehen symbolisch für Frühling, Hoffnung, Bescheidenheit, Anstand, Demut, Liebe und Treue. Viele Menschen mit starkem Macht- und Herrschaftsdrang, wie. Z.B. Herrscher der Antike, Homer, Plato, Rousseau, Napoleon, Goethe oder Kaiser Wilhelm I. erklärten das Veilchen zur Lieblingsblume. Möglicherweise versteckten sie sich hinter den zugeschriebenen Eigenschaften oder meinten vielleicht den beachtlichen Ausbreitungsdrang der Pflanze. In der Medizin der Antike zählte das Wohlriechende Veilchen für den Arzt Hippokrates (um 460 – 377 v.u.Z.), auch Vater der Heilkunde genannt, zu den wichtigsten Heilpflanzen. Der Naturheilkundige Sebastian Kneipp (1821−1897) empfahl das Kraut bei Atemnot, Lungenentzündung, Halsschmerzen und Kopfweh.
Anmerkung:
Die Heilwirkungen des Wohlriechenden Veilchens sind mit denen der Schlüsselblume vergleichbar, aber schwächer. Veilchenblüten eignen sich als Ergänzung im Hustentee aus Schlüsselblume, Gänseblümchen, Lärchensprossen, Spitzwegerichblättern und Udrang, speziell für Kinder.
Hinweis:
Neben- und Wechselwirkungen sind nicht zu erwarten. Bei der Verwendung der Wurzel könnte aufgrund des Alkaloids leichter Brechreiz ausgelöst werden.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium