Allgemeines:
Die Großblütige Königskerze, auch Großblütige Wollblume, ist eine bis zu 2 m hohe zweijährige Pflanze, die zu den Rachenblüten- bzw. Braunwurzgewächsen gehört. Weiterhin wird vereinfachend nur von Königskerze geschrieben. Aus einer derben behaarten Blattrosette entwickelt sich ein stabiler, aufrechter, runder und behaarter Stängel. Dieser trägt sogenannte herablaufende (herabhängende) Blätter, die meist bis zum Folgeblatt reichen. Die ungeteilten und großen Blätter sind gekerbt und eiförmig-elliptisch. Die zwittrigen, gelben, bis zu 5 cm großen Blüten sind verwachsen und stehen in Büscheln von bis zu 5 Blüten. Die Blumenkrone erscheint radförmig. Die getrockneten Blüten werden arzneilich genutzt. Nach der Blüte entwickeln sich Früchte, wobei es sich um kuglige bis eiförmige, vielsamige Kapseln handelt.
Die Königskerze ist ein Pfahlwurzler und bevorzugt sonnige, windgeschützte und kalkhaltige Gebiete. Sie wächst z.B. auf Schuttplätzen, an steilen Böschungen und Hängen und in lichten Wäldern. Man findet sie häufig im östlichen Mittelmeergebiet, Europa, Westasien und Marokko. Kultiviert wird die Großblütige Königskerze in Ägypten, Tschechien und Bulgarien.
Besonderes:
Die enthaltenen Schleime (ca. 3%) wirken reizmildernd und bakterienhemmend. Sie bewahren die Atemwege vor zu hoher Trockenheit. Hinzu kommen die auswurffördernden und schleimlösenden Eigenschaften der Saponine. Durch Aktivierung der Schweißdrüsen regen die Saponine die allgemeine Entgiftung des Körpers über die Hautoberfläche an. Saponine wirken bakterienhemmend, stoffwechselanregend und abführend. Das enthaltene Aucubin (sekundärer Pflanzenstoff der Gruppe der Iridoide) hat, wie das ätherische Öl insgesamt entzündungshemmende Eigenschaften. Unterstützt werden die positiven Effekte der Königskerzenblüten, auch Wollblumen genannt, von den Flavonoiden.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Fertigpräparate) bei:
- Katarrhen (Schleimhautentzündungen) der Luftwege, chronischer Bronchitis
- Erkältungskrankheiten, trockenem Husten, Halsschmerzen und Heiserkeit
Historisches:
Der wohl berühmteste Arzt des Altertums Hippokrates von Kos (um 460 v.Chr.-um 377 v.Chr.) empfahl die Königskerze als probates Mittel gegen Wunden. Die Heilkundlerin Hildegard von Bingen (1098−1179) bezeichnete die Heilpflanze wohl als „wullena“. Durch deren Kraft sollte ein „traurig Herz“ gesunden und Husten verschwinden. Die sehr hohe Pflanze wurde im Mittelalter in Königshäusern als Fackel genutzt. In Pech oder Wachs getaucht, leistete sie entsprechende Dienste. Daher wohl der Name Königskerze.
Anmerkung:
Die Blüten sind als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (HMPC) und die Qualität im Europäischen Arzneibuch (Ph.Eur.) festgehalten. Sammelt man die Blüten selbst, sollte dies zwischen 9 und 10 Uhr geschehen, da der Wirkstoffgehalt zu dieser Zeit am höchsten ist. In einer Teemischung bietet sich die Kombination mit Fenchel, Vogelknöterich, Isländisch Moos und Lindenblüten an.
Hinweis:
Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind nicht bekannt. Hinsichtlich der Verwendung von Königskerzenblüten liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse für Schwangere, Stillende und Kinder unter 12 Jahren vor.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium