Allgemeines:
Der Gemeine Dost (auch Wilder Majoran) ist eine unterirdisch ausdauernde, Ausläufer bildende, ca. 30–80 cm hohe Staude, die zu den Lippenblütengewächsen gehört. Weiterhin wird vereinfachend nur von Dost geschrieben. Der sehr feste, aufrechte Stängel zeigt oft einen rötliche äußere Einfärbung und manchmal zottige Behaarung. Die drüsig punktierten, kreuzständigen etwa eiförmigen Blätter (1−30 cm lang) sind ungeteilt, behaart und ganzrandig. Arzneilich genutzt wird das frische oder getrocknete Kraut. Kurz gestielte rosa bis purpurfarbene Blüten (etwa 5 mm) sitzen einzeln in der Achsel eines sogenannten Hochblattes. Die Blütenstände erscheinen insgesamt buschig dicht und doldenartig. Die nach der Blütezeit reifenden Früchte heißen Nüsschen. Mit einem langen, eher dünnen Wurzelstock überwintert der Dost. Alle Pflanzenteile verströmen einen würzig aromatischen Duft.
Die Pflanze bevorzugt trockene, kalkhaltige, sandige und warme Standorte. Man findet den Dost z.B. an südlich gelegenen Böschungen, Waldrändern, auf mageren Wiesen und Kahlschlägen. Ursprünglich wuchs er im Mittelmeergebiet, heute auch in Süddeutschland, der Schweiz, Österreich, Sibirien und im Himalajagebiet.
Besonderes:
Das ätherische Öl (0,1–1,8%) enthält vorwiegend Bisabolen, Thymol und Carvacrol. Gemeinsam mit den Flavonoiden hat es u.a. ein hohes entzündungshemmendes und antioxidatives Potenzial. Bekannt sind harn- und schweißtreibende, auch bakterien- und pilzhemmende Wirkungen. Unterstützt von den Bitter- und Gerbstoffen (bis 8%) ergeben sich krampflösende, auswurf- und verdauungsfördernde Eigenschaften des Krautes. Letzteres besonders durch die Anregung der Produktion von Verdauungsenzymen. Die Gerbstoffe sorgen zusätzlich für zusammenziehende Effekte. Bitterstoffe regen den Appetit an.
Anwendung:
Innerlich (Tee) und äußerlich (z.B. Gurgeln, Mundspülen, Badezusatz) bei:
- Entzündungen im Mund-Rachenraum, Hals
- Krampf- und Keuchhusten
- Magen- und Darmbeschwerden, Durchfall
- Schmerzhafter Menstruation
- Appetitlosigkeit
Historisches:
Der Pflanzenname Dost stammt möglicherweise vom Mitteldeutschen doste (Strauß) aufgrund der buschigen Blütenstände ab. Dostarten wurden bereits in der alten griechischen Heilkunde verwendet. Der Arzt Pedanius Dioskurides (um 40 u.Z. bis um 90 u.Z.) riet in seinem Werk „De materia medica“ („Große Arzneimittellehre“) zum Einsatz bei Bissen giftiger Tiere. Römer nutzten Dost zur Bekämpfung von Ameisen. Noch heute ist die Pflanze oft unter denen des Kräuterbusches, welcher in Kirchen an Mariä Himmelfahrt geweiht wird. Er durfte in vergangenen Zeiten nie in der Pflanzenapotheke von Bauern fehlen, sollte er doch nicht nur Tier und Mensch heilen, sondern generell Unheil fern halten.
Anmerkung:
Aufgrund des milden krampflösenden Charakters kann der Dost gut bei Kindern verwendet werden. Als Teedroge eignet sich die Kombination mit Salbei und Kamille. Dost findet häufig, ähnlich wie Majoran, als starkes Gewürz seinen Einsatz. Ein in Mitteleuropa wachsender Dost, Oregano, weist weniger ätherisches Öl als Origanum vulgare auf. Er spielt besonders in der italienischen Küche eine große Rolle.
Hinweis:
In der Schwangerschaft sollte Dost nicht angewendet werden. Nebenwirkungen sind nicht dokumentiert.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium