Allgemeines:
Der Diptam (auch Aschwurz oder Brennkraut) ist eine zitronenartigen Duft verströmende, bis zu 120 cm hohe Staude, also mehrjährige und krautige Pflanze, die zu den Rautengewächsen gehört. Mit dem weißlichen, knotigen, stark verästelten Wurzelstock (Rhizom) überwintert der Diptam. Aus dem kriechenden Rhizom entwickeln sich mehrere, aufrechte, weich behaarte und unverzweigte Stängel, welche in den bodenfernen Teilen schwarze Öldrüsen aufweisen. Unpaarig gefiedert und wechselständig angeordnet erscheinen die grünen Blätter. Ein besonderes Kennzeichen der länglich-eiförmigen Fiederblätter stellen die vielen Öldrüsen, erkennbar an der Punktierung, dar. Fünfzählige auffällige Blüten (Durchmesser etwa 5 cm) stehen in lockeren Trauben, wobei sich das etwas kleinere Blütenblatt in Richtung Boden neigt. Die weiß‑, rosa- oder purpurfarbenen Kronblätter erscheinen dunkel geadert. In der Reifungsphase geben die Blütenstände besonders viel ätherisches Öl ab. Nach der Blüte entwickeln sich die Kapselfrüchte, welche zunehmend austrocknen. Nach dem Aufreißen rollen sich die Schalen der Kapselfrüchte ein und katapultieren die kleinen kugeligen Samen in die Umgebung, was der Verbreitung der Pflanze dient.
Arzneilich genutzt werden das getrocknete Kraut und die Wurzeln. Der Diptam bevorzugt warme, trockene, sonnige, kalkhaltige und stickstoffarme Gebiete, wächst z.B. in lichten Laubwäldern, Gebüschen und an Waldrändern. Beheimatet ist die Heil- und Zierpflanze vor allem in Asien, Südosteuropa und Nordafrika. In Deutschland und Österreich trifft man sie selten an. Hier gilt Diptam als gefährdet bzw. stark gefährdet und darf nicht gesammelt werden.
Besonderes:
Zu den besonderen Inhaltsstoffen gehören ätherische Öle mit z.B. Bergapten (ein Furanocumarin), Xanthotoxin, Psoralen, Pinen, Limonen, Estragol. Weiterhin Alkaloide, Saponine, Bitterstoffe, Flavonglykoside und Anthozyane. Diptam soll harntreibend und blähungswidrig wirken. Krampflösende, antibakterielle und verdauungsfördernde Eigenschaften werden der Pflanze zugeschrieben. Saponine erhöhen die Grenzflächenaktivität von Schleimhäuten, zeigen schleimlösende Effekte. Bitterstoffe unterstützen z.B. die Verdauung. Furanocumarine lösen chemische Reaktionen aus, in deren Folge die Lichtreizschwelle der Haut herabgesetzt wird. Der fototoxische Effekt besteht in der Bildung von freien Sauerstoffradikalen und der möglichen Schädigung der Erbsubstanz (DNA) der Hautzellen. Dies kann geschehen, wenn Furanocumarine in Kontakt mit der Haut gelangen und diese anschließend der Sonne ausgesetzt wird. Bläschenbildung ist ein erstes Anzeichen. Alkaloide beeinflussen die Informationsübertragung zwischen Nervenzellen, was bei Nervenschwäche nützlich sein kann. Heute wird die Heilpflanze aufgrund der nicht ungefährlichen Alkaloide kaum eingesetzt. Manche Wirkung ist umstritten oder nicht ganz eindeutig.
Anwendung:
Innerlich (Abkochung der Wurzel, Tropfen) bei:
- Verdauungsproblemen (z.B. Blähungen), Wurmbefall
- Menstruationsproblemen
- Nervenschwäche
Historisches:
Im Altertum sah man Diptam bereits als Heilpflanze an. Sie wurde auch aufgrund der auffälligen Blüten rasch kultiviert. Volksnamen sind z.B.: Escherwurz, Pfefferkraut, Weißer Diptam oder Spechtwurzel. 1753 veröffentlichte der schwedische Naturforscher Carl von Linneé (1707−1778) in seinem Werk „Species plantarum“ den Diptam zuerst nach konkreten Einordnungs- und Bezeichnungsregeln der binären (zweifachen) Nomenklatur. Dabei sollte der Gattungsname auf eine bestimmte Eigenschaft der Pflanze hinweisen. Der Gattungsname „Dictamnus“ entstammt einem Vergleich des sehr intensiven Geruchs und der Heilwirkung mit Diptam-Dost und Kretischem Diktam. Die wissenschaftliche Artbezeichnung „album“ bedeutet „weiß“ und stellt einen Bezug zu den fast weißen Wurzelteilen her. Seit 1936 steht der bereits zu dieser Zeit seltene und bedrohte Diptam unter Naturschutz. Die früher sehr beachtete Heilpflanze fand speziell in der Frauenheilkunde und als Verhütungsmittel Anwendung. Heute hat Diptam in der Schulmedizin keine Bedeutung mehr.
Anmerkung:
Der in seiner Blühphase sehr dekorative Diptam ist heute kaum in Gärten zu sehen. Ursächlich könnten die speziellen Standortansprüche und die teilweise giftigen Inhaltsstoffe sein. In sehr heißen Sommernächten geht das umfängliche ätherische Öl leicht in den gasförmigen Zustand über. Bei Windstille können die Dämpfe im Blütenbereich entzündet werden. Kurzzeitig leuchten bläuliche Flämmchen auf. Sogar Selbstentzündung findet statt. Die Pflanze bleibt unbeschädigt. Diptam heißt auch Brennender Busch.
Hinweis:
Bergapten kann für erhöhte Lichtempfindlichkeit sorgen, Alkaloide beeinflussen das Nervensystem, keine Anwendung während der Schwangerschaft.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium