Allgemeines:
Die Walderdbeere ist eine mehrjährige, krautige und insgesamt zart behaarte, etwa 20 cm hohe Pflanze, die zu den Rosengewächsen gehört. Die Überwinterung gelingt mit dem leicht verholzten, kurzen Wurzelstock, dem Rhizom. Mit Ausläufern aus der Achse der Grundblätter verbreitet sich die Pflanze. Die Blätter der grundständigen Rosette sind meist dreizählig und gefiedert. Die wechselständig angeordneten Blätter zeigen eiförmig-elliptische Form mit stark gesägtem Rand. Die wenigen Blüten stehen in Trugdolden, wobei 5 weiße Kronblätter auffallen. Nach der Blüte entwickelt sich der gewölbte Blütenboden zu einer Scheinbeere. Die rote, fleischige Scheinfrucht ist eine sogenannte Sammelnussfrucht. Auf der Oberfläche der Beere erkennt man die eigentlichen Früchte, d.h. zahlreiche braune, grüne oder rötliche einsamige Nüsschen. Medizinisch genutzt werden die Blätter, manchmal die Wurzeln.
Die Walderdbeere wächst auf sandigen, lehmigen, nährstoffreichen Böden und bevorzugt lichte Gebiete. Man findet sie in Laub- und Nadelwäldern, ebenfalls an Wegrändern. Verbreitet ist die Pflanze in Europa, Asien und Nordamerika.
Besonderes:
Die Erdbeerblätter enthalten viele Gerbstoffe, wie kondensierte Gerbstoffe (Catechingerbstoffe) und Ellagitannine. Diese bilden in Verbindung mit Sauerstoff große Komplexe, die sich mit der Schleimhaut und der Haut verbinden. Dadurch wird ein zusammenziehender und festigender Effekt erreicht. Bakterien, Pilzen und Viren wird die Lebensgrundlage entzogen, das weitere Eindringen in den Körper eingeschränkt. Allerdings hemmen Ellagitannine die Eisenaufnahme aus der Nahrung. Gerbstoffe haben durch die zusammenziehende Wirkung keim‑, entzündungshemmenden und stopfenden Charakter. Der umfangreiche Schutz der Schleimhaut durch Gerbstoffkomplexe sorgt auch für das Abdichten zarter Blutgefäße, den Kapillaren. Dadurch werden gegebenenfalls Blutstillung und Gesundung gefördert. Bekannt sind ebenfalls die Schmerz- und Juckreizlinderung. Erdbeerblätter enthalten Vitamin C und Flavonoide, welche antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen. Unterstützung erfolgt durch ätherisches Öl.
An dieser Stelle sei auf die rote Erdbeere hingewiesen, die zwar nicht im medizinischen Sinne genutzt, aber sehr viele Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Kalzium, Eisen, Zink, Kupfer, Phosphor und Kobalt enthält, die für die Funktionsfähigkeit des Körpers außerordentlich wichtig sind. Walderdbeeren gehören zu den Vitamin-C-reichsten Früchten.
Anwendung:
Innerlich (Tee) und äußerlich (Gurgeln, Auflagen) bei:
- Magen- und Darmbeschwerden, speziell Durchfall
- Leber- und Gallenleiden, Gelbsucht (therapiebegleitend)
- Gicht, Rheuma
- Akne
Historisches:
Der Name Erdbeere stammt wohl daher, dass die Früchte oft auf dem Boden liegen. Schon in der Steinzeit waren sie Bestandteil der menschlichen Ernährung. Direkt kultiviert wurde die Pflanze im Mittelalter, wobei der Pflanzenname bereits im 12. Jahrhundert Erwähnung findet. Versuche, die Größe der kleinen Beeren steigernd zu beeinflussen scheiterten vorerst. 1714 führte der Franzose Amédée François Frézier die Chile-Erdbeere aus Südamerika in Europa ein. Um 1750 wurde durch Kreuzung der Chilenischen mit der Scharlacherdbeere die Gartenerdbeere mit den bekannten großen Früchten entwickelt. In England sind die Blätter der Erdbeere ein Zeichen in der Rangordnung: Herzogskronen weisen 8 Erdbeerblätter auf. Symbolisch steht die Erdbeere z.B. für die Verlockung zur Sünde, bescheidene Schönheit und als Frucht des Geistes.
Anmerkung:
Die Qualität der Erdbeerblätter ist im Deutschen Arzneimittel Codex (DAC) festgehalten, wobei derzeit noch keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel erfolgt ist. Die Blätter der Walderdbeere können als Ersatz für schwarzen Tee genutzt werden.
Hinweis:
Nicht anzuwenden ist die Walderdbeere bei Allergien allgemein gegen Erdbeerpflanzen. Bezüglich der Verwendung von Erdbeerblättern liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse für Schwangere, Stillende und Personen unter 18 Jahren vor.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium