Allgemeines:
Topinambur ist eine stark wuchernde, bis zu 3 m hohe, ausdauernde Gemüsepflanze, die zu den Korbblütengewächsen gehört. Topinambur zeichnet sich durch 10–20 cm lange, 4–5 cm dicke mehrgliedrige und inulinhaltige Speicherwurzeln aus. Die süßlich schmeckenden Knollen sind je nach Sorte verschiedenfarbig. Topinambur überwintert mit Wurzelteilen und Erdkriechsprossen. Aus der apfel- bis spindelförmigen Knolle entwickeln sich aufrechte, verzweigte und behaarte Stängel. Grob behaart, eiförmig und mit gesägtem Rand zeigen sich die Blätter. Die zwittrige Pflanze hat einen körbchenartigen Blütenstand, wobei 4–8 cm breite gelbe Blütenköpfe in den Achseln der oberen Blätter stehen. Die abgeflachten 7–17 mm langen Früchte heißen Achäen. Topinambur vermehrt sich über Samen und Teile der Sprossknolle. Verwendet werden alle Pflanzenteile, vor allem die Knolle.
Am besten gedeiht Topinambur an sehr sonnigen Standorten aber auch im Halbschatten, in lockeren, nährstoffarmen Böden. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Nordamerika. Heute wächst sie z.B. auch in Nordfrankreich und Mitteleuropa. Wesentliche Anbaugebiete sind: Südfrankreich, Asien, Australien und Nordamerika.
Besonderes:
Der Hauptinhaltsstoff der Wurzelknolle von Topinambur heißt Inulin (15–22%). Inulin ist ein Fruktosepolysaccharid (Vielfachzucker), der sich positiv auf den Blutdruck und den Cholesterinspiegel auswirkt. Inulin kann nicht im Dünndarm zu Glukose (Einfachzucker) abgebaut werden, da das notwendige Enzym Inulase im Körper fehlt. Inulin ist deshalb ein Ballaststoff, der erst im Dickdarm den gesunden Bifidobakterien als Nahrung dient, ihre Vermehrung fördert und somit zu den Präbiotika gehört. Für die Verstoffwechselung von Inulin wird kein Insulin gebraucht, was für Diabetiker von Interesse ist. Topinambur quillt in Verbindung mit Wasser im Magen auf, was zur Dämpfung des Hungergefühls führt und sich somit positiv auf die Gewichtsreduktion auswirkt. Salicylsäure hat antimikrobielle und entzündungshemmende Effekte. Betain, Cholin und Saponine gelten als krebshemmend, enthaltene Polyphenole und Vitamin C als antioxidativ. Topinambur enthält viel Kalium und Kupfer, welche wichtig für die Informationsweiterleitung im Nervensystem bzw. an der Bildung der roten Blutkörperchen beteiligt sind. Unterstützung erfährt der Stoffwechsel auch durch die Vitamine A und B.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Trinkkur, Knollengemüse, Pulver) und äußerlich (Bäder, Auflagen) bei:
- Hohem Cholesterinspiegel
- Diabetes
- Gewichtsreduktion (Abnehmen)
- Aufbau und Regeneration des Mikrobioms im Darm
- Magen- und Darmerkrankungen
- Trockener Haut, Ekzemen
- Krebsvorbeugung
Historisches:
Topinambur wird auch als Erdapfel, Jerusalem-Artischocke oder Ewigkeitskartoffel genannt. Namensgeber waren brasilianische Ureinwohner, die Tupinambá. Französische Auswanderer schickten etwa 1610 die Topinamburknollen aus Nordamerika nach Frankreich. Im 18. Jahrhundert wurde Topinambur allerdings von der Kartoffel verdrängt, erlangte aber später wieder mehr Bedeutung. Ende des 19. Jahrhunderts spielte Topinambur für die Herstellung von Branntwein eine große Rolle. Auch als Futterpflanze für Pferde und Schweine wird Topinambur heute noch eingesetzt. Da die Kartoffel eine bessere Lagerfähigkeit aufweist und bei der Ernte ergiebiger ist, verdrängte diese in der Vergangenheit Topinambur.
Anmerkung:
Heute wird Topinambur auch als Gemüse verwendet (auf Wochenmärkten verstärkt angeboten), da er sehr schmackhaft und außerordentlich gesund ist. Viele verschiedene Sorten, wie z.B. Gigant, Henriette, Topstar oder Gute Gelbe werden gehandelt. Außerdem ist die Frostresistenz der Knollen (bis ‑30°C) beim Anbau und der Lagerung förderlich.
Hinweis:
Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium