Allgemeines:
Der Meerrettich ist eine ausdauernde, krautige und winterharte Pflanze, die zu den Kreuzblütengewächsen gehört. Sie kann ca. 50–180 cm hoch werden. Die sehr großen, lanzettlichen Grundblätter besitzen einen stark gekerbten Blattrand. Dagegen sind die oberen Blätter fast glatt. Die stark duftenden zwittrigen Blüten stehen in Trauben. Kreuzweise angeordnet sind je 4 weiße Kronblätter. Die Früchte, Schoten, bilden sich nicht immer vollständig. In jedem Schotenfächlein befinden sich höchstens 6 braune, glatte Samen. Der Meerrettich ordnet sich bei den Pfahlwurzlern ein. Die bis zu 40 cm lange Wurzel ähnelt in der Regel einer Rübe mit vielen Seitenwurzeln. Diese wird arzneilich verwendet.
Die Pflanze bevorzugt feuchten, sandigen Lehm, auch Moor. Ursprünglich war der Meerrettich in Südeuropa beheimatet. Heute wird er vor allem in der Slowakei, Tschechien, Österreich, den USA, Usbekistan und Deutschland (Spreewald, Franken) kultiviert.
Besonderes:
Als Hauptinhaltsstoff gilt die Gruppe der schwefelhaltigen Glucosinolate (Sinigrin, Gluconasturtiin). Diese steigern die Immunabwehr, wirken bakterienhemmend und –abtötend (z.B. E.coli), pilz- und virushemmend. Bakterientoxine werden inaktiviert. Die Glycoside unterstützen die Verdauung der Eiweiße, verhindern das Entstehen von Eiweißfäulnis im Darm und die damit verbundenen Blähungen und das Völlegefühl. Die Wirksamkeit von frischem Meerrettich ist sehr hoch.
In der getrockneten Wurzel werden die Glucosinolate enzymatisch zu Senföl abgebaut. Senföl entfaltet die bakterienhemmende Wirkung (z.B. bei Streptococcus und Staphylococcus) besonders gut im Nieren- und Lungenbereich, da das Öl hier ausgeschieden wird. Senföl ist bis zu 90% Bestandteil des ätherischen Öls, das immunstärkend, entzündungshemmend und krebszellhemmend wirken kann. Ursächlich dafür sind sicher auch die enthaltenen Flavonoide, Vitamine B1 und viel Vitamin C.
Anwendung:
Äußerlich (z.B. kurzzeitige Einreibungen, Kompressen) und innerlich (z.B. Saft, geriebene Wurzel, Fertigpräparate) bei:
- Infektionen der Atem- und Harnwege
- Gicht, Ischias, Rheuma
- Muskelschmerzen
- Magen- und Darmbeschwerden
Historisches:
Der Name der Pflanze stammt wohl aus dem Althochdeutschen und bedeutet „mehr Rettich“ oder wegen der auffälligen Wurzel „großer Rettich“. Im Mittelalter wurde Meerrettich hauptsächlich gegen Skorbut, Vergiftungen und Fieber eingesetzt. Der Aberglaube besagt, dass das Mitsichführen eines Stückes Trockenwurzel den Geldbeutel nie leer werden lässt.
Anmerkung:
Bei der Behandlung von Atem- und Harnwegsinfektionen ist eine Kombination mit Kapuzinerkressenkraut hilfreich. Meerrettich wird auch gern als Lebensmittel (Gemüse) oder Würzmittel verwendet. Sogar die Blüten sind als essbare Dekoration von Speisen geeignet.
Hinweis:
Bei der Verwendung von frischer Meerrettichwurzel sind beim Reiben Augenreizungen und bei Überdosierung Magenschleimhautreizungen möglich. Meerrettich empfiehlt sich nicht für Kinder unter 4 Jahren und allgemein nicht bei Menschen mit Schilddrüsenfehlfunktion, Magen- und Darmgeschwüren oder Nierenproblemen.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium