Allgemeines:
Orthosiphon (auch Katzenbart oder Indischer Nieren- und Blasentee) ist ein ausdauernder, krautiger, 60–100 cm hoher, insgesamt feinbehaarter Halbstrauch, der zu den Lippenblütengewächsen gehört. Aus dicken, manchmal verholzten Wurzeln entwickeln sich purpurfarbene vierkantige Stängel. Die grob gezähnt lanzettlichen, kurz gestielten und kreuzgegenständig angelegten Blätter weisen eine braungrüne Oberseite auf. Punktförmige Öldrüsen und blauviolette Blattnerven kennzeichnen die graugrüne Blattunterseite. Medizinisch verwendet werden die getrockneten Blätter und Stängelspitzen, wobei die Blätter leicht aromatischen Geruch und schwach bitter-salzigen Geschmack aufweisen. Zwittrige Blüten stehen endständig in ährigen, mehrblütigen Scheinquirlen angeordnet. Fünfzählige weiße-zartviolette Lippenblüten mit vier langen Staubblättern, langem Griffel und doppelter Blütenhülle fallen auf. Kronblätter sind zur zweilippigen Krone, Kelchblätter röhrenartig verwachsen. Nach der Blüte entwickeln sich Klausenfrüchte (Zerfallfrüchte). Die Frucht zerfällt leicht in vier einsamige, etwa kugelige Teilfrüchte, die Nüsschen.
Heimisch ist Orthosiphon vor allem im tropischen Südostasien, Australien, Malaysia und Indien. Kultiviert wird die Pflanze auch auf Sumatra und Java.
Besonderes:
Zu den wertvollen Inhaltsstoffen zählen Flavonoide (z.B. Sinentenin, Eupatorin, Salvigenin), ätherisches Öl (mit z.B. Sesquiterpenen, Rosmarinsäure, Orthosiphol, Orthosiphon), Saponinen, Gerbstoffen, Tanninen und Kaliumsalzen. Die Inhaltsstoffe der Blätter können zur Steigerung der Harnmenge führen und dementsprechend die Durchspülung der Harnwege anregen. Ausschwemmende (Nierengries) und Harnsäure ausscheidende Eigenschaften unterstützen die Nierenfunktion und sind bei leichten Blasenproblemen und als Gichtprophylaxe vorteilhaft. Dabei hindern besonders das ätherische Öl und die Gerbstoffe die krankheitserregenden Bakterien im Wachstum, an ihrer Vermehrung und am Eindringen in den Körper.
Ätherisches Öl und Flavonoide haben beruhigendes, durchblutungsförderndes und entzündungshemmendes Potenzial. Die Blätter von Orthosiphon zählen zu den Aquaretika. Die Stoffgruppe zeigt mild entwässernde Eigenschaften, wobei die Senkung des Körpergewichts und des Blutzuckerspiegels positive Begleiterscheinungen darstellen. Kaliumsalze fördern die harntreibende Wirkung. Flavonoide und ätherisches Öl zeigen ebenfalls krampflösende Effekte. Im Zusammenhang mit Cumarinen und Bitterstoffen wird die Durchblutung angeregt, was sich günstig auf Rheuma und Gelenkprobleme auswirken kann.
Anwendung:
Innerlich (Tee, Fertigpräparate wie Kapseln, Tabletten, Instanttee) bei:
- Entzündungen der ableitenden Harnwege, Nierengries
- bakteriellen Harnwegsinfekten
- Reizblase
- Gichtprophylaxe
Historisches:
Der deutsche Name Katzenbart leitet sich von einer botanischen Besonderheit ab. Die vier extrem langen Staubblätter der Blüte ähneln stark den Schnurrhaaren einer Katze. Die wissenschaftliche Bezeichnung Orthosiphon entstammt dem Griechischen und bedeutet „aufrecht stehendes Rohr“ – ebenfalls ein Blütenbauvergleich. Laut traditioneller thailändischer Medizin hilft Orthosiphon gegen verschiedene Krebsleiden und als harntreibendes Mittel. In Europa wurde die Heilpflanze ab Ende des 19. Jahrhunderts zur medizinischen Anwendung genutzt. Als Indischen Nierentee setzte man die Pflanze schon lange als probates Mittel gegen Gicht, hohen Blutdruck, Blasen- und Nierenleiden ein.
Anmerkung:
Indischer Nierentee oder Javatee ist im Handel die übliche Bezeichnung für Tee aus Orthosiphon. Die Kombination mit Birkenblättern, Brennnesselblättern und Goldrutenkraut in der Teemischung erweist sich als positiv. Die Qualität der Blätter von Orthosiphon, traditionelles pflanzliches Arzneimittel, ist im Europäischen Arzneibuch (Ph.Eur.) festgehalten.
Hinweis:
Während einer Durchspülungskur muss zusätzlich reichlich Flüssigkeit aufgenommen werden. Bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierenfunktion empfiehlt sich eine Durchspülungstherapie mit Orthosiphon nicht. Sollten Symptome wie Fieber, Harnverhalten, Krämpfe oder Blut im Urin auftreten, ist ärztliche Konsultation unerlässlich. Studien zur Unbedenklichkeit bei Schwangeren, Stillenden und Personen unter 18 Jahren liegen noch nicht vor.
© Antje Hrdina ● Heilpflanzenkompendium