All­ge­mei­nes:

Udrang oder Gun­der­mann (auch Ech­te Gun­del­re­be) ist eine mehr­jäh­ri­ge, krau­ti­ge, win­ter­grü­ne, bis etwa 30 cm hohe Pflan­ze, die zu den Lip­pen­blü­ten­ge­wäch­sen ge­hört. Das Kraut über­win­tert mit fla­chen Wur­zeln und meist Blatt­ro­set­ten. Die vier­kan­ti­gen, krie­chen­den Stän­gel kön­nen aus al­len Kno­ten wur­zeln. Auf­stei­gend ent­wi­ckeln sich Blüh­spros­se. Stän­gel und Blatt­un­ter­sei­te er­schei­nen häu­fig pur­pur­far­ben über­zo­gen. Die grü­nen, etwa herz­för­mi­gen, stumpf ge­kerb­ten und ge­gen­stän­dig an­ge­ord­ne­ten Blät­ter sind wie alle Pflan­zen­tei­le va­ria­bel be­haart. In der Re­gel blau­vio­let­te, pur­pur­far­ben ge­fleck­te, nek­tar­bil­den­de, zu 2–3 blatt­ach­sel­stän­di­gen Schein­quir­len ste­hen­de Blü­ten wei­sen den ty­pi­schen Bau ei­ner Lip­pen­blü­te auf. Sel­ten ist die Blü­ten­kro­ne der zwitt­ri­gen Blü­ten weiß oder rosa ge­färbt. Nach der Blü­te ent­wi­ckeln sich die vier­tei­li­gen Klau­sen­früch­te, de­ren nüss­chen­ar­ti­ge Teil­früch­te die Sa­men einschließen.

Me­di­zi­nisch ver­wen­det wird das blü­hen­de fri­sche oder an der Luft ge­trock­ne­te Kraut. Udrang be­vor­zugt feuch­ten, kalk­hal­ti­gen, nähr­stoff­rei­chen Bo­den. Oft fin­det man die Pflan­ze in krautrei­chen Wäl­dern, Gär­ten, auf Wie­sen, an Weg­rän­dern und in Ge­bü­schen. Sehr häu­fig wächst die Pflan­ze in Eu­ro­pa, auch in West- und Nord­asi­en, Neu­see­land, Ka­na­da und den USA.

Be­son­de­res:

Udrang ent­hält etwa 3–7% Gerb­stof­fe, ver­schie­de­ne Fla­vo­no­ide (z.B. Hy­per­osid, Cy­ma­ro­sid), äthe­ri­sches Öl (mit Pi­nen, Li­mo­nen, Men­thol), Bit­ter­stof­fe (wie Gle­cho­min), Sa­po­nine, Vit­amin C und den Mi­kro­nähr­stoff Ka­li­um. Hilf­reich sind die ent­zün­dungs­hem­men­den, schleim­lö­sen­den und den Stoff­wech­sel ak­ti­vie­ren­den Ei­gen­schaf­ten. Die Gerb­stof­fe sind in der Lage, sich mit gif­ti­gen Me­tal­len, wie Blei und Queck­sil­ber zu un­lös­li­chen Kom­ple­xen zu ver­bin­den. In die­ser Form kön­nen die Gift­stof­fe nicht mehr über die Schleim­haut des Darms in Blut und Lym­phe ge­lan­gen, wer­den über den Stuhl aus­ge­schie­den. Rei­ni­gung und Ent­gif­tung des Kör­pers wird er­reicht. Eben­falls wir­ken die Gerb­stof­fe zu­sam­men­zie­hend und aus­trock­nend. Da­bei wer­den die Schleim­häu­te ver­fes­tigt, wo­mit Krank­heits­er­re­gern die Le­bens­grund­la­ge ent­zo­gen wird. Im Darm kann die Be­kämp­fung von Gä­rungs­er­re­gern er­folg­reich sein. Bit­ter­stof­fe und äthe­ri­sches Öl ha­ben verdauungs- und gal­len­fluss­för­dern­de Ef­fek­te. Un­ter­stützt von Fla­vo­no­iden und Vit­amin C kön­nen an­ti­bak­te­ri­el­le, ent­zün­dungs­hem­men­de und an­ti­oxi­da­tive Wir­kun­gen ein­tre­ten. Ka­li­um ist z.B. wich­tig für die Funk­ti­on der Ner­ven und Muskeln.

An­wen­dung:

In­ner­lich (Tee, Fer­tig­prä­pa­ra­te) und äu­ßer­lich (Tee zum Gur­geln, Sal­ben, Öl, Kom­pres­sen, Bä­der) bei:

  • Schlecht hei­len­den Wunden
  • Magen- und Darm­ent­zün­dun­gen, Durchfall
  • Ap­pe­tit­lo­sig­keit
  • Blasen‑, Gallen- und Nierenleiden
  • Chro­ni­schem Hus­ten und Schnupfen
  • zu ho­her Schwermetallbelastung
Udrang Glechoma_hederacea_Sturm

Gle­cho­ma he­deracea L., Ech­te Gun­del­re­be, Jo­hann Ge­org Sturm (Pain­ter: Ja­cob Sturm) – aus »Deutsch­lands Flo­ra in Ab­bil­dun­gen« (1796)

His­to­ri­sches:

Vie­le Na­men für Udrang sind be­kannt: z.B. Don­ner­re­be, Er­defeu, Guck durch den Zaun, Sol­da­ten­pe­ter­si­lie, To­ten­kraut, Stin­ken­der Ab­satz. Der deut­sche Name Gun­der­mann oder Gun­del­re­be stammt wahr­schein­lich aus dem Alt­hoch­deut­schen. „Gund“ be­deu­tet Ei­ter oder Beu­le – ein Hin­weis auf die heil­pflanz­li­che Ver­wen­dung. Sol­da­ten­pe­ter­si­lie zielt wohl eher auf den Ein­satz als Kü­chen­ge­würz. Die Heil­pflan­ze war schon dem Arzt Pe­da­ni­us Dio­s­ku­r­i­des (um 40 – um 90 u.Z.) be­kannt. Die Heil­kun­di­ge Hil­de­gard von Bin­gen (1098−1179) emp­fahl sie ge­gen Er­schöp­fungs­zu­stän­de. Im Aber­glau­ben des Mit­tel­al­ters war die Pflan­ze als Heil- und Schutz­zau­ber ge­gen He­xen und die Pest ein Mit­tel. In der Volks­me­di­zin wur­den frü­her als Heil­an­zei­gen be­nannt: Haut­er­kran­kun­gen, chro­ni­scher Schnup­fen, Asth­ma und Bron­chi­tis. Auf­grund sei­ner Bit­ter­stof­fe ver­wen­de­te man Udrang zur Her­stel­lung von Bier. Spä­ter, nach Er­lass des Rein­heits­ge­bo­tes 1516, al­ler­dings von Hop­fen­kul­tu­ren abgelöst.

An­mer­kung:

Die Schul­me­di­zin ver­wen­det Udrang nicht. Ein Sa­lat aus fri­schen Udrang- und Schaf­gar­ben­blät­tern, Brun­nen­kres­se, Gän­se­blüm­chen, Brenn­nes­sel- und Bir­ken­blät­tern im Früh­ling lohnt sich – die Ak­ti­vi­tät fast al­ler Or­ga­ne des Kör­pers kann er­höht wer­den. Es sind jun­ge Udrang­blät­ter zu ver­wen­den, äl­te­re ent­wi­ckeln ei­nen recht schar­fen Nach­ge­schmack. Die mild schme­cken­den Blü­ten eig­nen sich als De­ko­ra­ti­on ver­schie­de­ner Spei­sen. Die sehr her­ben Aro­men der Pflan­ze wer­den durch das Auf­brü­hen (Tee) stark abgemildert.

Hin­weis:

Nicht über­do­sie­ren, Gle­cho­min ist gif­tig. Ne­ben­wir­kun­gen und Wech­sel­wir­kun­gen sind nicht bekannt.

© Ant­je Hr­di­na ● Heilpflanzenkompendium

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