Allgemeines:
Der Ackerschachtelhalm gehört zu den Schachtelhalmgewächsen. Der eigentliche Ackerschachtelhalm wächst im Frühjahr aus dem Wurzelstock, der waagerecht liegend in der Erde überwintert hat. An einem rötlich braunen, blattlosen sogenannten Sporentrieb befindet sich am Ende die Sporenähre. Die fruchtbildenden Pflanzenteile sterben relativ schnell ab, Sporen dienen der weiteren Vermehrung und Verbreitung. Die jetzt neuen, grünen und sterilen Triebe bilden nun Stängel aus, welche etwa 25 cm hoch werden und quirlig angeordnete Seitenästchen aufweisen. Arzneilich genutzt werden diese grünen und sterilen Pflanzenteile. Das getrocknete, fast geruchlose Kraut, schmeckt leicht salzig.
Der Ackerschachtelhalm bevorzugt feuchte Lehm- und Sandböden, ist sonst recht anspruchslos. Häufig ist er an Wegrändern, auf Äckern, an Böschungen und auf Ödland anzutreffen. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa über Asien bis nach Nordamerika.
Besonderes:
Zu den entscheidenden Inhaltsstoffen gehört die Kieselsäure (bis zu 10%), welche förderlich für das Bindegewebe, die Haut und das Unterhautzellgewebe ist. Die reichlich enthaltene Kieselsäure hat Aufbau- und Stützfunktion für den gesamten Körper. Der Hautstoffwechsel kann aktiviert werden. Auch Sehnen, Bänder, Haare und Nägel profitieren. Kieselsäure führt zur Steigerung der Leukozytose (Vermehrung der weißen Blutkörperchen). Diese gebildeten Fresszellen (Phagozyten) können Bakterien und Viren im Blut und im Lymphsystem vernichten. Damit im Zusammenhang steht ein allgemein und indirekt leistungssteigerndes Potenzial. Besonders die Lungenstärkung nach z.B. langwieriger Bronchitis kann durch Kieselsäurepflanzen wie Ackerschachtelhalm unterstützt werden. Zu beachten ist, dass der Kieselsäuregehalt der Gewebe mit zunehmendem Alter ständig abnimmt, was sich z.B. durch Bindegewebsschwäche, Faltenbildung, Ekzeme, Krampfadern, Hämorrhoiden oder Durchblutungsstörungen äußern kann. Ebenfalls sind antioxidativ wirkende Flavonoide wie Quercetin und Kämpferolglykoside enthalten, allerdings gilt Quercetin als mutagen (erbgutverändernd) und toxisch (giftig). Bekannt sind die wundheilungsfördernden und juckreizhemmenden Effekte von Ackerschachtelhalmpräparaten. Bei Abszessen z.B. kann die aufweichende Wirkung hilfreich sein. Die enthaltenen Flavone wirken durch harntreibende Effekte entwässernd und durchspülend. Auch die Saponine zeigen wassertreibende Eigenschaften.
Anwendung:
Der Ackerschachtelhalm wird innerlich (Tee, Tinkturen, Fertigarzneimittel) und äußerlich (Gurgeln, Mundspülen, Badezusatz) genutzt bei:
- Harnwegsinfektionen, Nierengries
- Husten
- schlecht heilenden Wunden, Ekzemen, Abszessen
- Haut- Haar und Nagelschäden sowie Bindegewebsschwäche
- „schweren Beinen“, Ödemen
- Durchblutungsstörungen.
Historisches:
Schachtelhalmgewächse sind viele Millionen Jahre älter als die Blütenpflanzen. Im Erdzeitalter des Karbons, vor etwa 360–290 Mio. Jahren, existierten die Schachtelhalme bereits. Allerdings waren diese ursprünglich baumgroß. Einzelne Stängelabschnitte sehen aus, wie ineinander verschachtelt, daher wohl der Name der Pflanzen. Da mit den harten Schachtelhalmen gut Zinn geputzt werden konnte, nannte man die Pflanzen auch Zinn- oder Scheuerkraut. Im 16. Jahrhundert schätzte man vor allem die blutstillende Wirkung vom Ackerschachtelhalm. Die enthaltene lösliche Kieselsäure wurde als Tuberkulosetherapien unterstützend angesehen, d.h. das Lungengewebe sollte gestärkt und damit abwehrbereiter sein. In der Volksmedizin diente der Ackerschachtelhalm generell zur Regeneration geschädigter Gewebe. Der Pfarrer und Naturheilkundler Sebastian Kneipp (1821−1897) setzte die Heil- und Arzneipflanze bei Blasenschwäche und Blutungen ein.
Anmerkung:
Heute existieren wohl noch 32 Arten von Schachtelhalmgewächsen, wobei der Ackerschachtelhalm als DIE Kieselsäurepflanze gehandelt wird. Kieselsäurekristalle festigen die Zellwand und stabilisieren die gesamte Pflanzenzelle. Die das Bindegewebe stärkende, brüchige Nägel festigende und die Haarstruktur verbessernde Kieselsäure lässt sich effektiv aus den Pflanzenzellen lösen, wenn das Pflanzenmaterial etwa 20 Minuten vorsichtig in Wasser gekocht wird. In einer Kräuterteemischung kann die Kombination von Ackerschachtelhalm mit Vogelknöterich, Brennnessel und Hohlzahn hilfreich sein.
Hinweis:
Bei eingeschränkter Funktion der Nieren und des Herzens sollte keine Durchspülungstherapie durchgeführt werden. Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium