All­ge­mei­nes:

Der strauch- oder baum­ar­ti­ge, im­mer­grü­ne Ge­mei­ne Wa­chol­der (auch Heide-Wacholder) ge­hört zu den Zy­pres­sen­ge­wäch­sen. Ein­tau­send Jah­re alte Ex­em­pla­re be­le­gen sei­ne au­ßer­ge­wöhn­li­che Lang­le­big­keit. Als Baum er­reicht die Pflan­ze eine Höhe von 3–4 Me­tern. Die na­del­för­mi­gen, ste­chend spit­zen Blät­ter sind in Dreier-Wirteln an­ge­ord­net und wer­den etwa 2 cm lang. Es han­delt sich um zwei­häu­si­ge Pflan­zen, d.h. es exis­tie­ren männ­li­che und weib­li­che Pflan­zen. Die un­schein­ba­ren grü­nen weib­li­chen Blü­ten­stän­de bil­den kug­li­ge Schein­bee­ren, die Bee­ren­zap­fen. Wei­sen die­se eine schwarz­brau­ne Fär­bung mit bläu­li­chem Schim­mer auf, ha­ben sie die vol­le Rei­fung er­reicht (im 2. oder 3. Jahr). Die­se Bee­ren wer­den arz­nei­lich ge­nutzt. Wa­chol­der zählt zu den Licht­holz­pflan­zen, wächst auf son­ni­gen Hei­den, Ma­ger­ra­sen, Wei­den, Moor­bo­den und an Berg­hän­gen. Er be­vor­zugt kalk­hal­ti­ge, auch sau­re Bö­den. Da Wa­chol­der für Wei­de­tie­re als un­ver­träg­lich gilt, ist die Pflan­ze in der Re­gel der ein­zi­ge Baum in stark be­wei­de­ten Area­len. Als Ver­brei­tungs­ge­bie­te sind Eu­ro­pa, Nord­asi­en bis Nord­chi­na, Nord­afri­ka und Nord­ame­ri­ka bekannt.

Be­son­de­res:

Die Bee­ren ent­hal­ten bis zu 30% In­vert­zu­cker (Ge­misch aus Glu­co­se und Fruc­to­se). In­ter­es­sant ist das äthe­ri­sche Öl (0,2–2%). Das als Ole­um Ju­ni­pe­ri be­zeich­ne­te Öl be­inhal­tet Ter­pi­neol, Pi­nen, Ca­di­ne, Cam­phen. Be­son­ders auf Ter­pi­neol ist die harn­trei­ben­de Wir­kung zu­rück­zu­füh­ren. Ins­ge­samt hat das Öl ent­zün­dungs­hem­men­den, krampf­lö­sen­den und stär­ken­den Ein­fluss auf Ma­gen, Darm und Le­ber. Die Be­kämp­fung von Gä­rungs­er­re­gen ist be­kannt, wor­an auch die Gerb­stof­fe ih­ren An­teil ha­ben. Die­se Stof­fe sind in der Lage, le­bens­not­wen­di­ge Sub­stan­zen für die Krank­heits­er­re­ger zu bin­den, wo­durch ih­nen die Exis­tenz­grund­la­ge ge­nom­men wird.

Wa­chol­der för­dert die Durch­blu­tung, be­son­ders die der Nie­ren. Der Blut­rei­ni­gungs­ef­fekt wird hoch ge­schätzt. Fla­vo­no­ide (z.B. Leu­ko­an­tho­zya­ni­di­ne) un­ter­stüt­zen die Re­gu­la­ti­on der Blut­ge­fäß­per­mea­bi­li­tät (Durch­läs­sig­keit) und die Be­kämp­fung von Ent­zün­dun­gen. Die För­de­rung der Ap­pe­tit­an­re­gung be­grün­det sich vor al­lem durch die stoffwechsel- und ver­dau­ungs­för­dern­den Ei­gen­schaf­ten der In­halts­stof­fe von Juniperus.

An­wen­dung:

Äu­ßer­li­cher (z.B. als Ba­de­zu­satz, Ein­rei­bung) und in­ner­li­cher Ge­brauch (Bee­ren es­sen nach Kneipp, Fer­tig­prä­pa­ra­te, Tee) bei:

  • Gicht, Rheu­ma, Arthrose
  • Bla­sen­lei­den
  • Be­gleit­the­ra­pie von Hautleiden
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Blut­rei­ni­gen­der Früh­jahrs­kur, Sodbrennen
Wacholder-Juniperus_communis_-_Koehler–s_Medizinal-Pflanzen-082

His­to­ri­sche Il­lus­tra­ti­on: Ge­mei­ner Wa­chol­der, Franz Eu­gen Köh­ler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen (1887)

His­to­ri­sches:

Die Bee­ren­früch­te und das Holz spiel­ten schon in der Me­di­zin und im Mu­mi­en­kult des al­ten und neu­en ägyp­ti­schen Rei­ches eine be­deu­ten­de Rol­le. 1928 er­folg­te die Öff­nung des Gra­bes des jung ver­stor­be­nen Pha­ra­os Tu­tancha­mun (re­gier­te etwa von 1332 bis 1323 v. Chr.). For­scher fan­den da­bei eine gro­ße Men­ge an Wa­chol­der­bee­ren, wel­che zu­sam­men mit Na­tron zur Mu­mi­fi­zie­rung ge­nutzt wor­den wa­ren. Aus dem lang­le­bi­gen, aro­ma­tisch duf­ten­den Holz bau­te man auch Sär­ge. Die Sa­men der Bee­ren gal­ten als Sym­bol für Wie­der­ge­burt und ewi­ges Le­ben. Im Mit­tel­al­ter ge­hör­ten Wa­chol­der­bee­ren zu den wich­tigs­ten Arz­nei­mit­teln ge­gen Ma­gen­lei­den, Hus­ten, Ge­lenk­er­kran­kun­gen und die Pest. Öl aus den Bee­ren und den ver­holz­ten Pflan­zen­an­tei­len setz­te man bei Haut­pro­ble­men ein. Holz- und Rin­den­asche bil­de­ten die Grund­la­ge für Le­p­ra­mit­tel. Seit Jahr­hun­der­ten be­reits pflanzt man ver­schie­de­ne Wa­chol­der­ar­ten als de­ko­ra­ti­ve Zier­pflan­zen in Asi­en an.

An­mer­kung

Als Ge­würz wer­den Wa­chol­der­bee­ren gern ver­wen­det. Die wert­vol­len In­halts­stof­fe sind sehr hit­ze­sta­bil, so dass die Bee­ren ein­fach mit­ge­kocht wer­den kön­nen. Die Spei­sen ge­win­nen an Be­kömm­lich­keit. Bei der Her­stel­lung von Kräu­ter­schnäp­sen dür­fen Wa­chol­der­bee­ren meist nicht feh­len. Als aro­ma­ti­sie­ren­de Sub­stan­zen wer­den sie auch Li­mo­na­den zu­ge­setzt. Jun­ge Wa­chol­der­trie­be fin­den mit­un­ter bei der Bier­her­stel­lung in skan­di­na­vi­schen Län­dern Be­rück­sich­ti­gung. In Gär­ten und Parks, auf Fried­hö­fen wer­den heu­te ver­schie­de­ne Zucht­for­men des Ge­mei­nen Wa­chol­ders angepflanzt.

Hin­wei­se:

Wa­chol­der wirkt harn­trei­bend, wo­bei die Re­ak­ti­on zu­erst kon­kret im Ge­we­be der Nie­ren er­folgt. Die Nie­ren wer­den mög­li­cher­wei­se leicht ge­reizt (sel­ten, um­strit­ten). Bei sehr lan­gem Ge­brauch ist ärzt­li­che Kon­sul­ta­ti­on an­ge­ra­ten, bei Kin­dern un­ter 4 Jah­ren und in der Schwan­ger­schaft ebenfalls.

© Ant­je Hr­di­na ● Heilpflanzenkompendium

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