Allgemeines:
Die Quitte ist ein sommergrüner, dicht verzweigter, bis zu 8 m hoher Strauch oder Baum, der zu den Rosengewächsen gehört. Die Rinde junger Zweige zeigt sich anfangs behaart und violett, später braunviolett unbehaart. Graugrüne, eiförmige, ganzrandige, gestielte und unterseits behaarte Blätter sind wechselständig angeordnet. Aus kleinen behaarten Knospen bilden sich am Ende beblätterter Zweige einzelständige, rosafarbene oder weiße Blüten. Die zwittrigen, fünfzähligen, radiärsymmetrischen Blüten weisen eine doppelte Blütenhülle auf. Im Alter von 4–8 Jahren trägt der Quittenbaum erstmals apfel- oder birnenförmige, flaumartig behaarte Früchte, die Quittenfrüchte. Es handelt sich um eine intensiv duftende (80 verschiedene Duftstoffe), gelbe, vielsamige Sammelbalgfrucht.
Heilpflanzliche Verwendung finden die Samen, selten auch die Blätter. Die Quitte bevorzugt tiefen, feuchten Lehmboden und warme, windgeschützte Lagen. Wahrscheinlich stammt die Pflanze aus Nordpersien. Beheimatet ist sie heute auch in Transkaukasien und Turkistan. Kultiviert findet man die Quitte in verschiedenen Varietäten in Mittel- und Südeuropa und Asien.
Besonderes:
Die reifen Quittensamen enthalten bis zu 22% Schleimstoffe (z.B. Pentosane), bis zu 1,5% Amygdalin, Gerbstoffe. Das Fruchtfleisch zeichnet sich durch hohen Pektingehalt, Vitamin C und Zink aus. Stark quellender Quittenschleim der Samen führt durch die Bildung eines reizmildernden Schutzfilms zu Schmerz‑, Husten- und Entzündungsminderung. Sensible Nerven im Atemwegsbereich werden blockiert. Das Eindringen von Bakterien kann verzögert oder ganz unterbunden werden. Der entgiftende Charakter von Schleim und Pektin ist bekannt. Bei Verstopfung löst die Quellung der Quittensamen (hohe Dosierung) mit Wasser die Dehnung der Darmwand aus, was den Transport des Darminhaltes fördert. Kleine Mengen der Quittensamen sorgen dagegen für eine festere Konsistenz des Stuhls – hilfreich bei Durchfall. Pektine sind in der Lage, Netzstrukturen zu bilden, was die blutstillenden Eigenschaften begründet. Gerbstoffe führen zu antibakteriellen und pilzhemmenden Effekten. Vitamin C hat antioxidativen Charakter, Zink zeigt sich förderlich z.B. für das Immunsystem und die Haut. Amygdalin, ein cyanogenes Glykosid soll hilfreich bei der Krebsvorbeugung und ‑behandlung sein – wissenschaftlich allerdings nicht belegt.
Anwendung:
Innerlich (Tinktur, Saft, Tee) und äußerlich (Gurgeln mit dem Schleim der Samen, Tee der Blätter für Bäder, Salben, Cremes) bei:
- Erkältungen, Husten
- Entzündungen der Haut und Schleimhaut, Wunden, Verbrennungen, Dekubitus (Wundliegen)
- Sodbrennen
- Darmbeschwerden wie Durchfall und Verstopfung
- Hämorrhoiden, Gicht, Gebärmutter- und Mastdarmvorfall
Historisches:
Die Quitte zählte im alten Griechenland zu den Lieblingsfrüchten der Götter, spielte deshalb eine Rolle bei Opferritualen. Nach Mitteleuropa gelangte die Pflanze durch die Römer. Quitten symbolisieren Liebe, Glück, Treue, Klugheit, Schönheit, Fruchtbarkeit und langes Leben. Die Heilkundlerin Hildegard von Bingen (1098−1179) empfahl Quitte gegen Gicht und Geschwüre. Bei gesunden Menschen sollte Quitte vorbeugen, kranken zur Gesundung verhelfen. Nachweise über die Kultivierung von Quitten stammen aus dem Kaukasus (vor ca. 4000 Jahren). In Mitteleuropa wird die recht winterharte Pflanze etwa seit dem 9. Jahrhundert angebaut.
Anmerkung:
Die Quitte zeigt eine enge Verwandtschaft mit dem Apfel- und Birnenbaum, ist Heil- und Nahrungsmittel zugleich. Nach der äußeren Fruchtform werden als Sorten Apfel- und Birnenquitten unterschieden. Das berühmte Quittengelb ist auf das Flavonol Quercetin zurückzuführen. Die roh kaum genießbaren Früchte werden oft zu Gelee oder Saft verarbeitet. Das Quittenbrot ist ein besonderes Weihnachts-Frucht-Konfekt, das sogar bei der Verdauung der kulinarischen Festgenüsse hilft.
Hinweis:
Die sehr bitter schmeckenden Samen dürfen aufgrund der enthaltenen giftigen Blausäureglykoside nicht zerkaut werden. Neben- und Wechselwirkungen sind nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium