Allgemeines:
Die Brennnessel gehört zu den Brennnesselgewächsen. Brennnesseln wachsen als einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, seltener als Halbsträucher. Sie erreichen je nach Art (weltweit mehr als 30 Arten), Standort und Nährstoffsituation Wuchshöhen von 10 bis 300 Zentimetern bei den in Mitteleuropa vertretenen Arten. Im deutschsprachigen Raum sind vier Arten beheimatet: Die zweihäusige Große Brennnessel (Urtica dioica) und die einhäusige Kleine Brennnessel (Urtica urens) sind die bekanntesten und finden in der Naturheilkunde Anwendung. An den vierkantigen Stängeln wachsen kreuzgegenständige, länglich herzförmige, grob gezähnte, gestielte, mattgrüne Blätter. Als besonderes kennzeichen gelten kurze Borsten und Brennhaare auf der Ober- und Unterseite. Im oberen Teil der Pflanze stehen die unscheinbaren grünen Blüten blattachselständig, wobei männliche aufrechte Blüten vier und die weiblichen (hängende Rispen) zwei Kronblätter aufweisen. Nach der Blüte entwickeln sich die Früchte, einsamige Nüsschen. Es kommen sowohl Brennnesselblätter als auch die Wurzeln zur Anwendung. Die Pillenbrennnessel (Urtica pilulifera) und die Sumpfbrennnessel (Urtica kioviensis) werden arzneilich nicht genutzt.
Brennnesseln blühen zwischen Juli und Oktober und kommen auf der ganzen Welt in gemäßigten Zonen vor. Sie verbreiten sich sehr schnell und wachsen an Wegrändern, auf Schuttplätzen, an Zäunen und in Gärten.
Besonderes:
Brennnesseln enthalten in ihren Blättern Wirkstoffe (Triterpene), die Bakterien in ihrem Wachstum hemmen. Daneben sind organische Säuren, ätherisches Öl, die Vitamine C, B, und K sowie Steroide enthalten. Auch Mineralien wie Kalium, Kalzium und Kieselsäure, auch Eiweiß kommen vor, wobei vor allem Kalium zur Entwässerung beiträgt. In den Blättern befinden sich 1–2% Flavonoide, zum Beispiel auch die Substanzen Dihydroquercetin (Taxifolin) oder Rutin. Diese sekundären Pflanzenstoffe wirken leicht wassertreibend. Das heißt, sie erhöhen die Harnausscheidung und durchspülen somit die ableitenden Harnwege (also Blase, Harnleiter und Harnröhre). Hervorzuheben ist der hohe Chlorophyllgehalt (das Blattgrün), welches sauerstoffanreichernde Wirkung im Blut hat. Ursächlich hierfür ist die Beteiligung des Chlorophylls an der Bildung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen). Besonders ältere Menschen, die unter Blutarmut leiden, können von der Brennnessel profitieren. Die Sterole der Wurzeln sorgen dafür, dass weniger Testosteron (männliches Geschlechtshormon) vom Körper gebildet wird, welches sonst in höherer Konzentration zu unerwünschtem Wachstum der Prostata im höheren Alter führen kann. Brennnesselwurzel verbessert den Harnfluss, nach dem Wasserlassen verbleibt weniger Restharn in der Blase.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Fertigpräparate) und äußerlich (Haarwasser) bei:
- Harnwegsentzündungen, Nierensteinen (vorbeugend)
- Rheuma, Gicht
- Gallen- und Leberbeschwerden
- Miktionsbeschwerden (Probleme beim Wasserlassen), gutartiger Prostatavergrößerung
- Haarbodenproblemen
Historisches:
Schon den alten Griechen war im Altertum die heilende Kraft der Brennnessel bekannt. Infolge der brennenden Wirkung spielte die Pflanze auch im Aberglauben eine große Rolle. Früher gab man in frisch gemolkene Milch eine Handvoll Brennnesselblätter, um sie länger haltbar zu machen. Auch manche Lebensmittel wie Frischfleisch oder Fisch wurden in die Blätter von Brennnesseln eingewickelt aufbewahrt, um ihre Haltbarkeit zu verlängern (antibakterielle Wirkung).
Anmerkung:
Brennnesselsamen können gut als belebende, gesunde Nüsschen über Salate oder Eintöpfe gegeben werden. Brennhaare werden durch Kochen zerstört, für den Rohgenuss müssen die Blätter mit einem Nudelholz o.ä. abgerollt werden. Zur Osterzeit wird heute wieder gern die Gründonnerstagssuppe bereitet: Je nach Region werden Brennnessel, Bärlauch, Brunnenkresse, Löwenzahn, Udrang, Gänseblümchen, Vogelmiere, Schafgarbe und Sauerampfer mit Kartoffeln verarbeitet, verfeinert mit Sahne und Brotwürfeln, dekoriert mit Wildblüten. Brennnessel ist auch zum Grünfärben von Nudelteig geeignet.
Hinweis:
Bei Harnwegsinfekten und der Einnahme von Brennnesselpräparaten sollte darauf geachtet werden, ausreichend zu trinken. Das unterstützt den Durchspülungseffekt. Bei Wasseransammlungen im Körper, die durch eingeschränkte Herz- oder Nierenfunktion bedingt sind, darf Brennnessel nicht eingenommen werden.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium