Allgemeines:
Jiaogulan (auch Kraut der Unsterblichkeit oder Rankende Indigopflanze) ist eine eher zarte, einjährige bis ausdauernde, krautige und schnell wachsende Kletterpflanze, die zu den Kürbisgewächsen gehört. Schling- und Ranktriebe sorgen dafür, dass die Pflanze 3–5 m hoch wachsen kann. Den Winter überdauert das Kraut mit nährstoffspeichernden, knollig verdickten Rhizomen (Wurzelstöcken), über die sie sich auch vermehrt. Durchscheinende, wechselständige, leicht nach Lakritz schmeckende, intensiv grüne, unpaarig gefiederte Blätter wachsen an den oft gegabelten Stängeln. Die meist zugespitzten Fiederblättchen zeigen sich nicht einheitlich geformt, das am Ende befindliche übersteigt die Größe der anderen. Entlang der Blattnerven ist Behaarung möglich. Die Pflanze bildet kleine, unauffällige, grün-gelbweißliche sternförmige Blüten, die in hängenden Rispen stehen. Das Kraut zählt zu den zweihäusigen, getrenntgeschlechtigen Pflanzen. Aus den weiblichen Blüten entwickeln sich kugelige schwarze Beeren mit den Samen.
Verwendet werden das frische und getrocknete Kraut. Jiaogulan bevorzugt feuchten, gut durchlüfteten, humusreichen Boden und sonnig-halbschattige Gebiete. Die in China, Japan, Taiwan, Korea, Indien, Thailand und Malaysia beheimatete Pflanze zeigt sich bis ‑15°C frostresistent.
Besonderes:
Zu den wertvollen Inhaltsstoffen zählen die zur Gruppe der Saponine gehörenden Gypenoside und Ginsenoside. Jiaogulan wird den Adaptogenen zugeordnet, d.h., diese pflanzlichen Substanzen helfen dem Körper mit belastenden Situationen umzugehen. Adptogene beruhigen bei Stress, regen bei Erschöpfung an. Bekannt sind antientzündliche, antibakterielle, immunstimulierende, entgiftende, antioxidative, den Blutzucker und LDL-Cholesterin senkende, durchblutungsfördernde und blutbildende Eigenschaften. Die roten Blutkörperchen erhöhen die Sauerstoffbindung, wodurch der Sauerstoffgehalt des Blutes insgesamt steigt und sich ebenfalls die Arbeitskapazität der Muskeln durch bessere Sauerstoffausnutzung verstärkt. Regenerationszeiten können sich verkürzen. Jiaogulan wird krebshemmendes Potenzial zugeschrieben. Viel Erfolg versprechende Studien laufen, als Allheilmittel gegen Krebs gilt die Pflanze allerdings nicht. Möglicherweise hilft sie bei Fettleberproblemen. Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe unterstützen die allgemeine Funktion des Körpers.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Blattgemüse, Fertigpräparate) bei:
- Magen-Darm-Entzündungen
- Bronchitis, Asthma
- Konzentrationsschwäche, Erschöpfung, Müdigkeit, nachlassender Leistungsfähigkeit
- Regeneration nach langwierigen Erkrankungen
- allgemeinen Altersbeschwerden
- Diabetes, Lebererkrankungen
- Herzschwäche
- Krebs (vorbeugend, Therapie begleitend)
- Gewichtsreduktion
Historisches:
Um 1406 findet Jiaogulan in China während der Ming-Dynastie erstmals in der Schrift „Heilkräuter gegen die Hungersnot“ Erwähnung. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird die Pflanze schon seit Jahrhunderten z.B. bei Erkrankungen des Herz- und Gefäßsystems, zur Entgiftung und als Stärkungsmittel genutzt. Jiaogulan ist in China unter Xiancaio bekannt – als Kraut der Unsterblichkeit. Unter diesem Namen wird sie im deutschsprachigen Raum immer beliebter. In Mitteleuropa wurde man erst in den 1970er Jahren auf das Heilkraut aufmerksam. Traditionell als Heilpflanze findet Jiaogulan auch in Thailand und Japan Anwendung.
Anmerkung:
Jiaogulan gilt in Asien als Heilpflanze mit größtenteils übereinstimmendem Wirkungsspektrum wie der echte Ginseng. Beide Pflanzen gehören unterschiedlichen Pflanzenfamilien an, enthalten jedoch teilweise ähnliche Substanzen. In der TCM gilt Jiaogulan als eine der bedeutendsten gesundheitsfördernden Pflanzen. Für den leicht grasartig und süß schmeckenden Tee können frische oder getrocknete Jiaogulanblätter verwendet werden. Als Frischgemüse oder für Salat eignen sich besonders junge, zarte Triebe. Die etwas nach Lakritz schmeckenden Blättchen können auch einfach pur verzehrt werden. Gekochte Blätter sind dem Spinat nicht unähnlich. Vor der Blüte der Pflanze ist der Saponingehalt am höchsten.
Hinweis:
Nach 6 Wochen sollte eine Daueranwendung unterbrochen werden, da die Heilsubstanzen recht stark wirken. Gewöhnungseffekte werden vermieden. Neben- und Wechselwirkungen sind nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium